Tour in das gemütliche und freundliche Snekkersten

Heute ist Tapetenwechsel angesagt. Wir wollen Richtung Helsingør, denn dort gibt es im M/S Maritimen Museum eine Ausstellung mit Wrackfotografien, die wir gerne sehen wollen. Gegen Mittag verlassen wir Malmö. Der Wind kommt südlich und heute ist kein Regen angesagt. Also hoch mit Großsegel und Genua II.

Flugzeuge im Landeanflug auf den Kopenhagener Flughafen fliegen im Minutentakt über uns hinweg

Flugzeuge im Landeanflug auf den Kopenhagener Flughafen fliegen im Minutentakt über uns hinweg

Irgendwie erstaunlich, auf dem Øresund treffen wir nur einige Sportboote, aber kaum Frachtschiffe. Vor zwei Jahren hat das hier ganz anders ausgesehen.

Zunächst weht der Wind mit etwa 4 aus SW. Dann aber kommt eine dicke Wolke und der Wind frischt auf 5 Bft mit Böen von 6 Bft auf. Lorrikeet kommt einmal wieder ins Surfen. Hätten wir heute Strom von Achtern, wie vorgestern, würden wir bestimmt den Geschwindigkeitsalarm von unserem GPS Tracker auslösen.

Da es sich um eine einzelne Wolke handelt, lassen wir die Segel erst einmal stehen und konzentrieren uns auf gutes Steuern. Der Wind hat aber auch so gedreht, dass wir in die Bucht vor Helsingør halten und dann dort eine Halse machen müssen. Wir entscheiden uns, vor dem Manöver das Großsegel zu bergen. Bei dem Wind reicht auch die Fock.

Als die Wolke durch ist, wird der Wind etwas schwächer, aber immer noch genug für das Segeln unter Genua II. Allerdings zieht dahinter eine neue Wand auf und es ist mit Regen und Schauerböen zu rechnen. Ein Blick in die Karte zeigt als Alternativhafen vor Helsingør den Hafen von Snekkersten. Klaus kann sich dunkel daran erinnern, dass er mit seinen Eltern und dem Käpt‘n Knurrhahn II schon einmal dort war und sie von hier mit der Bahn nach Kopenhagen gefahren sind.

Der Südwind im Öresund hat mittlerweile ordentlich Seegang an der engen Hafeneinfahrt aufgetürmt. Wir verzichten deshalb auf das obligatorische Setzen der korrekten Gastlandflagge (Wir haben ja noch die schwedische Flagge stehen). Also mit Schwung und viel Konzentration hindurch und dann gleich scharf links abbiegen! Im kleinen Hafen stellen wir fest, dass alle Plätze belegt oder rot ‚Optaget‘  (besetzt) sind. Plötzlich ertönt ein Pfiff und eine Gruppe von Dänen zeigt vor den Clubhaus auf einen freien Platz, der jedoch rot gekennzeichnet ist. Petra muss dafür Lorrikeet zweimal fast auf der Stelle drehen. Wir machen fest und erfahren, dass der Liegeplatz frei ist, da das Boot, das dort normalerweise liegt in einem anderen Hafen zur Reparatur ist und dieses Wochenende nicht mehr kommt. Schnell wechseln wir noch die Gastlandflagge.

Die Atmosphäre mit den Leuten vom Segelclub, die sich auf einen Grillabend am Hafen freuen, ist sehr freundschaftlich. Wir gehen erst einmal im kleinen Restaurant am Hafen etwas essen. Obwohl das Restaurant wegen des Platzregens, der nun über den Hafen zieht, sehr voll ist und nur Reservierungen Platz finden, findet sich mit einem schnell herein geholten Tischchen noch eine Lösung für uns. Die Qualität des Essens ist hervorragend. Als wir bezahlen kommen wir noch mit dem Pärchen am Nachbartisch ins Gespräch. Sie berichten uns, dass es in Helsingør vermutlich keine Liegeplätze mehr für Gastlieger gibt, da in wenigen Tagen die Regatta Sjælland Rundt startet. Sie startet und endet in Helsingør und führt, wie der Name schon sagt, einmal rund Seeland.

