
Lorrikeet wartet in Ebeltoft
Nach einer Woche warten, scheint sich ein Wetterfenster für die Überführung nach Süden zu öffnen. Der Wind soll auf moderate NW bzw. sogar zwischen durch auf NO drehen. Wir, Claus und Klaus, haben leider nur eine Woche Zeit, um Lorrikeet nach Hause zu bekommen. Nun gibt es zwei Varianten.
Die erste Variante bedeutet weiter in Richtung SW in den kleinen Belt segeln. Dort nach Süden, dann die westliche Ostsee nach Osten bis Fehmarn und dann nach SO in die Wismarer Bucht. Der Vorteil dieser Variante ist, dass man im kleinen Belt viele Häfen hat, von denen man schnell mit der Bahn wieder nach Deutschland kommt. Der Nachteil ist, dass man mindestens sechs stramme Segeltage benötigt um nach Wismar zu kommen. Zudem gibt es auf dem Kurs viele Flachwasserbereiche.
Die zweite Variante bedeutet von Ebeltoft mit Südkurs direkt den großen Belt anzusteuern und mit großen Etappen den kürzesten Weg nach Wismar zu nehmen. Der Vorteil dieser Variante ist die kürzere Stecke und wenige Hindernisse. Der Nachteil ist, dass man im Großen Belt nur zwei Häfen hat, von denen man mit der Bahn wegkommt.
Als wir am Montagnachmittag in Ebeltoft landen ist die Entscheidung für eine der Varianten noch nicht gefallen. Unsere Lorrikeet liegt immer noch sicher vertäut am Steg und wir versuchen in der Stadt etwas zu essen zu bekommen. Bis auf die Supermärkte hat am Montag wieder einmal alles hier zu, also kaufen wir nur etwas Verpflegung ein und bemühen unsere Kombüse, um etwas zu essen zu bekommen.
Während unserer Abwesenheit stand das Boot unter ständiger wachsamer Aufsicht der beiden Hafenmeister. Die Beiden bekommen auf jeden Fall 5 von 5 Sternen! Als wir unter Deck am Kochen sind klopft es an der Reling und vorne steht der Hafenmeister. Er hatte gleich gesehen, dass jemand an Bord ist und wollte kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Wir erzählen ihm, dass wir vorhaben morgen auszulaufen. Sicher eine gute Idee, da sie uns sonst beim Fehlen von Lorrikeet die Küstenwache hinterher geschickt hätten.
In der Nacht auf Dienstag dreht der Wind bereits von Südwest auf West, was für uns bei Südkurs sehr gut ist. Wir laufen kurz vor 8 Uhr aus und können frei von Flach vor Ebeltoft bereits die Nordspitze von Samsø anliegen. Auch die Windstärke ist mit 3-4 Bft. ideal. Wir entscheiden uns das Risiko mit dem Großen Belt einzugehen.

Der Isobaren-Bieger am Werk
Bereits gegen Mittag Passieren wir die Untiefe an der Nordspitze von Samsø und können von hier bereits auf die kleine Insel Romsø abfallen, hinter der man mit Westkurs nach Kerteminde fährt. Lorrikeet bewegt sich mit 6-7 knt durch das Wasser und es schiebt uns sogar ein leichter Strom dem Ziel entgegen. Auch die großen Frachter bereiten uns keine Sorgen, da nicht so viele unterwegs sind und diese sich alle an den Tiefwasserweg weiter im Osten halten.

Geschaft! Kerteminde
Als wir die Spitze von Fyns Hoved querab haben, geht leider der Wind schlafen und wir dümpeln mit 1-2 knt in der Sonne. Diesmal gilt die Devise, wenn die Geschwindigkeit unter 3,5 knt fällt muss der Motor ran. Also starten wir den Motor und packen die Segel ein. Der leichte SO Wind, der sich aufbaut reicht nicht, um vernünftig voranzukommen. Eigentlich war für heute kein Ostwind vorhergesagt, aber der himmlische Praktikant muss beim Isobaren biegen etwas künstlerische Freiheit gehabt haben. Kurz nach 18 Uhr erreichen wir Kerteminde und finden hier sogar geöffnete Restaurants, so dass unsere Kombüse heute kalt bleibt.

