Hat der Mond einen Hof, findet das der Segler doof

Heute Nacht ist die angekündigte Kaltfront durchgezogen. Es hat etwas geregnet und unsere renovierte Luke und der neue Lüfter haben dicht gehalten. Nun bläst der Wind kräftig aus West und Sonne und Wolken wechseln sich ab. Vor dem Frühstück mache ich einen Radio Check mit DP07: „etwas leise“ ist der Befund. Das wäre hier ok, wegen der Hügel die zwischen uns und der Küstenfunkstelle liegen. Wir sollen es zur Sicherheit aber noch einmal von einem anderen Standort aus probieren.

Nach dem Frühstück pumpen wir den Frischwassertank aus und spülen noch ein paar Mal nach bevor wir ihn füllen. Wie schön, dass das hier so unkompliziert funktioniert. In Wismar habe ich beim letzten Versuch Geld eingeworfen. Danach sollte eine Tankfüllung aus der Leitung kommen. Stattdessen sprühten diverse Fontäne aus dem Schlauchanschluss. Im Tank landete damals nur ein Bruchteil davon. Seitdem haben wir es aufgegeben, in Wismar Wasser zu tanken.

Die Senderliste im alten Logbuch...

Die Senderliste im alten Logbuch…

Pünktlich zum Beginn der neuen Saison ist das alte Logbuch voll und wir starten heute ein Neues und dann geht es vor Fock in rauschender Fahrt in etwas mehr als anderthalb Stunden zurück nach Wismar. Nun stimmt auch die Geschwindigkeit wieder. In Wismar trage ich alles nach, was üblicherweise noch so in unserem Logbuch steht. Neben den technischen Daten des Boots ist das auch die Speicherbelegung unseres Weltempfängers mit den Zeiten für die Wetterberichte auf Mittelwelle und Kurzwelle. Nachdem ich die Sender und die Frequenzen eingetragen habe, fällt mir ein, dass doch einige Sender abgeschaltet werden sollten. Ich schaue also noch einmal ins Internet: Das Ergebnis ist ein Desaster. Dieses Jahr gibt es noch die deutschen Sender. Ab 2015 bleibt für die gesamte Ostsee nur noch ein einziger dänischer Langwellensender auf 243 kHz übrig. Das heißt außerhalb des Mobilfunknetzes und des Empfangsbereichs von UKW-Radio gibt es keinerlei Chance mehr auf einen Wetterbericht. In den deutschen Gewässern gibt es noch DP07, aber dessen Stationsmeldungen reichen nicht aus, um eine Wetterkarte danach zu zeichnen.

...und im neuen Logbuch

…und im neuen Logbuch

Besonders zynisch finde ich die Pressemeldungen dazu: Es sei doch alles bei Altem, nur dass die Reichweite nicht mehr so groß sei, aber das sei ja nicht so schlimm, denn mittlerweile habe ja fast jeder Hafen WLAN. Liebe Schreiberlinge, habt Ihr mal versucht, im Hafen WLAN zu nutzen? Wenn man nicht gerade vorm Hafenbüro im Nieselregen auf der Parkbank sitzt oder mit 5 m Verlängerungskabel die WLAN Antenne in den Mast zieht, ist in den meisten Häfen damit leider nichts zu wollen, mal davon abgesehen, dass das Zugangssystem in jedem Hafen anders ist. Einfach freier Internetzugang ist zumindest in den meisten Häfen eben nicht vorhanden. Oft darf man beim Hafenmeister ein Zugangskärtchen kaufen. Einfach ist was anderes. Wir haben uns da lieber einen Surfstick eines Mobilfunkanbieters zugelegt. Das ist deutlich komfortabler, auch nicht teurer und auch in Häfen ohne WLAN verfügbar. Nur jenseits der Landesgrenzen wird die Sache komplizierter und teurer und spätestens da wo es schön und interessant wird, nämlich abseits der Zivilisation ist es damit dann eben auch vorbei.

Wir haben uns letztes Jahr eine Wetterbox gekauft, die den Langwellensender Pinneberg vom Deutschen Wetterdienst empfängt. Die Reichweite beträgt etwa 300 Seemeilen. Wenn das nicht reicht, bleibt dann nur noch eine weitaus aufwändigere Box, die auch die Kurzwellenfrequenzen empfängt. Vielleicht sollte ich doch noch meine Amateurfunklizenz machen? Auf jeden Fall müssen jetzt die Dänischkenntnisse wieder aufgefrischt werden oder wie wäre es mit den guten alten Wetterregeln? – Hat der Mond…

 

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