Als wir zurück zum Boot kommen, werden wir noch in die fröhliche Runde auf der überdachten Terrasse des Clubhauses eingeladen. Wir verbringen den Rest des Abends mit netten Menschen und singen zu Musik, die über Bluetooth von verschiedenen Mobiltelefonen, auch unseren, auf eine kleine Box auf dem Tisch übertragen wird.

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Stadtbummel in Malmö am Nationalfeiertag

Darbietung zum Natonalfeiertag in Schweden auf dem großen Marktplatz in Malmö

Darbietung zum Natonalfeiertag in Schweden auf dem großen Marktplatz in Malmö

Heute morgen regnet es, kräftigen Wind gibt es auch und es ist der Nationalfeiertag in Schweden. Man lässt sich aber nicht vom Feiern abbringen. Erst einmal eine kleine Erklärung, was überhaupt gefeiert wird (siehe Wikipedia:https://de.wikipedia.org/wiki/Schwedischer_Nationalfeiertag). Gefeiert wurden die Krönung Gustav Wasas am 6. Juni 1523 und die damit verbundene Auflösung der Union mit Dänemark, was Schweden zu einem selbständigen Staat machte. Ab 1916 wurde der 6. Juni als „Tag der schwedischen Flagge“ gefeiert.

Alte Werbung an den Häusern am großen Marktplatz in Malmö

Alte Werbung an den Häusern am großen Marktplatz in Malmö

Nachdem der Regen aufgehört hat, gehen wir in die Stadt zum großen Marktplatz. Wir werder freunlich mit einem gratis Erdbeereis empfangen. Dort finden die Feierlichkeiten statt. Auf einer großen Bühne führt ein in Schweden bekannter Tenor durch das Programm mit Musik, Aufführungen von Sportartisten und einer Rede der Bürgermeisterin. Sie begrüßt die neu eingebürgerten Einwohner der Stadt und spricht über den Wert von Demokratie, Freiheit und Toleranz.

Mit gemieteten Booten kann man auf den zahlreichen Wasserläufen in Malmö spazieren fahren

Mit gemieteten Booten kann man auf den zahlreichen Wasserläufen in Malmö spazieren fahren

Da wir des Schwedischen nicht so mächtig sind, verlassen wir nach einiger Zeit die Veranstaltung und gehen noch Schuhe kaufen, da Klaus die Sohlen seiner Segelschuhe bereits durchgelaufen hat. Für das Pflastertreten sind sie dann doch nicht so gut geeignet.

Die Mühle des Malmöer Schlosses

Die Mühle des Malmöer Schlosses

Wir bummeln weiter durch die Stadt zum Schloss von Malmö, das von einem großen Garten und viel Wasser umgeben ist und heute eine Kunst- und Gemäldesammlung beherbergt, sowie das Stadt- und Naturkundemuseum ist, also eine große Bandbreite abdeckt.

Malmöhus, das Malmöer Schloss. König Erik von Pommern ließ es 1434 als Kastell errichten zum Schutz des Öresunds. Er hatte einen Zoll für die Passage des Öresunds eingeführt

Malmöhus, das Malmöer Schloss. König Erik von Pommern ließ es 1434 als Kastell errichten zum Schutz des Öresunds. Er hatte einen Zoll für die Passage des Öresunds eingeführt

Bevor wir uns in das Museum begeben, stärken wir uns aber erst einmal im Café des Gartens. Die Schlangen vor der Bestellbar sind so lang, dass man automatisch mit seinen Nachbarn in der Schlange in Kontakt kommt, also eigentlich sehr kommunikativ. Dabei erfährt Petra, dass die Dänen gestern ihren Nationalfeiertag hatten und im Gegensatz zu den Schweden auch Pfingstmontag frei haben. Mit nur einem Tag Urlaub haben sie also gerade ein sehr langes Wochenende. Das erklärt auch die große Anzahl dänischer Segler, die wir plötzlich auf dem Wasser treffen. Zuvor hatten wir nahezu keine dänischen Segler unterwegs gesehen.

