„Ich dachte, Ihr habt ein Boot und keinen Bus“ sagte jemand scherzhaft, dem ich von unserem Projekt berichtete, die Navigationsinstrumente per CAN-Bus zu vernetzen. Aus dem Automobilbereich ist das Bussystem gut bekannt. Auf Schiffen läuft es unter dem Namen NMEA 2000. Eine NMEA-Schnittstelle haben Navigationsinstrumente schon lange, aber diese ist die viel unflexiblere NMEA 0183, die technisch mit dem CAN-Bus außer dem Namen nichts gemein hat. Der NMEA 2000 Bus besteht aus einer Hauptleitung, dem Backbone, der an beiden Enden mit einem Abschlusswiderstand versehen sein muss und den Stichleitungen, den sogenannten Drops, an denen die Navigations- und Anzeigeinstrumente angeschlossen sind. Der Bus versorgt die Geräte mit Strom und transportiert die Daten. Alle Daten stehen allen Geräten zur Verfügung. Prinzipiell könnten wir auch ein Notebook anschließen und dort alle Daten sehen.
Das GPS hatten wir schon letztes Jahr installiert. In diesem Winter haben wir ein kombiniertes Echolot mit Logge und Temperatursensor, eine Wetterstation und zwei Anzeigegeräte ergänzt. Die original Kabel- und Stecker waren uns zu teuer. Deshalb sind wir auf die Suche nach Alternativen aus dem Industriebereich gegangen. Fündig geworden sind wir unter dem Schlagwort CANopen mit M12 Steckverbindungen, A codiert. Der Preisunterschied ist erheblich. Die Stecker aus dem Industriebereich sind wasserdicht. Dies ist auch zwingend erforderlich. Alles hat auf Anhieb problemlos zusammengespielt.
Während Klaus in der Woche abends Kabel gezogen und Stecker konfektioniert (nicht so einfach) hat, habe ich die Anwendungsfälle für die Anzeigegeräte geplant. Insgesamt können wir 14 verschiedene Displays anzeigen, immer eins auf Backbord und eins auf Steuerbord. Das heißt, ich habe überlegt, welche Informationen wir in den verschiedenen Situationen (vor der Abfahrt, beim Motoren, beim Segeln, beim Kreuzen, bei der Fahrt zu einem Wegepunkt, Regatta, nach der Ankunft) am dringendsten brauchen und habe dann die Informationen möglichst so auf die Displays verteilt, dass die einzelnen Displays möglichst häufig verwendet werden können. Dies habe ich zuerst mit Hilfe der Bedienungsanleitung morgens und abends in der S-Bahn auf Papier getan und dann gestern auf unserer Fahrt von Lübeck nach Travemünde in die Praxis umgesetzt. Einige Details musste ich korrigieren, da sie so nicht möglich waren, aber insgesamt ging der Plan gut auf.
Zusätzlich haben wir dem Funkgerät ein zweites Handgerät und dem GPS eine Mann-über-Bord-Taste im Cockpit spendiert. Das Aussehen hat sich dadurch ein wenig verändert. Wir finden, es sieht nun besser aus. Beides haben wir getestet und es funktioniert gut.
Gestern abend bekamen wir dann in Travemünde den ersten Kaffeebesuch dieses Jahres. Heute sind wir trotz anfänglich großer Kälte mit schönem Wind nach Wismar auf unseren neuen Liegeplatz gesegelt. Dort wurden wir sehr herzlich empfangen.