Segeln im Seewind

Die eingeschränkten sanitären Anlagen stören nicht besonders, da mit uns zusammen nur eine weitere Yacht aus Deutschland im Hafen liegt. Die Sonne scheint und wir motoren durch das spiegelblanke Wasser in Richtung See. Am Horizont kann man bereits den Brisenstrich des Seewindes auf uns zukommen sehen. Nachdem wir durch das enge Schärenfahrwasser Hällervigsstrand verlassen haben, setzen wir wieder das Großsegel und die Genua 2.

Eigentlich haben wir als Ziel Skärhamn aus gewählt, aber Lorrikeet kann einfach nicht langsam, so dass wir uns durch die Schären nach Marstrand schlängeln. Bei dem thermischen westlichen Wind mit 3-4 Bft ist es einfach zu schön, um bereits in einen Hafen zu fahren.

Nachdem wir Marstrand vor einigen Tagen als total verschlafen mit allen Geschäften geschlossen erlebt haben, boxt heute hier der Bär. Trotzdem finden wir einen Platz im Gästehafen und statten dem Treiben in Marstrand einen Besuch ab. 

Nach unserem Dinner an Bord begeben wir uns noch in die Bar neben dem GKSS in Marstand. Es ist einfach herrlich hier und die Leute sind gut drauf.

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Hällevigsstrand oder der Ort, der erst ab Mitte Juni geöffnet hat

Die Windvorhersage von Windy prognostiziert thermischen Seewind, der sich an der schwedischen Küste des Skagerrak und Kattegat aufbauen soll. Es macht also keinen Sinn in Hektik zu verfallen, da sich die Thermik erst im Laufe des Vormittags aufbaut.

Gegen 10:00 Uhr weht ein SW mit 3-4 Bft und wir verlassen den Hafen. Das erste Stück geht durch ein ziemlich enges Fahrwasser Richtung SW. Hier ergibt es keinen Sinn, die Segel zu setzen. Also lassen wir den Motor mit niedriger Drehzahl vor sich hinarbeiten. Es tut ihm auch einmal gut, gleichmäßig warm zu werden und überall Motoröl verteilt zu bekommen. Als wir das enge Fahrwasser nach gut zwei Stunden verlassen haben setzen wir noch für das letzte Stück die Genua 2.

Heutiges Ziel ist der Ort Hällevigsstrand, ein ehemaliges Fischerdorf, mit alten Häusern und einer urigen Kneipe direkt am Hafen. Wir machen auf den Gästeplätzen direkt hinter der Hafeneinfahrt fest. Das Bezahlen funktioniert wie häufig mit einem Automaten. Als wir den Öffnungscode für WC und Dusche ausprobieren geht nichts. Glücklicherweise ist das einzige Behinderten-WC allgemein zugänglich. Wir besorgen uns erst einmal ein Eis am geöffneten Kiosk am Hafen und machen einen Rundgang durch den malerischen kleinen Ort.

Als wir wieder am Hafen hinter der besagten Kneipe ankommen, kommen wir mit dem Inhaber ins Gespräch, der dort gerade irgend etwas macht. Er hat dort auch zwei wunderbare Mofa-Oldtimer stehen, die Thomas‘ Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Inhaber sagt uns, dass die Kneipe erst am 16.6.23 an den Wochenenden und ab 3.7.23 ganz öffnet. Noch fehlt ihm das Personal und er betreibt den Laden nebenberuflich in der Sommerzeit.

Wir machen wohl einen sehr enttäuschten Eindruck und er findet Gefallen an einem kleinen Plausch, so dass er uns auf ein Bier im Plastikbecher (sonst bekommt er Ärger mit seiner Frau) auf die Veranda der geschlossenen Kneipe einlädt.

Wir erfahren viel über den Ort, mit dem Lars, wie er heißt, eng verwandt ist. Der ganze Ort ist 1908 einem Brand zum Opfer gefallen, der genau von dem Haus ausging, in dem heute seine Kneipe ist. Diese Kneipe gibt es erst seit 9 Jahren, vorher war es ein Supermarkt. Sie wurde von Verwandten von ihm aufgemacht und war bereits ein Jahr später kurz vor der Pleite. Da ist er dann eingestiegen. Im Hauptberuf ist er Uni-Professor in Göteborg, aber er war der Überzeugung, dass Hällevigsstrand so einen Laden braucht. Seither betreibt er ihn mit Schülern und Studenten.