Der Fluss Deatnu im Norden Sápmis (entspricht ungefähr Lappland) ist einer der wichtigsten Laichgründe für Lachs im Nordatlantik. Er ist zum Teil auch die Grenze zwischen Norwegen und Finnland. 2021 haben beide Staaten das Fischen in diesem Fluss zu bestimmten Jahreszeiten verboten. Die Samen betrachten dies als Eingriff in ihre Rechte. Das Bild der Flusslandschaft des Deatnu ist gemalt von Outi Pieski.

Der Fluss Deatnu im Norden Sápmis (entspricht ungefähr Lappland) ist einer der wichtigsten Laichgründe für Lachs im Nordatlantik. Er ist zum Teil auch die Grenze zwischen Norwegen und Finnland. 2021 haben beide Staaten das Fischen in diesem Fluss zu bestimmten Jahreszeiten verboten. Die Samen betrachten dies als Eingriff in ihre Rechte. Das Bild der Flusslandschaft des Deatnu ist gemalt von Outi Pieski.

Im Museum beginnen wir unter dem Dach mit einer spannenden Ausstellung der Sámi Künstlerin Outi Pieski. Ihre Werke sind eingebunden in die Sámi-Kultur und viele haben uns direkt angesprochen.

Das Tragen der traditionellen Kopfbedeckung der Sami Frauen im Norden Sápmis wurde im späten 19. Jahrhundert verboten. Dadurch ist auch die Kenntnis verloren gegangen, wie diese Kopfbedeckungen hergestellt werden. In einem Projekt zusammen mit einer Archäologin hat Outi Pieski die Technik wieder neu entwickelt und vermittelt sie an die Sami Frauen.

Das Tragen der traditionellen Kopfbedeckung der Sami Frauen im Norden Sápmis wurde im späten 19. Jahrhundert verboten. Dadurch ist auch die Kenntnis verloren gegangen, wie diese Kopfbedeckungen hergestellt werden. In einem Projekt zusammen mit einer Archäologin hat Outi Pieski die Technik wieder neu entwickelt und vermittelt sie an die Sami Frauen.

Im Stockwerk darunter findet sich eine chronologische Reihung der gesammelten Kunstwerke der Stadt. Hier ist es etwas schwierig, den Faden zu finden. In einem Trakt des alten Schlosses stoßen wir dann auf eine Dokumentation der „Weißen Busse“. 

Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges hat Schweden Insassen aus den befreiten Konzentrationslagern aus dem Kriegsgebiet mit weißen Rote Kreuz Bussen nach Schweden gebracht. Auch die Schweden hatten zu dem Zeitpunkt Probleme, diese Menschen unterzubringen.

Eingang zur Ausstellung "Willkommen in Schweden"

Eingang zur Ausstellung „Willkommen in Schweden“

Der damalige Direktor des Malmöer Schlosses hat sich daraufhin dazu bereit erklärt, sie im Schloss unterzubringen, welches dann als Erstaufnahmelager fungierte und insbesondere die Quarantäne, Entlausung und erste medizinische Versorgung abgedeckt hat. Durch dieses Lager sind ca. 25000 Menschen gegangen. Eine Fotoausstellung beleuchtet die Schicksale dieser Menschen und teilweise auch was aus ihnen geworden ist. Es ist sehr ergreifend.

Einer der weißen Busse von 1945 wird am Eingang zum Malmö Schloss ausgestellt

Einer der weißen Busse von 1945 wird am Eingang zum Malmö Schloss ausgestellt

So eine sauber aufgeschossene (aufgewickelte) Schlange gefällt den Seglern. Es muss schließlich alles seine Ordnung haben!

So eine sauber aufgeschossene (aufgewickelte) Schlange gefällt den Seglern. Es muss schließlich alles seine Ordnung haben!

Danach brauchen wir erst einmal leichtere Kost und gehen in das Aquarium und Terrarium im Kellergeschoss. Hier findet sich eine bunte Sammlung von Tieren aus verschiedensten Teilen der Welt. Einige der hier gepflegten Tiere stammen aus Beschlagnahmungen, da der Import nach Schweden gegen das Artenschutzgesetz verstößt. Wir vergessen hier unten die Zeit und werden am Ende von Angestellten aus der Ausstellung geschoben.

