Besuch im „Heiligen Gral“ skandinavischer Fahrtenboote

Da die Bäckerei erst um 9:00 Uhr öffnet, verlegen wir das Frühstück gleich dorthin. Nach dem Besuch von Hallberg-Rassy wollen wir mit den Rädern noch ein wenig die Umgebung von Ellös erkunden. Also holen wir sie aus der Backskiste und nehmen sie gleich mit.

Pünktlich um 10:00 Uhr stehen wir in der Rezeption der Werft und der Vertriebsleiter Deutschland nimmt uns in Empfang. Wir erhalten einen ziemlich tiefen Einblick in die Abläufe der Werft. Es ist ein Vergnügen, den Bootbauern bei der Arbeit zuzuschauen. In der Tischlerei und auch der Elektro- und Motorvorfertigung wird mit hoher Präzision gearbeitet. Die Rümpfe werden an einem Standort nicht weit von hier gefertigt. Eine Besonderheit ist, dass Rumpf, Deck und Spanten/Schotten mit einander per Laminaten verbunden werden.

Auch die Metallstruktur, die die Kräfte aus dem Kiel aufnimmt, ist massiv in den Rumpf integriert. Viele Großserien-Werften nutzen hier Klebeverfahren oder verschrauben Rumpf und Deck. Auf lange Sicht ergibt sich dadurch eine höhere Steifigkeit und Haltbarkeit. Der Innenausbau erfolgt in die Schale aus Rumpf und Deck. Alle Teile unter Deck müssen also durch den Niedergang passen. Auch ein großer Vorteil bei späteren Reparaturen.

Nach der Werfttour sitzen wir noch einige Zeit zusammen auf einer HR400. Dieses Boot ist mir aber zu groß. Die HR340, die wir in verschiedenen Bauzuständen in der Halle in Augenschein nehmen konnten, entspricht mehr der angepeilten Größe. Zum Abschluss reden wir noch über Lieferzeiten. Die Werft ist bis Mai 2025 ausgebucht. Dies ist schon eine stolze Zahl. Der Besuch auf der Hallberg-Rassy Werft hinterläßt bei uns einen insgesamt sehr positiven Eindruck.

Vor der Werft steigen wir wieder auf unsere Fahrräder und radeln zu einem Aussichtspunkt, von wo man die ganze Gegend inclusive des Nadelöhrs vor Ellös überblicken kann. Die Uhr rückt auf 14:00 Uhr und wir haben uns eine kleine Stärkung verdient. Diese finden wir in dem Hof-Café „Fröken Trulls“.

Wieder zurück an Bord gehen wir ein weiteres Mal das Thema Wäsche waschen an und backen einen Kuchen für die nächsten Tage.

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Weiter durch das enger werdende Loch nach Ellös

Über Nacht ist der Wind nun auf ONO gedreht und bläst mit 5 bis 6 Bft. Hier im Bereich der Schären ist das aber kein Problem, da sich hier kein Seegang aufbaut. Wir ziehen Lorrikeet mit Motor gegen den Wind aus der Box und setzen vor den Stegen die Genua 2. Das reicht für heute.

Weiter geht es mit halbem Wind in Richtung Uddevalla. Es ist wegen des hohen Ufers sehr böig und einige kräftige Fallböen drücken uns zur Seite. Kurz vor Uddevalla können wir in Richtung SW abfallen. Die Seekarte zeigt zwar, dass es hier durch geht, aber das letzte Stück durch ein kanalartiges schmales Fahrwasser.

Als wir die Passage erreichen, lassen wir das Segel stehen und verzichten auf den Motor, da der Wind von hinten kommt und die Fahrwassserkennzeichnung ganz einfach ist. Hinter diesem Loch liegt bereits der Hafen von Ellös.

Wir machen an der Gästepier mit Grundleinen fest. Die Grundleinen wurden dieses Jahr noch nicht häufig aufgeholt und sind mit allem möglichen bewachsen. Ein ziemlich schmieriges Unterfangen, aber es gibt ja ein Sanitärhaus mit warmem Wasser und Seife.

Nachdem alles aufgeklart ist, statten wir der Hallberg-Rassy Werft einen Besuch ab und fragen, ob wir einige Informationen über die Werft und deren Boote bekommen können. Für den morgigen Tag um 10:00 machen wir einen Termin für eine Besichtigung der Werft und Gesprächen über Boote der Größe zwischen 34 und 40 Fuß.

