Nachdem wir noch einmal in Smygehamn gemütlich zu dritt gefrühstückt haben, verlässt uns Claus, da er wieder nach Hause muss. Wir machen Lorrikeet für die nächste Etappe auslaufbereit. Heute soll es sonnig mit Schauern sein und für morgen sagt Windy wieder Wind, Regen und ggf. auch Gewitter voraus. Der herrliche Sonnenschein lässt nichts Böses vermuten, aber Ziel ist die Südwestecke von Schweden zu umrunden und in den Øresund zu segeln.
Nach dem Auslaufen setzen wir wieder das Großsegel und die Genua II. Es geht mit um die 6 Knoten gut voran. In südwestlicher Richtung sieht man aber schon Bewölkung hochziehen und wir segeln direkt darauf zu. Aber der Wind nimmt erst einmal ab, dreht etwas auf Süd und kommt wieder. Zwischendurch streckt zur Begrüßung noch ein Seehund kurz den Kopf aus dem Wasser.
Als wir den südwestlichsten Punkt von Schweden, Falsterbo, nehmen, geht ein leichter Schauer über uns hinweg, aber ohne Böen. Als wir da durch sind, sieht die Wolke viel bedrohlicher aus, als sie war. Nun geht es Kurs Nord. Der Wind hat mittlerweile nach SSO gedreht und frischt wieder auf. Die Øresund Brücke vor Malmö ist gut zu sehen, aber wir müssen vorher noch den davor liegenden Windpark umfahren.

Wie klein doch so ein Versorgungsschiff neben den eigentlich gar nicht so riesigen 2MW Windrädern wirkt
Von SW zieht nun eine Wolkenfront auf, die durchaus an ein Gewitter erinnert und der Wind ist mit 5 Bft. eigentlich so stark, dass gerefft werden sollte. Lorrikeet surft die Wellen hinunter und wir segeln teilweise mit 9 Knoten über Grund, da wir noch etwa 2 Knoten Strom im Øresund mitlaufen haben.
Das Reffen verwerfen wir, da die Wolkenfront hinter uns durchzuziehen scheint und wir lieber mit möglichst hoher Geschwindigkeit aus der Zugbahn heraus segeln wollen. Die Kalkulation scheint auch aufzugehen.

Trotz der Durchfahrtshöhe sieht es auch im letzten Moment vor der Brücke so aus, als könnte das niemals passen
Gegen 16:35 Uhr passieren wir die Øresund Brücke im Nebenfahrwasser und zwischen den Brückenpfeilern rauscht das Wasser hindurch. Während dieser Zeitspanne bemerken wir, dass die Wolkenfront offensichtlich nicht über den Øresund kommt und nun mit uns parallel nach Norden zieht. Das ist etwas, was man so gar nicht möchte, da sich das weitere Verhalten der Wolkenbank nur schwer abschätzen lässt. Also gehen wir weiter das Risiko ein, mit der etwas zu großen Segelfläche zu segeln, um möglichst schnell in den Hafen von Malmö zu kommen. Im Ernstfall lässt sich das Großsegel sehr leicht und schnell bergen.
Um 18:00 Uhr sind wir dann fest in Malmö Dockan und die Wolken haben uns noch nicht eingeholt. Kurz darauf fallen erste Tropfen und der Wind frischt noch weiter auf. Schnell bauen wir das Persenning über das Cockpit, um einen trockenen Vorraum zur Kajüte zu haben. Beim Einlaufen wurden in der Einfahrt einige Sylvesterböller und -Raketen gezündet. Kurz danach kreiste ein Hubschrauber. Es fühlte sich etwas gruselig an, aber wir hatten dann den Eindruck, dass es sich um die üblichen Schulabschlusspartys handelt.

Blick aus der Marina Dockan auf die einlaufende Finllines Fähre. Mit dieser Linie wollte ich ursprüngliche nach Malmö fahren
Wie viele andere Hafenstädte hat auch Malmö einen Grossteil seiner ehemaligen Werftgelände zu Wohngebieten umgestaltet. Dockan ist in einem ehemaligen Dock und nun umstanden von mindestens fünfgeschossigen Wohnhäusern. Man liegt hier also sehr windgeschützt.
Wir machen uns auf die Suche nach einem Restaurant. Viele Restaurants haben anscheinend gerade geschlossene Gesellschaften mit sehr festlich gekleideten Menschen. Den Abend beschließen wir deshalb in einem Pub, dem „The Green Lion“ am alten Hafen mit leckeren Fish ’n Chips (besser als in England) und genauso leckerem lokal gebrauten Bier.