Bågø – Maasholm / Schlei
43,6 sm
WSW 5 in Böen 6-7, Luft 14°C, Wasser 18 °C
Für heute ist Windstärke 5 mit abnehmender Tendenz angesagt. Morgens haben wir nur 3 – 4 Windstärken. Es gibt allerdings auch noch eine Böenwarnung vom Deutschen Wetterdienst. Im Hafen ist Aufbruchsstimmung. Als wir aufstehen, sind unsere dänischen Nachbarn schon verschwunden. Wir stehen schon in voller Montur auf dem Boot als noch ein Schauer über uns hinwegzieht mit Böen in Stärke 6. Das warten wir noch ab und dann gehen wir um halb zehn auch los. Die Wartezeit nutzen wir, um noch ein Reff ins Groß zu binden. Draußen haben wir dann keine Lust, die Fock zu setzen. Das Groß reicht völlig aus. Über den Flachwassergebieten vor Bågø steht ein enormer Seegang. Wo wir genau hinwollen, wissen wir noch gar nicht. Eine Möglichkeit wäre die Fahrt durch die dänische Südsee nach Marstal oder Bagenkop. Wenn wir höher ran kommen, wäre auch die schleswig-holsteinische Küste eine Option.
Wir rollen ein paar Quadratmeter von der Genua aus, um besser hoch an den Wind zu kommen und können tatsächlich die Küste von Als anliegen. Das ist wie ein déjà-vu, denn letztes Jahr hatten wir fast die gleiche Situation und sind bei ähnlichem Wind von Avernakö nach Strande gelaufen. Auch damals haben wir uns durch die Wellen geboxt, um unter der Küste von Als ein wenig abfallen zu können und Schutz vor dem Seegang zu haben.
In den Böen steckt ziemlich viel Kraft. Wir beschließen, noch ein zweites Reff ins Groß zu binden. Dazu muss das Groß ein wenig runtergelassen werden. Mit einer Reffleine, die vom Cockpit aus zum Mast und vorne und hinten durch Ösen im Segel geführt ist, wird dann das Segel heruntergezogen auf den Baum und wieder auf Spannung gebracht, eine Art Patentreff. Es hat den Vorteil, dass man zum Reffen das Cockpit nicht verlassen muss. Nachteil ist, dass man ziemlich viel Kraft braucht, um die Leine auf Spannung zu bringen. Dabei hilft eine Winsch, um die man die Leine ein paarmal wickelt und dann kräftig kurbelt. Unsere Winschen sind selbstholend. Das heißt, man muss die Leine dabei nicht festhalten. Wenn man nun kurbelt, wird das freie Ende der Leine automatisch wieder aus der Winsch herausgeführt. Das sieht dann ähnlich aus wie bei einem Fleischwolf, der beim Kurbeln, seitlich die gefüllten Würste ausspuckt. Leider war die Leine mindestens einmal zu wenig um die Winsch gewickelt und dadurch die Kraft auf dem selbstholenden Teil der Winsch zu groß und das Ausspucken der Leine funktionierte nicht. Diese sah dann sehr schnell so aus, als wäre sie durch einen Fleischwolf gedreht worden. Von Hand bekamen wir sie da nicht mehr heraus. Hier half nur noch das scharfe Messer. Schade um die schöne Leine! Mir kommt der Spruch in den Sinn, dass segeln heißt, 100 € Scheine unter der kalten Dusche zu zerreißen. Kalte Duschen bekommen wir heute kräftig vom Seegang dazu. Diese spülen auch noch an einer Stelle die noch nicht ausgehärteten Teile der Abdichtmasse bis auf die Polster. Ich bastele schließlich aus Küchentuch und Kreppband einen Verband von innen, der das Zeug aufsaugt.
Kurze Zeit später nehmen wir das Groß ganz weg und laufen unter Fock weiter. Wir beschließen nach Maasholm zu gehen. Vielleicht gibt es dort einen Schiffsausrüster, bei dem wir eine neue Leine kaufen können. Außerdem war ich noch nie dort und Klaus hat viele Kindheitserinnerungen an den Ort und seine Fischer. Kurz nach 17 Uhr liegen wir fest im Hafen, aber der Hafenmeister muss uns leider mitteilen, dass der örtliche Schiffsausrüster schon vor Jahren aufgegeben hat. Zum Trost gibt es erst einmal ein wunderbar leckeres Fischbrötchen für jeden.