Hinterhergesegelt – Tag 1

Während die Lorrikeet in Karlskrona auf mich wartet, fahre ich ihr nun hinterher. Ich hatte bei Finnlines für heute Abend eine Fährpassage nach Malmö gebucht. Gestern Abend kam dann die Nachricht, dass die Fahrt storniert sei und ich möge bitte zu einem anderen Zeitpunkt fahren, den Zug nehmen, bei TT-Line buchen oder die Reise stornieren. Ich setze mich schnell an den Rechner, um die beste Lösung zu finden. Dies scheint die Umbuchung auf TT-Line zu sein. Die Fähre fährt drei Stunden später, also nachts um 1 Uhr, aber man kann schon um 22 Uhr an Bord und in die Kabine. Interessanterweise ist die Kabine nicht im Preis enthalten. Eine Innenkabine möchte ich nicht. Schließlich hatte ich auch bei Finnlines eine Außenkabine gebucht. Hier ist aber nur die VIP-Kabine übrig, also buche ich die und bin schnell bei mehr als dem doppelten Preis im Vergleich zu Finnlines, aber die wollen ja den Preis für die TT-Line erstatten – wir werden sehen….

Junge Leute am Strand von Travemünde

Junge Leute am Strand von Travemünde

Einen Vorteil hat die Umbuchung: ich fahre nun nach Trelleborg statt nach Malmö. In Trelleborg ist der Fähranleger direkt beim Bahnhof. In Malmö hatte ich das auch so vermutet, musste mich aber eines Besseren belehren lassen: dort ist der Fähranleger in einem Industriegebiet ca. 8km vom Bahnhof entfernt. Der Bus zum Bahnhof fährt leider nur Montags bis Freitags.

Zwei Erpel am Strand von Travemünde

Zwei Erpel am Strand von Travemünde

Da ich danach genug hatte von der Umbucherei, fahre ich mit der Bahn wie ursprünglich geplant nach Travemünde. Dort kennt man sich mit Schildbürgerstreichen nämlich auch aus: Es gibt zwar einen Bahnhof „Travemünde Skandinavienkai“ an dem der Regionalexpress aus Hamburg alle zwei Stunden hält, aber der Check-In für die Fähren ist von dort aus zu Fuß nicht zu erreichen. Ein Umsteigen auf den Bus von Lübeck aus nach Travemünde hilft auch nicht wirklich, der hält nämlich nicht mehr am Terminal. Es gibt nur noch die Buslinie 36 von Lübeck Roter Hahn nach Travemünde Priwallfähre oder umgekehrt. Die fährt so alle ein bis zwei Stunden. Ich fahre also lieber rechtzeitig und wenn alles klappt wie geplant, habe ich noch Zeit an den Strand zu gehen.

Unvollendetes (?) Kunstwerk an der Trave

Unvollendetes (?) Kunstwerk an der Trave

So kommt es denn auch und ich fahre gleich bis Travemünde Strandbahnhof durch und erlebe wieder dieses Glücksgefühl, wenn man das kurze Stück vom Bahnhof zum Strand läuft und dann der große Strand und die Ostsee in ihrer ganzen Weite vor einem liegen. Anderen Menschen scheint es auch so zu gehen. Sie tollen wie junge Hunde am Strand. Mir ist dafür mein Rucksack zu schwer.

Gänsefamilie an der Trave

Gänsefamilie an der Trave

Ich habe nun zwei Stunden Zeit, um zur Priwallfähre zu gehen und von dort aus den Bus zu nehmen. Das ist mehr als genug und ausreichend Zeit für ein leckeres Eis und den Kauf eines Fischbrötchens als Proviant für die Wartezeit im Hafenhaus.

Dieses quietschende drehende Kunstwerk schaufelt dunkle Wolken um die Ecke - jetzt brauche ich ein Dach über dem Kopf

Dieses quietschende drehende Kunstwerk schaufelt dunkle Wolken um die Ecke – jetzt brauche ich ein Dach über dem Kopf

Als der Bus kommt, steigen nur wenige Menschen ein. Zum Hafenhaus fahre nur ich. Gegen 19:45 Uhr komme ich an und kann gleich einchecken. Gegen 21 Uhr soll der Shuttlebus zum Schiff kommen. Das klingt gut, ich hatte erst mit 22 Uhr gerechnet. Ich versuche noch herauszufinden, was mit der Finnlinesfähre passiert ist, aber das weiß anscheinend niemand.