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Fjord segeln

Über Nacht brist der Wind kräftiger aus W auf. Wie im Hafenhandbuch vorausgesagt, bringt dies etwas Schwell in den Hafen von Marstrand. Es ist aber trotzdem auszuhalten. Für das Frühstück verzichten wir auf Brötchen, da hier ja noch nichts offen hat und verlassen den Hafen durch die nördliche Ausfahrt.

Der Wind ist wieder auf nette 3 Bft abgeflaut und wir setzen im tiefen Wasser das ungereffte Großsegel mit Genua 2. Heute wollen wir nach Ljungskile durch das Fahrwasser nach Uddevalla. Das Hafenhandbuch verspricht, dass wir dort unsere Bestände im örtlichen Supermarkt auffüllen können.

Die Fahrt ist sehr relaxed, da das Fahrwasser gut betonnt und sehr breit ist. Wir klönen viel und fahren fast an der Abzweigung nach Ljungskile vorbei. Am frühen Nachmittag machen wir im Hafen fest. Einige Segler sind am Hafen, aber die Frage, wie wir Hafengeld bezahlen sollen, können wir nicht klären. Dann eben nicht!

Bezüglich der Einkaufsgelegenheiten hält der Hafen, was er verspricht. Wir können unsere Vorräte an frischem Obst und Gemüse, sowie Brot und Getränke wieder auffüllen.

Zum großen Kochen haben wir heute keine Lust mehr. Etwa 1 km einen Hafen weiter verspricht Google ein Fischrestaurant. Auf dem Weg dorthin können wir der Modellboot Regatta Szene zuschauen. Allerdings ist der Wind für die kleinen Boote grenzwertig. Die Modellboot Segler ziehen aber tapfer ihre Regatta Serie durch. Wir gehen weiter zum Hafen von Ljung und stehen wieder einmal vor verschlossenen Türen, da das Restaurant nur in der Saison geöffnet hat.

Genau gegenüber fällt unser Blich auf einen Turm mit Windanzeiger und der Bezeichnung „Musselbaren“ und der Laden hat auf. Wir steigen zum Turm hoch und sind vom ersten Moment an von dem Restaurant begeistert. Aus dem Turm hat man eine herrliche Sicht auf die Bucht von Ljungskile und es gibt örtliche Miesmuscheln in jeglicher Form, dazu ein selbst gebrautes Bier. Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt da, da sich das Restaurant innerhalb kürzester Zeit füllt. Wir bekommen von der Bedienung den Tip in der Hauptsaison einen Platz vorzubestellen.

Als wir zurückgehen, sind die Modellboot Segler immer noch bei der Sache und der Wind hat etwas abgeflaut, so dass sich noch die Gelegenheit für einige Videoaufnahmen bietet.

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Zurück in den Schärengarten

Der Tag beginnt erst einmal mit etwas Aufregung im Hafen. Als wir für die Morgentoilette zum Hafenhaus gehen, nehmen wir Holzbrandgeruch wahr. Vielleicht hat ja jemand einen Holzofen in Betrieb genommen.

Auf dem Rückweg sieht man deutlich dicken Qualm unter der Plane eines „Lifeaboard-Bootes“ an unserem Steg aufsteigen. Auf kräftiges Klopfen gibt es keine Reaktion von Bord, so dass wir davon ausgehen, dass niemand an Bord ist. Eine schwedische Stegnachbarin telefoniert bereits mit der Feuerwehr und wir trennen die Stromverbindungen, es waren zwei. Des Weiteren räumen wir alles beiseite, was den Feuerwehrleuten im Weg sein könnte. 

Die Leute der Feuerwehr zögern nicht lange und bahnen sich mit Atem-Montur den Weg unter Deck und löschen einen schwelenden Brand. Der Bewohner hat offensichtlich das Boot verlassen und einen Verbraucher laufen lassen (Heizlüfter?). Er wird bei der Rückkehr eine böse Überraschung erleben.

Nach dem Frühstück verlassen wir den Hafen und müssen wieder den Göta-Alv bis zum Container-Hafen motoren, da im inneren Bereich das Segeln verboten ist. Dort setzen wir das Großsegel und die Genua 2 bei fast absoluter Stille. Weiter draußen kann man aber bereits einen Brisenstrich sehen. Es sieht so aus, als wenn  sich thermischer Seewind entwickelt. 