Neue und alte Bauten in der Innenstadt von Malmö

Neue und alte Bauten in der Innenstadt von Malmö

Wir begeben uns noch einmal in die Altstadt von Malmö und lassen die Stimmung der Stadt auf uns wirken, auch wenn immer noch kräftiger Wind durch die Straßen bläst.

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Lorrikeet hat es eilig in einen vor SW-Wind geschützten Hafen zu kommen

Der Schauer ist durch

Der Schauer ist durch

Nachdem wir noch einmal in Smygehamn gemütlich zu dritt gefrühstückt haben, verlässt uns Claus, da er wieder nach Hause muss. Wir machen Lorrikeet für die nächste Etappe auslaufbereit. Heute soll es sonnig mit Schauern sein und für morgen sagt Windy wieder Wind, Regen und ggf. auch Gewitter voraus. Der herrliche Sonnenschein lässt nichts Böses vermuten, aber Ziel ist die Südwestecke von Schweden zu umrunden und in den Øresund zu segeln.

Keine Angst, der zieht gerade weg

Keine Angst, der zieht gerade weg

Nach dem Auslaufen setzen wir wieder das Großsegel und die Genua II. Es geht mit um die 6 Knoten gut voran. In südwestlicher Richtung sieht man aber schon Bewölkung hochziehen und wir segeln direkt darauf zu. Aber der Wind nimmt erst einmal ab, dreht etwas auf Süd und kommt wieder. Zwischendurch streckt zur Begrüßung noch ein Seehund kurz den Kopf aus dem Wasser.

Wir müssen am Windpark vorbei

Wir müssen am Windpark vorbei

Als wir den südwestlichsten Punkt von Schweden, Falsterbo, nehmen, geht ein leichter Schauer über uns hinweg, aber ohne Böen. Als wir da durch sind, sieht die Wolke viel bedrohlicher aus, als sie war. Nun geht es Kurs Nord. Der Wind hat mittlerweile nach SSO gedreht und frischt wieder auf. Die Øresund Brücke vor Malmö ist gut zu sehen, aber wir müssen vorher noch den davor liegenden Windpark umfahren.

Wie klein doch so ein Versorgungsschiff neben den eigentlich gar nicht so riesigen 2MW Windrädern wirkt

Wie klein doch so ein Versorgungsschiff neben den eigentlich gar nicht so riesigen 2MW Windrädern wirkt

Von SW zieht nun eine Wolkenfront auf, die durchaus an ein Gewitter erinnert und der Wind ist mit 5 Bft. eigentlich so stark, dass gerefft werden sollte. Lorrikeet surft die Wellen hinunter und wir segeln teilweise mit 9 Knoten über Grund, da wir noch etwa 2 Knoten Strom im Øresund mitlaufen haben.

Wir segeln auf die Öresundbrücke zu

Wir segeln auf die Öresundbrücke zu

Das Reffen verwerfen wir, da die Wolkenfront hinter uns durchzuziehen scheint und wir lieber mit möglichst hoher Geschwindigkeit aus der Zugbahn heraus segeln wollen. Die Kalkulation scheint auch aufzugehen.

Die Qual der Wahl - welche Durchfahrt nehmen wir?

Die Qual der Wahl – welche Durchfahrt nehmen wir?

An dieser Stelle ist die Durchfahrt 40m hoch, mehr als doppelt so hoch wie unserer Mast

An dieser Stelle ist die Durchfahrt 40m hoch, mehr als doppelt so hoch wie unserer Mast

Trotz der Durchfahrtshöhe sieht es auch im letzten Moment vor der Brücke so aus, als könnte das niemals passen

Trotz der Durchfahrtshöhe sieht es auch im letzten Moment vor der Brücke so aus, als könnte das niemals passen

Gegen 16:35 Uhr passieren wir die Øresund Brücke im Nebenfahrwasser und zwischen den Brückenpfeilern rauscht das Wasser hindurch. Während dieser Zeitspanne bemerken wir, dass die Wolkenfront offensichtlich nicht über den Øresund kommt und nun mit uns parallel nach Norden zieht. Das ist etwas, was man so gar nicht möchte, da sich das weitere Verhalten der Wolkenbank nur schwer abschätzen lässt. Also gehen wir weiter das Risiko ein, mit der etwas zu großen Segelfläche zu segeln, um möglichst schnell in den Hafen von Malmö zu kommen. Im Ernstfall lässt sich das Großsegel sehr leicht und schnell bergen.

