Heute ist Tapetenwechsel angesagt. Wir wollen Richtung Helsingør, denn dort gibt es im M/S Maritimen Museum eine Ausstellung mit Wrackfotografien, die wir gerne sehen wollen. Gegen Mittag verlassen wir Malmö. Der Wind kommt südlich und heute ist kein Regen angesagt. Also hoch mit Großsegel und Genua II.
Irgendwie erstaunlich, auf dem Øresund treffen wir nur einige Sportboote, aber kaum Frachtschiffe. Vor zwei Jahren hat das hier ganz anders ausgesehen.
Zunächst weht der Wind mit etwa 4 aus SW. Dann aber kommt eine dicke Wolke und der Wind frischt auf 5 Bft mit Böen von 6 Bft auf. Lorrikeet kommt einmal wieder ins Surfen. Hätten wir heute Strom von Achtern, wie vorgestern, würden wir bestimmt den Geschwindigkeitsalarm von unserem GPS Tracker auslösen.
Da es sich um eine einzelne Wolke handelt, lassen wir die Segel erst einmal stehen und konzentrieren uns auf gutes Steuern. Der Wind hat aber auch so gedreht, dass wir in die Bucht vor Helsingør halten und dann dort eine Halse machen müssen. Wir entscheiden uns, vor dem Manöver das Großsegel zu bergen. Bei dem Wind reicht auch die Fock.
Als die Wolke durch ist, wird der Wind etwas schwächer, aber immer noch genug für das Segeln unter Genua II. Allerdings zieht dahinter eine neue Wand auf und es ist mit Regen und Schauerböen zu rechnen. Ein Blick in die Karte zeigt als Alternativhafen vor Helsingør den Hafen von Snekkersten. Klaus kann sich dunkel daran erinnern, dass er mit seinen Eltern und dem Käpt‘n Knurrhahn II schon einmal dort war und sie von hier mit der Bahn nach Kopenhagen gefahren sind.
Der Südwind im Öresund hat mittlerweile ordentlich Seegang an der engen Hafeneinfahrt aufgetürmt. Wir verzichten deshalb auf das obligatorische Setzen der korrekten Gastlandflagge (Wir haben ja noch die schwedische Flagge stehen). Also mit Schwung und viel Konzentration hindurch und dann gleich scharf links abbiegen! Im kleinen Hafen stellen wir fest, dass alle Plätze belegt oder rot ‚Optaget‘ (besetzt) sind. Plötzlich ertönt ein Pfiff und eine Gruppe von Dänen zeigt vor den Clubhaus auf einen freien Platz, der jedoch rot gekennzeichnet ist. Petra muss dafür Lorrikeet zweimal fast auf der Stelle drehen. Wir machen fest und erfahren, dass der Liegeplatz frei ist, da das Boot, das dort normalerweise liegt in einem anderen Hafen zur Reparatur ist und dieses Wochenende nicht mehr kommt. Schnell wechseln wir noch die Gastlandflagge.
Die Atmosphäre mit den Leuten vom Segelclub, die sich auf einen Grillabend am Hafen freuen, ist sehr freundschaftlich. Wir gehen erst einmal im kleinen Restaurant am Hafen etwas essen. Obwohl das Restaurant wegen des Platzregens, der nun über den Hafen zieht, sehr voll ist und nur Reservierungen Platz finden, findet sich mit einem schnell herein geholten Tischchen noch eine Lösung für uns. Die Qualität des Essens ist hervorragend. Als wir bezahlen kommen wir noch mit dem Pärchen am Nachbartisch ins Gespräch. Sie berichten uns, dass es in Helsingør vermutlich keine Liegeplätze mehr für Gastlieger gibt, da in wenigen Tagen die Regatta Sjælland Rundt startet. Sie startet und endet in Helsingør und führt, wie der Name schon sagt, einmal rund Seeland.
Als wir zurück zum Boot kommen, werden wir noch in die fröhliche Runde auf der überdachten Terrasse des Clubhauses eingeladen. Wir verbringen den Rest des Abends mit netten Menschen und singen zu Musik, die über Bluetooth von verschiedenen Mobiltelefonen, auch unseren, auf eine kleine Box auf dem Tisch übertragen wird.