Für den heutigen Tag ist wieder SW 4-5 mit Schauerböen angesagt. Zum Abend soll es noch etwas zunehmen. Bereits im Hafen von Grenå wechseln wir die Genua 2 gegen die Genua 3, die etwas kleiner ist und besser zum Kreuzen geeignet ist. Der Kurs, den wir einschlagen wollen, ist etwa SSW. Also müssen wir hoch an den Wind und einige Kreuzschläge einlegen.
Auch heute starten wir wieder mit ungerefftem Großsegel, da es zunächst nur mit 3 bis 4 Bft weht. Als der Wind wieder auffrischt, stecken wir kurz nacheinander die beiden Reffs in das Großsegel. Von Süden kommen uns einige Yachten mit Kurs Nord entgegen. In unsere Richtung sind kaum welche unterwegs. Durch den Landschutz kommen wir gut Richtung Süd voran, aber auf Höhe des Kalksteinbruches bei Glatved Strand kündigen sich aber wieder Schauer am westlichen Horizont an.
Etwa 3 Seemeilen nördlich von Hjelm, einer kleinen privat Insel SO-lich der Halbinsel Bølsum, hat uns die Schauerfront zu fassen. Als die ersten Böen auf uns zu kommen bergen wir schnell das gereffte Großsegel. Um es zu sichern, muss ich an den Mast und den Segelkopf herunter binden. Als ich am Mast hantiere, legt sich Lorrikeet in der nächsten Böe so auf die Seite, dass ich auf dem Mast liegen kann. Es gelingt mir den Segelkopf zu sichern und ich krieche zurück ins Cockpit, um die Genua zu fieren, so dass wir ablaufen können.
Claus, der an der Pinne versucht, Lorrikeet auf Kurs zu halten, sieht während der Böe eine 9 auf unserem Windmesser. So viel Wind hatten wir auf Lorrikeet noch nie! Wir starten in dem Hexenkessel die Maschine und rollen per Winsch die Genua ein, um langsam gegen Wind und Seegang anzuhalten. Das bringt uns weiter unter Landschutz.
Der Entschluss steht fest, ab in den nächsten sicheren Hafen, aber dieser ist Ebeltoft einige Seemeilen auf der Rückseite von Bølsum. Da müssen wir noch hin. Nachdem der Schauer durch ist, geht der Wind wieder zurück, aber der Schreck steckt uns noch in den Knochen. Erst als wir um Bølsum herum sind, setzen wir wieder die Genua zur Motorunterstützung. Den nächsten Schauer lassen wir vor uns durchgehen und laufen erst danach in den Hafen von Ebeltoft ein, der navigatorisch nicht ganz einfach ist.
Beim Abendessen in einem der wenigen offenen Restaurants diskutieren wir die Wetteraussichten für die nächste Woche. Es sieht nicht gut aus. Die Wettermodelle berechnen alle südwestliche Winde um 5 Bft, was heißt Böen bis 7 Bft und für das Wochenende sogar noch deutlich mehr.