Schiff klarieren in der Marina Dockan

Schiff klarieren in der Marina Dockan

Um 18:00 Uhr sind wir dann fest in Malmö Dockan und die Wolken haben uns noch nicht eingeholt. Kurz darauf fallen erste Tropfen und der Wind frischt noch weiter auf. Schnell bauen wir das Persenning über das Cockpit, um einen trockenen Vorraum zur Kajüte zu haben. Beim Einlaufen wurden in der Einfahrt einige Sylvesterböller und -Raketen gezündet. Kurz danach kreiste ein Hubschrauber. Es fühlte sich etwas gruselig an, aber wir hatten dann den Eindruck, dass es sich um die üblichen Schulabschlusspartys handelt.

Blick aus der Marina Dockan auf die einlaufende Finllines Fähre. Mit dieser Linie wollte ich ursprüngliche nach Malmö fahren

Blick aus der Marina Dockan auf die einlaufende Finllines Fähre. Mit dieser Linie wollte ich ursprüngliche nach Malmö fahren

Wie viele andere Hafenstädte hat auch Malmö einen Grossteil seiner ehemaligen Werftgelände zu Wohngebieten umgestaltet. Dockan ist in einem ehemaligen Dock und nun umstanden von mindestens fünfgeschossigen Wohnhäusern. Man liegt hier also sehr windgeschützt.

Neue und alte Gebäude am ehemaligen Trockendock

Neue und alte Gebäude am ehemaligen Trockendock

Wir machen uns auf die Suche nach einem Restaurant. Viele Restaurants haben anscheinend gerade geschlossene Gesellschaften mit sehr festlich gekleideten Menschen. Den Abend beschließen wir deshalb in einem Pub, dem „The Green Lion“ am alten Hafen mit leckeren Fish ’n Chips (besser als in England) und genauso leckerem lokal gebrauten Bier.

Malmös neue Skyline von See aus gesehen

Malmös neue Skyline von See aus gesehen

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Der südlichste Ort in Schweden

Früh morgens: es ist noch diesig, aber die Sonne gibt sich Mühe

Früh morgens: es ist noch diesig, aber die Sonne gibt sich Mühe

Die letzte Nacht war unruhig, wie schon erwartet. Es fing gestern Abend ganz unvermittelt an, als wir noch gemütlich unter Deck saßen. Das Schiff fuhr plötzlich rückwärts, wurde von den Leinen gebremst, fuhr dann wieder vorwärts, wurde von den Leinen gebremst usw. Die Wellen liefen plötzlich in den Hafen. Unsere beiden Springs (die Leinen, die so etwas eigentlich verhindern sollen) waren am selben Ring befestigt, der sich drehen kann, was er dann auch fröhlich tat.

Unsere beiden Springs am selben Ring auf der Pier belegt

Unsere beiden Springs am selben Ring auf der Pier belegt

Heute morgen war der Starkwind vorbei, ein bisschen Seegang war noch vorhanden und die Sonne quälte sich ein wenig. Da es am Hafen nur Gastronomie gibt, aber laut Karten App im Ort zwei Lebendmittelläden sein sollten, habe ich mich auf den Weg hoch ins Dorf gemacht, um mein Glück zu versuchen.

Kleine Hütte und Mohnblumen am Hafen

Kleine Hütte und Mohnblumen am Hafen

Das Dorf ist niedlich, aber auch eher auf Touristen ausgerichtet. Ich hätte einen Bildband und selbstgetöpferte Tassen kaufen können, auch einen Laden für Outdoor Bedarf soll es wohl geben. Vom ersten Lebensmittelhändler war jedoch keine Spur zu entdecken, also weiter zum zweiten Laden. Den fand ich dann, als ich an dem geräumigen Besucherparkplatz vorbei war.

