Die letzte Nacht war unruhig, wie schon erwartet. Es fing gestern Abend ganz unvermittelt an, als wir noch gemütlich unter Deck saßen. Das Schiff fuhr plötzlich rückwärts, wurde von den Leinen gebremst, fuhr dann wieder vorwärts, wurde von den Leinen gebremst usw. Die Wellen liefen plötzlich in den Hafen. Unsere beiden Springs (die Leinen, die so etwas eigentlich verhindern sollen) waren am selben Ring befestigt, der sich drehen kann, was er dann auch fröhlich tat.
Heute morgen war der Starkwind vorbei, ein bisschen Seegang war noch vorhanden und die Sonne quälte sich ein wenig. Da es am Hafen nur Gastronomie gibt, aber laut Karten App im Ort zwei Lebendmittelläden sein sollten, habe ich mich auf den Weg hoch ins Dorf gemacht, um mein Glück zu versuchen.
Das Dorf ist niedlich, aber auch eher auf Touristen ausgerichtet. Ich hätte einen Bildband und selbstgetöpferte Tassen kaufen können, auch einen Laden für Outdoor Bedarf soll es wohl geben. Vom ersten Lebensmittelhändler war jedoch keine Spur zu entdecken, also weiter zum zweiten Laden. Den fand ich dann, als ich an dem geräumigen Besucherparkplatz vorbei war.
Zu meinem Schrecken war es ein unbemannter Laden. Mit denen waren wir vor zwei Jahren nicht erfolgreich gewesen. Zwei nette Schwedinnen nehmen mich mit hinein und erklären mir, dass ich drinnen mit Kreditkarte bezahlen kann. Umfangreich ist das Angebot aber nicht. Die beiden finden nicht, was sie suchen und sind bald wieder verschwunden. Na hoffentlich komme ich hier wieder raus! Auch ich finde nicht alles, was wir bräuchten. Glücklicherweise klappt die Bezahlung anstandslos und ich finde auch den Knopf zum Öffnen der Tür – ufff!
- Geschlossener Pizzastand am Ortsausgang von Kåseberga neben dem „Supermarkt“
- Automatikladen in Kåseberga
- Wellen am Strand von Kåseberga
Unser Ziel heute ist Gislovsläge bei Trelleborg. Hier will Claus aussteigen und mit der TT-Line wieder nach Hause fahren. Als ich zurückkehre an Bord, haben die beiden schon die kleine Fock gegen die Genua 2 getauscht. Die hat schon sehr lange keine frische Luft mehr gesehen. Wir werden sie heute brauchen, denn es soll eher schwachwindig sein.
Zu Beginn weht der Wind mit anständigen 3 Beaufort aus Südsüdwest. Die Schnellfähre von Bornholm nach Ystad nähert sich von schräg hinten. Wir ändern unseren Kurs, um sie durchzulassen. Das müssten wir zwar nicht, aber wir wollen es nicht darauf ankommen lassen.
Im Lauf der Tour dreht der Wind über Süd nach Ost und wird immer schwächer. Die Wellen sind aber nicht komplett verschwunden und so wird das ganze zur nervigen Schaukelei. So kommen wir heute nicht nach Gislövsläge! Wir werfen den Motor an und bergen die Segel. Neues Ziel ist Smygehamn. Das ist nicht mehr ganz so weit entfernt.
Laut Hafenhandbuch soll der Hafen nur 1,5 – 2m Wassertiefe haben. Das ist etwas knapp für uns, aber wir wollen es trotzdem versuchen und uns vorsichtig hineintasten. Unsere Sorgen waren jedoch unberechtigt. In der Einfahrt ist es erstaunliche 4m tief und im Hafen selbst 3 – 3,5m. Nur 12m lange Boote sind hier nicht vorgesehen, aber wir finden trotzdem einen Platz.
Zu unserer Freude gibt es eine Fischräucherei und wir kaufen gleich mal ein, um den Abschied von Claus mit einem guten Essen zu begehen. Auch Eis gibt es und wir werden wieder schwach.
Wir machen noch einen kleinen Spaziergang, um herauszufinden, wo der Bus nach Trelleborg fährt (direkt neben dem Hafen, alle halbe Stunde) und werden durch zahlreiche Schilder darauf hingewiesen, dass wir uns hier am südlichsten Ort Schwedens befinden. Anscheinend ist das Klima hier so warm, dass es in der Gegend die einzigen Vorkommen von Kreuzottern Schwedens gibt. Ein Schild mahnt uns, sie nicht zu erschrecken.
Von See aus war uns der sehr weiße Strand aufgefallen. Das Rätsel löst sich bei unserem Spaziergang: Smygehamn sitzt auf einer 40m dicken Kalkschicht.