So bahnen wir uns unseren Weg per Kreuz im Hauptfahrwasser bis wir hinter Björkö abfallen können. Als wir dahinter freikommen und wieder Richtung NW aufkreuzen müssen, hat der Wind bereits auf satte 4 Bft aufgefrischt und es ist Zeit zum Reffen. Danach läuft Lorrikeet wieder ruhiger. Ein uns begleitender Schwede, mit dem wir uns einen Speedvergleich liefern, kürzt dann den Weg zwischen den Schären nach Marstrand ab. Das trauen wir uns nicht und verlieren ihn so aus den Augen. Gegen 17:00 Uhr machen wir in Marstrand an den Gästeplätzen fest und begeben uns gleich zum Sightseeing in den Ort und auf die Festung.

Marstrand ist eine Augenweide und von der Festung hat man einen wunderbaren Blick über den Schärengarten von Göteborg. Allerdings haben alle Geschäfte, Cafés und Restaurants geschlossen. Nur vor dem Rathaus treffen wir eine größere Menge Leute, die offensichtlich etwas feiern. Vielleicht sind sie alle zum Saisonauftakt zusammen gekommen. Ein kleiner Eckladen mit einem mürrischen Verkäufer hat dann doch auf und verkauft uns einen Kaffee, einen Kakao und zwei Eis am Stiel, die wir dann am Hafen verspeisen. Vielleicht durfte der Verkäufer nicht zur Party und war sauer?!

An Bord gibt es dann eine große Gemüsepfanne und einen Tomatensalat. Wir sind ja Selbstversorger!

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Einmal die Linie 3 rauf und runter

Für heute haben wir einen Hafentag in Göteborg geplant. Der Montag nach Pfingsten ist hier kein Feiertag, so dass wir Göteborg an einem normalen Werktag geniessen können. Gestern hatten wir für den näheren Bereich der Innenstadt unsere Falträder genutzt. Heute werden wir die Straßenbahn  nutzen. Die Straßenbahnlinie 3 wird Touristen empfohlen, da sie einen guten Querschnitt durch die Stadt gibt. 

Die Linie 3 startet in der östlichen Vorstadt von Göteborg und führt durch die Innenstadt bis in den Westen. Wir steigen in der Innenstadt zu und fahren Richtung Westen. Das erste Stück haben wir bereits mit dem Fahrrad erkundet. Auffällig an Göteborg sind neben den monumentalen Bauten aus Stein die mehrgeschossigen Bauten mit Holzfassade, die farbig gestrichen ist. Das untere Stockwerk hat meist eine Steinfassade. In der Stadt wird an allen Ecken gebaut. Göteborg scheint eine Boomtown zu sein. Aus dem Internet entnehmen wir, dass Göteborg sein U-Bahnnetz aufbaut. Des Weiteren wird der Karlatornet gebaut, der weit von See zu sehen ist. 

Auf dem Weg nach Westen taucht man ein in die Vorstadt von Göteborg mit einer niedrigen Mietshaus Bebauung, aber immer noch vielen Holzfassaden. Alles ist sehr gepflegt. An der Endhaltestelle Marklandsgatan verlassen wir die Bahn und warten darauf, dass sie nach ihrer Pause wieder erscheint und uns wieder in Richtung Kaalltorp führt. Nun sehen wir auch noch die andere Seite von Göteborg. An der Endstation finden wir ein Café, in dem wir bei schönstem Sonnenschein einem Handwerker beim Austauschen der Fenster zuschauen können.

Das neue Fenster

Das neue Fenster

Arbeit ist etwas Wunderbares, wir können stundenlang zuschauen…

Im Internet hatten wir gesehen, dass es noch eine Fischhalle mit vielen Restaurants drum herum gibt. Diesen Punkt wollen wir auch besuchen und erkunden. Die Fischhalle liegt ganz in der Nähe zum Uni-Viertel Haga, wo wir den gestrigen Abend verbracht haben. 

Als wir die Linie 3 verlassen und uns durch den alten Stadtwallpark bewegen, stoßen wir wieder auf eine große Baustelle. Die Fischhalle wird gerade restauriert und sollte eigentlich 2023 fertig sein, aber diese Baustelle wurde wohl auch von Corona heimgesucht und es sieht so aus, dass das Ganze erst 2025 fertig ist. Auf jeden Fall wird das eine super Location.

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