Auch sonst ist er im Dorf sehr aktiv und unter anderem für die neue Sauna mit Badesteg, sowie einem Konferenzraum darüber, der auch als Regattabüro für den örtlichen Segelclub genutzt wird mit verantwortlich.

Wir erzählen ihm von uns und unserer Tour und auch dem Problem mit dem Tür-Code. Nach einige Telefonaten bestätigt er uns, dass da wohl etwas nicht funktioniert, aber wir sollen das Behinderten-WC benutzen. Am Wochenende wird dort keiner von der Kommune mehr kommen.

Zum Abschluss erzählt er uns noch von der kleinen Werft, die sein Vetter mit seinen beiden Neffen zwei Buchten weiter betreibt. Wir machen uns also auf den Weg, um auch dieses Highlight zu besichtigen.

Auf dem Werkgelände sieht es wie erwartet etwas unordentlich aus und viele verlassene Holzboote fristen dort ihr trauriges Dasein. Es hat einen etwas morbiden Charme. Wir kommen noch mit einem älteren Herren ins Gespräch, der an seinem kleinen geklinkerten Spitzgatter arbeitet, damit er bald ins Wasser kann.

Den Abend verbringen wir mit einem Kaltgetränk aus unseren Vorräten. Hier war zwar alles offiziell zu, aber ein tolles Erlebnis.

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Besuch im „Heiligen Gral“ skandinavischer Fahrtenboote

Da die Bäckerei erst um 9:00 Uhr öffnet, verlegen wir das Frühstück gleich dorthin. Nach dem Besuch von Hallberg-Rassy wollen wir mit den Rädern noch ein wenig die Umgebung von Ellös erkunden. Also holen wir sie aus der Backskiste und nehmen sie gleich mit.

Pünktlich um 10:00 Uhr stehen wir in der Rezeption der Werft und der Vertriebsleiter Deutschland nimmt uns in Empfang. Wir erhalten einen ziemlich tiefen Einblick in die Abläufe der Werft. Es ist ein Vergnügen, den Bootbauern bei der Arbeit zuzuschauen. In der Tischlerei und auch der Elektro- und Motorvorfertigung wird mit hoher Präzision gearbeitet. Die Rümpfe werden an einem Standort nicht weit von hier gefertigt. Eine Besonderheit ist, dass Rumpf, Deck und Spanten/Schotten mit einander per Laminaten verbunden werden.

Auch die Metallstruktur, die die Kräfte aus dem Kiel aufnimmt, ist massiv in den Rumpf integriert. Viele Großserien-Werften nutzen hier Klebeverfahren oder verschrauben Rumpf und Deck. Auf lange Sicht ergibt sich dadurch eine höhere Steifigkeit und Haltbarkeit. Der Innenausbau erfolgt in die Schale aus Rumpf und Deck. Alle Teile unter Deck müssen also durch den Niedergang passen. Auch ein großer Vorteil bei späteren Reparaturen.

Nach der Werfttour sitzen wir noch einige Zeit zusammen auf einer HR400. Dieses Boot ist mir aber zu groß. Die HR340, die wir in verschiedenen Bauzuständen in der Halle in Augenschein nehmen konnten, entspricht mehr der angepeilten Größe. Zum Abschluss reden wir noch über Lieferzeiten. Die Werft ist bis Mai 2025 ausgebucht. Dies ist schon eine stolze Zahl. Der Besuch auf der Hallberg-Rassy Werft hinterläßt bei uns einen insgesamt sehr positiven Eindruck.

Vor der Werft steigen wir wieder auf unsere Fahrräder und radeln zu einem Aussichtspunkt, von wo man die ganze Gegend inclusive des Nadelöhrs vor Ellös überblicken kann. Die Uhr rückt auf 14:00 Uhr und wir haben uns eine kleine Stärkung verdient. Diese finden wir in dem Hof-Café „Fröken Trulls“.

Wieder zurück an Bord gehen wir ein weiteres Mal das Thema Wäsche waschen an und backen einen Kuchen für die nächsten Tage.