Die Mohnblumen leuchten erstaunlich rot

Die Mohnblumen leuchten erstaunlich rot

Zu meinem Schrecken war es ein unbemannter Laden. Mit denen waren wir vor zwei Jahren nicht erfolgreich gewesen. Zwei nette Schwedinnen nehmen mich mit hinein und erklären mir, dass ich drinnen mit Kreditkarte bezahlen kann. Umfangreich ist das Angebot aber nicht. Die beiden finden nicht, was sie suchen und sind bald wieder verschwunden. Na hoffentlich komme ich hier wieder raus! Auch ich finde nicht alles, was wir bräuchten. Glücklicherweise klappt die Bezahlung anstandslos und ich finde auch den Knopf zum Öffnen der Tür – ufff!

Die Schnellfähre von Bornholm nach Ystad fährt an uns vorbei

Die Schnellfähre von Bornholm nach Ystad fährt an uns vorbei

Unser Ziel heute ist Gislovsläge bei Trelleborg. Hier will Claus aussteigen und mit der TT-Line wieder nach Hause fahren. Als ich zurückkehre an Bord, haben die beiden schon die kleine Fock gegen die Genua 2 getauscht. Die hat schon sehr lange keine frische Luft mehr gesehen. Wir werden sie heute brauchen, denn es soll eher schwachwindig sein.

Alto Cumulus, auch Schäfchenwolken genannt

Alto Cumulus, auch Schäfchenwolken genannt

Zu Beginn weht der Wind mit anständigen 3 Beaufort aus Südsüdwest. Die Schnellfähre von Bornholm nach Ystad nähert sich von schräg hinten. Wir ändern unseren Kurs, um sie durchzulassen. Das müssten wir zwar nicht, aber wir wollen es nicht darauf ankommen lassen.

Der Wind ist weg!

Der Wind ist weg!

Im Lauf der Tour dreht der Wind über Süd nach Ost und wird immer schwächer. Die Wellen sind aber nicht komplett verschwunden und so wird das ganze zur nervigen Schaukelei. So kommen wir heute nicht nach Gislövsläge! Wir werfen den Motor an und bergen die Segel. Neues Ziel ist Smygehamn. Das ist nicht mehr ganz so weit entfernt.

Segel bergen während das Boot im alten Seegang schaukelt

Segel bergen während das Boot im alten Seegang schaukelt

Laut Hafenhandbuch soll der Hafen nur 1,5 – 2m Wassertiefe haben. Das ist etwas knapp für uns, aber wir wollen es trotzdem versuchen und uns vorsichtig hineintasten. Unsere Sorgen waren jedoch unberechtigt. In der Einfahrt ist es erstaunliche 4m tief und im Hafen selbst 3 – 3,5m. Nur 12m lange Boote sind hier nicht vorgesehen, aber wir finden trotzdem einen Platz.

Die Dame ist etwas zu groß für diesen Hafen - Lorrikeets Hinterteil ragt aus der Reihe heraus

Die Dame ist etwas zu groß für diesen Hafen – Lorrikeets Hinterteil ragt aus der Reihe heraus

Zu unserer Freude gibt es eine Fischräucherei und wir kaufen gleich mal ein, um den Abschied von Claus mit einem guten Essen zu begehen. Auch Eis gibt es und wir werden wieder schwach.

Prähistorische Lochkamera am Strand gefunden!

Prähistorische Lochkamera am Strand gefunden!

Wir machen noch einen kleinen Spaziergang, um herauszufinden, wo der Bus nach Trelleborg fährt (direkt neben dem Hafen, alle halbe Stunde) und werden durch zahlreiche Schilder darauf hingewiesen, dass wir uns hier am südlichsten Ort Schwedens befinden. Anscheinend ist das Klima hier so warm, dass es in der Gegend die einzigen Vorkommen von Kreuzottern Schwedens gibt. Ein Schild mahnt uns, sie nicht zu erschrecken.

 

Von See aus war uns der sehr weiße Strand aufgefallen. Das Rätsel löst sich bei unserem Spaziergang: Smygehamn sitzt auf einer 40m dicken Kalkschicht.