Mit dem Shuttlebus geht es zur Fähre Peter Pan

Mit dem Shuttlebus geht es zur Fähre Peter Pan

Die Zeit vertreibe ich mir mit einem Rundgang durch den Laden, einem Spaziergang nach draußen, wo gerade meine Fähre anlegt, dem Genuss meines Fischbrötchens und einem Buch. Viel früher als erwartet, steht plötzlich der Shuttlebus da. Außer mir steigt nur noch ein älterer Herr ein und dann geht’s auch schon los. Sind wir die einzigen Fußgänger oder holen sie die anderen später ab? Ich weiß es nicht. Es ist schließlich erst 20:30 Uhr.

Das Bunkerschiff legt ab

Das Bunkerschiff legt ab

Der Bus fährt direkt in die Fähre. Ein Steward schwer beladen mit einer roten Tasche nimmt uns mit. Es ist das Wechselgeld für die Bar verrät er uns. Der ältere Herr muss auf Deck 9, ich auf Deck 10. Der Steward steigt auf Deck 9 mit dem älteren Herrn aus, um ihn zu seiner Kabine zu begleiten. Ich soll auf ihn warten, aber natürlich tut der Fahrstuhl was Fahrstühle so tun: die Türen schließen sich und er fährt wieder nach unten. Ich drücke auf die Taste für Deck 10. Ich weiß doch meine Kabinennummer und habe auch schon die Schlüsselkarte beim Einchecken erhalten. Den Weg werde ich schon finden. Es ist doch alles ausgeschildert.

Entspannter Blick auf den Trubel am Fährterminal

Entspannter Blick auf den Trubel am Fährterminal

Als ich auf Deck 10 aussteige, legt gerade das Bunkerschiff ab. Ich gehe ans Fenster zum Fotografieren. Dann höre ich den Steward. Er schimpft, dass ich nicht auf ihn gewartet hätte – naja ich schon, aber der Fahrstuhl nicht 😉 Er entschuldigt sich.

Blick die Trave hinab. Rechts ist der Priwall

Blick die Trave hinab. Rechts ist der Priwall

Meine Kabine liegt ganz am Ende des Ganges. Sie hat ein großes Fenster mit Blick nach hinten. Von oben kann ich die Beladung und die Manövrierkünste der Trucker bewundern. Aber mein Fischbrötchen will schwimmen und ich hätte gerne ein Bier. Ich zieh mir einen dicken Pullover über und gehe das Schiff erkunden. Es ist vor drei Jahren in China gebaut worden. Ganz stolz sind sie auf die Dieselmotoren, die auch mit Flüssiggas fahren und dann deutlich weniger Feinstaub produzieren. Ob sie diese Fähigkeit auch nutzen, verraten sie uns nicht. Oben auf Deck stehen große Stahlgestelle, in die Netze aus robusten Leinen gespannt sind. Ich lege mich herein und bewundere den Himmel. Das Ganze erinnert an überdimensionale ägyptische Strandliegen. Es fehlen nur noch die Vorhänge. Schön hier, aber ich wollte doch ein Bier, also wieder aufstehen. Das ist gar nicht so einfach, wenn man erstmal drin liegt.

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Hafentag in Karlskrona

Wir warten auf unsere Crew-Verstärkung und das Wetter ist kalt und durchwachsen. Das Marine-Museum wollen wir zusammen mit Petra besuchen. Also schlendern wir an der Hafenkante bis zum Marine-Bereich, der natürlich nicht allgemein zugänglich ist.

Die Spendenstatue

Die Spendenstatue

Als Kuriosum steht vor der Garnisionskirche eine Figur, der man den Hut lüften kann, um eine Spende hineinzuwerfen. Aber was macht man, wenn man gar kein schwedisches Bargeld mehr hat? In der Garnisionskirche findet gerade eine Taufe statt, so dass sie nicht besichtigt werden kann. Wir schlendern weiter zum Marktplatz, an dem wir mittlerweile ein nettes Café kennen, in dem wir uns mit Tee und Kaffee stärken wollen.

Als wir drin sind, geht draußen ein Regenschauer über uns hinweg. Dies ist uns eine Warnung und wir verziehen uns in unsere geheizte Kajüte.

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Der Sprung um die Südspitze von Utlängan

Für heute ist zwar immer noch reichlich Wind vorhergesagt, aber eine günstige Winddrehung im Laufe des Vormittags. Irgendwie begeistern uns diese winterschlafenden Häfen nicht so sehr, als dass wir einen weiteren Tag dort zubringen wollen.