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Weiter durch das enger werdende Loch nach Ellös

Über Nacht ist der Wind nun auf ONO gedreht und bläst mit 5 bis 6 Bft. Hier im Bereich der Schären ist das aber kein Problem, da sich hier kein Seegang aufbaut. Wir ziehen Lorrikeet mit Motor gegen den Wind aus der Box und setzen vor den Stegen die Genua 2. Das reicht für heute.

Weiter geht es mit halbem Wind in Richtung Uddevalla. Es ist wegen des hohen Ufers sehr böig und einige kräftige Fallböen drücken uns zur Seite. Kurz vor Uddevalla können wir in Richtung SW abfallen. Die Seekarte zeigt zwar, dass es hier durch geht, aber das letzte Stück durch ein kanalartiges schmales Fahrwasser.

Als wir die Passage erreichen, lassen wir das Segel stehen und verzichten auf den Motor, da der Wind von hinten kommt und die Fahrwassserkennzeichnung ganz einfach ist. Hinter diesem Loch liegt bereits der Hafen von Ellös.

Wir machen an der Gästepier mit Grundleinen fest. Die Grundleinen wurden dieses Jahr noch nicht häufig aufgeholt und sind mit allem möglichen bewachsen. Ein ziemlich schmieriges Unterfangen, aber es gibt ja ein Sanitärhaus mit warmem Wasser und Seife.

Nachdem alles aufgeklart ist, statten wir der Hallberg-Rassy Werft einen Besuch ab und fragen, ob wir einige Informationen über die Werft und deren Boote bekommen können. Für den morgigen Tag um 10:00 machen wir einen Termin für eine Besichtigung der Werft und Gesprächen über Boote der Größe zwischen 34 und 40 Fuß.

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Fjord segeln

Über Nacht brist der Wind kräftiger aus W auf. Wie im Hafenhandbuch vorausgesagt, bringt dies etwas Schwell in den Hafen von Marstrand. Es ist aber trotzdem auszuhalten. Für das Frühstück verzichten wir auf Brötchen, da hier ja noch nichts offen hat und verlassen den Hafen durch die nördliche Ausfahrt.

Der Wind ist wieder auf nette 3 Bft abgeflaut und wir setzen im tiefen Wasser das ungereffte Großsegel mit Genua 2. Heute wollen wir nach Ljungskile durch das Fahrwasser nach Uddevalla. Das Hafenhandbuch verspricht, dass wir dort unsere Bestände im örtlichen Supermarkt auffüllen können.

Die Fahrt ist sehr relaxed, da das Fahrwasser gut betonnt und sehr breit ist. Wir klönen viel und fahren fast an der Abzweigung nach Ljungskile vorbei. Am frühen Nachmittag machen wir im Hafen fest. Einige Segler sind am Hafen, aber die Frage, wie wir Hafengeld bezahlen sollen, können wir nicht klären. Dann eben nicht!

Bezüglich der Einkaufsgelegenheiten hält der Hafen, was er verspricht. Wir können unsere Vorräte an frischem Obst und Gemüse, sowie Brot und Getränke wieder auffüllen.

Zum großen Kochen haben wir heute keine Lust mehr. Etwa 1 km einen Hafen weiter verspricht Google ein Fischrestaurant. Auf dem Weg dorthin können wir der Modellboot Regatta Szene zuschauen. Allerdings ist der Wind für die kleinen Boote grenzwertig. Die Modellboot Segler ziehen aber tapfer ihre Regatta Serie durch. Wir gehen weiter zum Hafen von Ljung und stehen wieder einmal vor verschlossenen Türen, da das Restaurant nur in der Saison geöffnet hat.

Genau gegenüber fällt unser Blich auf einen Turm mit Windanzeiger und der Bezeichnung „Musselbaren“ und der Laden hat auf. Wir steigen zum Turm hoch und sind vom ersten Moment an von dem Restaurant begeistert. Aus dem Turm hat man eine herrliche Sicht auf die Bucht von Ljungskile und es gibt örtliche Miesmuscheln in jeglicher Form, dazu ein selbst gebrautes Bier. Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt da, da sich das Restaurant innerhalb kürzester Zeit füllt. Wir bekommen von der Bedienung den Tip in der Hauptsaison einen Platz vorzubestellen.

Als wir zurückgehen, sind die Modellboot Segler immer noch bei der Sache und der Wind hat etwas abgeflaut, so dass sich noch die Gelegenheit für einige Videoaufnahmen bietet.

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