Smygehuk - der südlichste Punkt Schwedens

Smygehuk – der südlichste Punkt Schwedens

 

 

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Bloß weg hier – raus aus der Hanö-Bucht!

Die Steilküste bei Kåseberga

Die Steilküste bei Kåseberga

Naja, so schlimm war es nicht. Trotzdem endet heute unsere Zeit in der Hanö-Bucht. „Ausgeschärt“ hatte es sich schon vorgestern in Åhus. Hier war der recht plötzliche Übergang von der Felsküste auf lange Sandstrände.

Paraglider am Hafen von Kåseberga

Paraglider am Hafen von Kåseberga

Wo wir heute hinfahren, wollen wir unterwegs entscheiden. Zur Auswahl stehen Kåseberga und Ystad. Klaus war auf der Hinfahrt schon mit Thomas in Kåseberga und hat die Steinsetzung Ales Stenar besucht, aber Claus und ich haben sie noch nicht gesehen. Ystad wiederum ist für die Fans der Krimis von Henning Mankell interessant, insbesondere die Polizeistation. Mein Vorschlag, eine kostenlose Übernachtung in der Polizeistation zu buchen, trifft jedoch auf keine Gegenliebe und so entscheiden wir uns im Lauf der Fahrt für den kleinen Hafen von Kåseberga.

Lorrikeet im Hafen von Kåseberga

Lorrikeet im Hafen von Kåseberga

Von Simrishamn müssen wir noch ein Stückchen hoch am Wind segeln und die Böen sind mal wieder garstiger als angesagt, aber längst nicht so heftig wie gestern. Als wir dann weit genug draußen sind, fahren wir eine Wende und gehen auf Westkurs. Nun benimmt sich auch der Wind, die Temperatur stimmt und wir können es kaum glauben, dass mit dem Verlassen der Hanö-Bucht das Segeln plötzlich angenehm und schön wird.

Die Rinder in Kåseberga schauen von ihrem Aussichtspunkt bis hinunter in den Hafen und unsere Kajüte. Nun sagen wir ihnen auf unserem Weg nach Ales Stenar "Hallo"

Die Rinder in Kåseberga schauen von ihrem Aussichtspunkt bis hinunter in den Hafen und unsere Kajüte. Nun sagen wir ihnen auf unserem Weg nach Ales Stenar „Hallo“

Kurz vor Kåseberga beginnt eine sandige Steilküste und wir bewundern die Paraglider, die bei dem Südwind die Aufwinde an der Steilküste nutzen. Im kleinen Hafen liegen nur zwei schwedische Gastlieger. An der Pier haben wir noch freie Auswahl. Wir verkriechen uns möglichst weit in den Hafen rein, denn heute Nacht soll es starken Wind aus Südost geben. Da die Hafeneinfahrt auf der Ostseite ist, werden wir sicherlich auch etwas von dem zu erwartenden Seegang merken.

Auf dem Weg zu Ales Stenar

Auf dem Weg zu Ales Stenar

 

Alle Steine von Ales Stenar sehen unterschiedlich aus

Alle Steine von Ales Stenar sehen unterschiedlich aus

Aber erst einmal wollen wir nun auch Ales Stenar bewundern und klettern den Hang hinauf.Die 59 Felsblöcke sehen alle unterschiedlich aus und durch ihre Verwitterung sehen sie für mich aus als wären es alles eigene Persönlichkeiten, die dort in Form eines 70m langen Schiffes beieinander stehen.

Es ist die größte und am Besten erhaltene Steinsetzung Schwedens. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Anlage vermutlich um 600 unserer Zeit entstand. Die Bearbeitungsspuren an den Steinen lassen vermuten, dass sie aus alten Großsteingräbern stammen, von denen es heutzutage in der Umgebung von Ales Stenar kaum welche gibt, obwohl sie sonst überall sehr häufig sind.

Blick auf Ales Stenar

Blick auf Ales Stenar

Wer diese Schiffssetzung errichtet hat und warum ist nicht bekannt. Die Lage jedenfalls ist phantastisch mit einem weiten Blick nach Osten und Westen die Küste entlang. Wir lassen die Drohne fliegen, um ein paar Bilder von oben zu machen.

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