Herrliches Segelwetter im großen Belt
Wie eingangs bereits beschrieben stehen wir etwas unter Zeitdruck, so dass wir am Mittwoch Morgen wieder den Hafen um 7:45 verlassen. Der Wind weht mit WNW 3-4 Bft. Mit uns sind noch weitere Yachten ausgelaufen, die aber erstaunlicherweise alle in Richtung der westlichen 18m Durchfahrt unter der Große Belt Brücke halten. Ich würde ja sagen deren Masten sind teilweise höher, aber sie werden es wohl wissen. Wir machen uns auf in Richtung der östlichen Hauptdurchfahrt, da wir zur sicheren Passage mindestens 20m brauchen. Die für uns vorgesehene Durchfahrt bietet 52,5m, das sollte reichen.
Als wir am Schifffahrtsweg entlang auf die Brücke zu segeln bekommen wir besuch von einem Schweinswal, der offensichtlich Kontakt mit uns sucht. Eine gute Viertelstunde begleitet er uns am Bug, am Heck, taucht unter uns durch. Dann schwimmt er direkt neben uns und legt sich auf die Seite und schaut zu uns hoch. So eine direkte Begegnung mit einem Schweinswal hatten wir noch nie. Wir sind so fasziniert, dass wir garnicht auf die Idee kommen eine Kamera zu holen, um das Ganze zu dokumentieren.

Prost auf die Schweinswal Sichtungen und Spodsbjerg
Im Großen Belt ist heute ein reger Betrieb an Marine Fahrzeugen. Höchstwahrscheinlich Teilnehmer an dem NATO Manöver und der russischen Beobachter. Hinter der Brücke nehmen wir gleich Kurs auf die Nordspitze von Langeland. Unser Etappenziel ist Spodsbjerg. Auch vor der Nordspitze bekommen wir wieder Besuch von einem Schweinswal, der einige Zeit um uns herum schwimmt. Wir stellen uns schon die Frage, ob wir den Tieren irgendetwas positives signalisieren.
Auch den Fischerort Spodsbjerg auf der Mitte von Langeland erreichen wir gegen frühen Abend. Nach uns läuft noch Schiff für Schiff eine Charterflottille ein, denen wir beim Anlegen helfen. Hier ist nun wirklich keine Gastronomie und wir vertilgen die Matjes und Kartoffeln, die wir uns noch aus Kerteminde mitgebracht haben. Im Abendlicht fährt dann noch ein großer amerikanischer Hubschrauberträger vorbei. Ich kann mich nicht erinnern solche Monster in diesem Teil der Ostsee schon einmal gesehen zu haben.
Der Donnerstag beginnt wie die vorherigen Tage früh und auch Spodsbjerg verlassen wir um 7:45. Wir haben zunächst die Genua 2 und das ungereffte Großsegel am Mast, merken aber schnell, dass der Hafen im Windschutz vor dem morgendlichen WNW liegt und wir besser das Reff 1 einlegen sollten. Da ein Strom Richtung Süd im großen Belt steht, rauschen wir zu Anfang mit 8,5 knt Fahrt über Grund in Richtung Fehmarn. Wir müssen auf den übrigen Schiffsverkehr achten, da sowohl die Marinefahrzeuge, wie auch viele Massengut-Frachter unterwegs sind. Die Marinefahrzeuge sind wie Immer nicht auf dem AIS-Plotter zu sehen.

Ab ins Heimat Revier
Für den Nachmittag ist abflauender Wind vorhergesagt und wir sind froh, dass das Wetter sich an die Vorhersage hält. Als wir gegen 14:00 Uhr den Leuchtturm Flügge auf Fehmarn passieren, geht der Wind im Fehmarn Sund schlafen und wir müssen mit Motor unter der Brücke durch. Dahinter hat sich dann thermischer Seewind aufgebaut, so dass wir das letzte Stück bis Großenbrode auch noch mit der Maschine zurück legen. Soviel motoren wir normalerweise nicht, aber damit liegt Wismar in einer Tagesetappe entfernt.
Freitag wollen wir das Werk vollenden! Der Wecker steht wieder auf 6:00 und nach einem kurzen Frühstück verlassen wir wieder um 7:45 den Hafen. Dies ist auch umso wichtiger, als für heute Nachmittag das Aufziehen einer Gewitterfront angekündigt ist. Der Wind bläst frisch mit 4-5 Bft aus SW, soll aber später über Süd nach Südost drehen (ggf. mit Gewitter). Es macht also Sinn alles aus Lorrikeet herauszuholen. Mit etwa 6,5 knt läuft sie mit gleich gefierten Segeln Richtung Wismar.
Als wir beim Offentief ankommen beginnt der Wind zu drehen und wir sehen zu , dass wir in die Bucht kommen, da sich über Land tatsächlich Gewitterbewölkung aufbaut. In Wismar ist es stickig und schwül. Wir entscheiden das Boot fertig zu machen und nicht an Bord zu bleiben. Unser Abendessen gibt es im Nachbarrestaurant in Rissen. Claus und ich können stolz auf unsere Leistung sein. In nur 4 Tagen haben wir das Boot von Ebeltoft nach Wismar gesegelt.