Wir reparieren uns nach Rødvig

Reparatur am Relingsdurchzug

Reparatur am Relingsdurchzug

Unser Ziel für heute ist Rødvig. Das heißt, wir wollen die Køge Bucht überqueren. Wir stehen zeitig auf und verzichten auf das Frühstück, um den noch vorhandenen Südostwind zu nutzen. Wir sind nicht die einzigen, die so früh den Hafen verlassen. Gleichzeitig läuft noch ein dänischer Segler ein, der vermutlich nachts noch den Wind genutzt hat. Es entsteht ein wenig Gedrängel im Hafen. Wir beeilen uns, den Hafen zu verlassen, aber auf halber Strecke passt jemand nicht auf und legt genau vor uns ab, so dass wir eine Vollbremsung machen müssen. Fängt ja gut an…

Der Leuchtturm von Stevns Klint. Hier sind die Gesteinsschichtungen gut zu sehen und auch die Höhe bis zu der die See die Klippen glatt geschliffen hat.

Der Leuchtturm von Stevns Klint. Hier sind die Gesteinsschichtungen gut zu sehen und auch die Höhe bis zu der die See die Klippen glatt geschliffen hat.

Um von den Flachwasserbereichen vor Dragør frei zu kommen, müssen wir erst einmal einen Schlag in See raus machen. Wir setzen das Groß und rollen die Genua aus. Beim Dichtholen verhakt sie sich vorne mit der Reling. In solchen Fällen hilft es oftmals, einfach mal auf den oberen Relingsdurchzug zu schlagen. Klaus tut dies und liegt im nächsten Moment flach auf dem Bauch und der Relingsdurchzug hängt plötzlich durch. Da wir schon ein wenig Krängung nach Lee haben, greifen Matthias und Petra sofort zu und halten ihn fest. Er wäre vermutlich nicht über Bord gegangen, aber sicher ist sicher!

1928 stürzte an einem ruhigen Tag ein Teil der alten Kirche von Højerup ins Meer. Drei Fischerboote waren draußen vor der Klippe und die Besatzungen hörten einen lauten Knall und sahen eine große Staubwolke, wo die Kirche stand. Als sich der Staub lichtete, fehlte ein Teil der Kirche.

1928 stürzte an einem ruhigen Tag ein Teil der alten Kirche von Højerup ins Meer. Drei Fischerboote waren draußen vor der Klippe und die Besatzungen hörten einen lauten Knall und sahen eine große Staubwolke, wo die Kirche stand. Als sich der Staub lichtete, fehlte ein Teil der Kirche.

Im ersten Moment ist nicht klar, was passiert ist. Wir rollen die Genua erst einmal wieder ein und fahren noch ein Stück mit Motor und Großsegel. An der Grenze zum Fahrwasser machen wir eine Wende und rollen die Genua auf der anderen Seite wieder aus. Klaus besieht sich den Schaden: Glücklicherweise ist der Relingsdraht nicht gerissen, sondern die Verbindung zum Bugkorb hat sich gelöst. Der Bolzen findet sich an Deck wieder an, aber der Splint, der den Bolzen sichern sollte, ist nicht mehr vorhanden. Davon haben wir glücklicherweise einige in Reserve, so dass die Reparatur kein Problem ist. Nur vorne auf dem Vorschiff ist es bei Seegang und durchhängendem Relingsdraht nicht so schön zu arbeiten, so dass sich Klaus noch zusätzlich mit dem Life Belt sichert.

Am Stevns Klint wurde früher Kalk abgebaut. In kegelförmigen Holzbauten wurde der gemahlene Kalk von oben zum Trocknen reingeschüttet und nach dem Trockner als Dünger verkauft. Von unserem letzten Besuch erinnern eine Abdeckung des Holzbaus. Zur Zeit steht hier aber nur das Holzgerippe.

Am Stevns Klint wurde früher Kalk abgebaut. In kegelförmigen Holzbauten wurde der gemahlene Kalk von oben zum Trocknen reingeschüttet und nach dem Trockner als Dünger verkauft. Von unserem letzten Besuch erinnern eine Abdeckung des Holzbaus. Zur Zeit steht hier aber nur das Holzgerippe.

So, auf den Schreck brauchen wir erst einmal Frühstück. Wir hatten vor dem Auslaufen noch frische Brötchen an Bord genommen und genießen nun heißen Tee und Honigbrötchen. Dabei schreckt uns lautes Piepen auf – ein Batteriealarm! Den hatten wir auf einem unserer Anzeigegeräte draußen im Cockpit eingerichtet, um uns rechtzeitig zu warnen, wenn die Spannung der Batterie, die das Funkgeräte und die Navigationsinstrumente versorgt unter einen bestimmten Wert fällt. Das gibt uns die Möglichkeit noch zu reagieren, bevor sich die Instrumente einfach ausschalten. Reagieren heißt in unserem Fall, dass wir die Anzeigen im Cockpit ausschalten, um Energie zu sparen und die aktuelle Position mit Uhrzeit im Logbuch notieren.

