Saisonstart auf unbestimmte Zeit verschoben

Da waren wir nun frohen Mutes ein zweites Mal nach Schlutup gefahren, um Lorrikeet ins Wasser zu bekommen, aber es endete in einem großen Desaster. Aber der Reihe nach.

Die Werft hatte in der letzten Woche noch die Außenhaut poliert und es war noch die Motorwartung mit Ölwechsel fällig. Eigentlich war Lorrikeet von uns so vorbereitet, dass wir nur noch unter den Kran mussten, den Mast mit den neuen Wanten zu montieren und zu setzen. Wir wollten danach an den SVS Steg verholen und die Segel anschlagen, damit wir dann bereit wären, um nach Wismar zu segeln. Das sollte dann an einem der nächsten Wochenenden erfolgen, wenn kein starker NO weht und die Corona-Lage in Mecklemburg-Vorpommern es zulässt. So der Plan…

Das sich das noch bewegt ist kaum zu glauben

Das sich das noch bewegt, ist kaum zu glauben

Als wir gegen 11:00 Uhr in Schlutup eintreffen, werden wir mit den Worten empfangen „Wir haben leider eine Hiobsbotschaft für Euch, der Motor ist hin!“.  Die erste Reaktion ist die Vermutung, dass Fiete und Andreas uns veräppeln wollen, aber der 1.4. liegt schon zu lange zurück. Fiete zeigt uns ein Bild, dass er vom Ventilraum des Motors gemacht hat, wo alles verrostet ist. Dann schauen wir uns den Ölfilter an. Aus ihm tropft milchiges Öl mit Rost. Es herrscht betretenes Schweigen.

Ein schleunigst hinzugezogener Motor-Spezialist aus der Nachbarschaft schaut sich ebenfalls das Unheil an und stellt die Diagnose, dass der Zylinderkopf gerissen sein könnte und dadurch Wasser ins Öl gerät. Seiner Meinung nach besteht der Schaden nicht erst seit kurzer Zeit. Der Versuch, die Maschine mit dem Anlasser zu drehen, verläuft positiv. Also ist nichts festgerostet. Seiner Meinung nach muss der Motor ausgetauscht werden. Dann allerdings müsste, da es keine passenden Ersatzteile gibt, der gesamte Motor samt Saildrive und Fundament mit umfangreichen Laminat-Arbeiten getauscht werden. Uns wird ganz übel bei der Vorstellung und der Kostenüberschlag erreicht fünfstellige Beträge.

So könnte es doch ganz normal weitergehen - oder?

So könnte es doch ganz normal weitergehen – oder?

Da er aber auch weiß, dass damit die Saison erledigt ist, empfiehlt er, erst einmal frisches Öl einzufüllen und zu schauen, ob weiterhin Wasser in das neue Öl eindringt. Dazu soll der Motor etwa 30 Minuten im Wasser laufen. So hängt Lorrikeet kurze Zeit später am Kran und schwimmt in der Trave. Der Motor startet tatsächlich ohne große Probleme und läuft ruhig vor sich hin. Wir gehen daran, den Mast zum Stellen vorzubereiten.

Nach gut 15 Minuten kommt Fiete zu uns und berichtet, dass er das Öl kontrolliert hat und wieder Wasser drin ist. Den Motor hat er bereits gestoppt. Wir überzeugen uns selbst von dem Zustand der Maschine und entscheiden Lorrikeet wieder an Land in die Halle zu stellen, damit man besser am Motor arbeiten kann. Was nun? Eigentlich wollten wir Ende Mai unseren Urlaub an Bord verbringen.

Wir funktionieren wie Uhrwerke. Den Mast machen wir soweit klar, dass er wieder in das Masten-Lager kann und packen Lorrikeet wieder aus, damit man an Bord wieder arbeiten kann. Danach brauchen wir dringend etwas Seelentröstung, die wir im Außenbereich der Gastronomie des SVS bekommen (Vielen Dank dafür und die Möglichkeiten in Schleswig-Holstein die Außengastronomie wieder zu öffnen). Danach besuchen wir noch unseren Studienfreund, der gerade eine Bianca 27 im Außengelände für die Saison vorbereitet. Auch er gibt uns die Möglichkeit, ein wenig wieder zu uns zu kommen.

Wenn Dir jemand sagt, dass Dein Boootsmotor hinüber ist und Du trotzdem lächeln sollst...

Wenn Dir jemand sagt, dass Dein Boootsmotor hinüber ist und Du trotzdem lächeln sollst…

Auf dem Weg nach Hause diskutieren wir im Auto die verschiedenen Fehlerursachen für den Wassereinbruch ins Motorenöl und kommen darauf, dass ja auch schlicht die Zylinderkopfdichtung ihren Geist aufgegeben haben kann. Dieser Austausch wäre dann wesentlich leichter und die Maschine würde auf jeden Fall noch einige Jahre laufen. Klar sieht das mit dem Rost nicht gut aus, aber es läuft. Des Weiteren denken wir bereits über Alternativen zum Volvo-Penta nach, um nicht auch noch das Saildrive und das Fundament herausreißen zu müssen. Zwei Ingenieure in ihrem Element. Der Sonntag wird zum Projekttag „Motor Lorrikeet“ erklärt.

Am Sonntag zeigt die Recherche, dass der Dichtsatz für den Zylinderkopf noch verfügbar ist. Des Weiteren ergibt eine Suche bei EBAY, dass dort tatsächlich jemand einen kompletten Zylinderkopf unseres Motors mit allem drum und dran anbietet. Unsere Stimmung steigt. Jetzt müssen wir diese Teile nur noch bekommen und jemanden finden, der uns den Motor wieder instand setzt. Gut wäre noch dabei gleich die Saildrive-Manschette zu erneuern, die eigentlich alle 7 Jahre erneuert werden soll (Macht sonst keiner, da sehr aufwendig).

Um es kurz zu machen, die Ersatzteile sind bereits bestellt und wir sind uns mit dem Anbieter bei EBAY handelseinig geworden. Jetzt versuchen wir den Kollegen in Schlutup zu überzeugen, diese Arbeiten kurzfristig auszuführen.

Noch haben wir den alten Motor nicht abgeschrieben!!!

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