Wir stehen früh auf und verlassen ohne Frühstück gegen 7:00 Uhr Sandhamn nur mit Fock und lassen den Motor mitlaufen. Dadurch können wir besser gegen die See anhalten und genug Höhe laufen, um bis zur Spitze von Utlängan unter Landschutz zu bleiben.

See vor Karlskrona

See vor Karlskrona

See vor Karlskrona

See vor Karlskrona

Der Wind hält sein Wort und direkt an der Spitze dreht der Wind südlicher, so dass wir nach der Wende die Einfahrt in das Fahrwasser nach Karlskrona anliegen können. Allerdings läuft eine kräftige See aus SW.

Vor uns fährt die Stena-Fähre aus Danzig kommend und zeigt uns den Weg. Im äußeren Fahrwasser müssen wir uns gut an die Betonnung halten, da direkt neben den Fahrwasserbegrenzungen ein Stein gerade so aus dem Wasser ragt. Die Gischt kann man allerdings gut sehen.

Untiefe neben dem Fahrwasser nach Karlskrona

Untiefe neben dem Fahrwasser nach Karlskrona

Dieses Mal gibt es in der Einfahrt nach Karlskrona keine Schiessübungen und wir sind bereits gegen 11:00 Uhr fest im Gästehafen. Unsere Kalkulation hat also gestimmt und wir genehmigen uns erst einmal ein Frühstück.

Schulabschlussparty in Karlskrona

Schulabschlussparty in Karlskrona

Schulabschlussparty in Karlskrona

Schulabschlussparty in Karlskrona

Nachdem wir am Nachmittag in der Stadt waren, kommen wir zurück zum Hafen und treffen auf eine große Schar Menschen. Einige, speziell die jungen Damen, sind festlich gekleidet. Wir fragen nach und bekommen die Antwort, dass es sich um die Schulabschlussfeier handelt. Leider kommt auch ein Regenschauer zu Besuch. Das kann die jungen Schweden aber nicht davon abhalten, am Hafen in einem Eventlokal zu feiern. 

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Hafentag in Bullerbü

Der Wind soll morgens mäßig aus Süd und ab etwa 11:00 frisch aus WSW wehen. Also nicht der richtige Wind, um die Ecke von Utlängan nach Karlskrona zu segeln. Wir entscheiden uns für einen Hafentag in Sandhamn. 

Vielleicht ergibt es ja Sinn, mit dem Fahrrad etwas die Gegend zu erkunden. Wir radeln also los und es geht durch Sandhamn und Torhamn. Irgendwie fühlt man sich an die Geschichten aus Bullerbü erinnert. Sowie man die Orte verlässt, fährt man aber an einer Landstraße ohne Fahrradweg und es macht nicht wirklich Spaß. Wir drehen wieder um und wollen noch einmal zum Supermarkt. 

Am Himmel zieht eine dunkle Wand herauf und wir versuchen, schnell alles zu erledigen. Trotzdem erwischt uns noch der erste Regenschauer, der natürlich auch mit starken Böen begleitet ist. Wir sind zwar nass, aber froh über unsere Entscheidung im Hafen zu bleiben.

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Heute muss der Motor zeigen, was er kann

Beim Aufstehen kommt der Wind immer noch aus SW, aber nicht mit der Stärke vom Vortag. Wir laufen aus Kristianopel aus und belassen es aber beim Motor. 

Vor dem Hafen frischt der Wind bereits etwas auf und wir halten uns so weit wie möglich unter Land. Das ist gar nicht so einfach, da viele Untiefen nasenförmig Richtung Süden in See reichen. An dem Seegang merkt man sofort, wenn man aus dem Landschutz heraus ist. Deshalb verkneifen wir es uns weiter als bis Sandhamn, dem letzten Hafen vor der Südspitze von Utlängan zu fahren und machen bereits gegen 14:00 dort fest. 

In Torhamn, dem Hafen auf der anderen Seite der Landspitze gibt es wenigstens einen ICA Laden, in dem wir uns mit Lebensmitteln versorgen können. Der Hafenmeister von Sandhamn betreibt nebenbei auch noch einen Boots- und Motorservice. Bei ihm können wir noch 20l Diesel erstehen. Ansonsten sind auch diese beiden Häfen im Winterschlaf.

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