Im alten Kalksteinbruch

Im alten Kalksteinbruch

Aber warum haben wir einen Batteriealarm? Wir hatten doch zwei Tage eine Landstromverbindung und sind auch ein Stück unter Motor gelaufen. Beides sollte doch alle Batterien geladen haben. Die beiden anderen Batterien zeigen volle Spannung und die Batterie für Navigation und Funk ist die neueste Batterie an Bord. Alle Spekulationen helfen uns jetzt nicht. Erst einmal wird jetzt diese Batterie parallel geschaltet zur normalen Verbraucherbatterie und die Anzeigeinstrumente im Cockpit bleiben ausgeschaltet.

Reste eines Ofens zum Brennen von Kalk.

Reste eines Ofens zum Brennen von Kalk.

Die weitere Tour verläuft glücklicherweise ohne weitere Probleme. Bei Stevns Klint flaut der Wind wie angekündigt ab und dreht südlicher. In der alten See haben wir keine Chance. Wir bewundern Stevns Klint und werfen dann den Motor an, um das letzte Stück in den Hafen zu schaffen. Im Hafen stehen dann erste einmal die Reparaturarbeiten an: alle Splinte an den Relingsdurchzügen kontrollieren. Die Batterien wieder korrekt verschalten und aufladen. Die Verbraucherbatterie hat sich bei der Tour auch kräftig entladen. Die Batterie für Funk und Navigation wird beim Aufladen gut warm – ist das normal? Der Verdacht, dass die Diode, die sonst die Batterien trennt, defekt ist, bestätigt sich nicht. Damit wird die Batterie selbst zum nächsten Verdächtigen.

Blick auf die alte Kirche von Højerup

Blick auf die alte Kirche von Højerup

Matthias und Petra probieren bei dem schönen Wetter mal die Badetemperatur der Ostsee aus. Das Ergebnis überzeugt nicht wirklich und so sind sie schnell zurück an Bord und bringen einen versteinerten Seeigel mit. Da wir so früh im Hafen sind, ist noch Zeit für eine Radtour. Wir leihen ein drittes Fahrrad und erkunden Stevns Klint. Es ist schon einige Jahre her, dass wir das letzte Mal hier waren, aber so langsam kehren unsere Erinnerungen zurück.

Wo einmal der Altar stand, öffnet sich nun eine Tür auf einen angebauten Balkon.

Wo einmal der Altar stand, öffnet sich nun eine Tür auf einen angebauten Balkon.

Stevns Klint wurde 2014 zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt, weil dort in den Kreideschichten reichlich Fossilien zu finden sind. Diese Schichten werden von einem dünklen dunklen Streifen mit einem starken Gehalt von Iridium unterbrochen, der von einem Meteoriteneinschlag in der Nähe der mexikanischen Halbinsel Yucatan stammt. Dieser führte vor 67 Millionen Jahren zum Aussterben von ungefähr der Hälfte der Lebewesen auf der Erde. Dazu gehörten auch die Dinosaurier. Anhand der Fossilien lassen sich die Unterschiede der Fauna vor und nach dem Meteoriteneinschlag erkennen.

Blick vom Balkon der Kirche. Die Küste darunter wurde gesichert, um ein weiteres Abstürzen der Kirche zu verhindern

Blick vom Balkon der Kirche. Die Küste darunter wurde gesichert, um ein weiteres Abstürzen der Kirche zu verhindern

Uns beeindruckt jedoch wieder am meisten die alte Kirche von Højerup. Sie wurde ca. 1357 weit entfernt von der Steilküste erbaut und steht nun direkt am Rand der Klippe. Einer alten Sage nach wurde sie als Dank für eine Rettung aus Seenot gebaut. Der Wikingerhäuptling Stevn, der an die nordischen Götter glaubte, soll mit Dina verheiratet gewesen, einer gläubigen Christin. Stevn soll sehr erzürnt gewesen sein über den Glauben seiner Frau und soll ihr das Kreuz, welches sie als Schmuck trug, abgerissen und ins Meer geworfen haben. Als er jedoch auf der Rückkehr von einem Raubzug der Wikinger vor den Klippen in Seenot geriet, meinte er das goldene Kreuz zu sehen. So soll er dann geschworen haben, eine Kirche zu bauen, wenn er aus Seenot gerettet würde. Dina und Stevn sollen dann die Kirche gebaut und St. Clemens gewidmet haben, dem Schutzheiligen der Seefahrer.

Was sich vom Altar in den Trümmern noch finden ließ, steht nun wieder in der Kirche, aber nicht mehr am alten Platz

Was sich vom Altar in den Trümmern noch finden ließ, steht nun wieder in der Kirche, aber nicht mehr am alten Platz

 

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