Am Ende doch Bogense

Beim morgendlichen Bad am Strand

Beim morgendlichen Bad am Strand

Wir erwachen auf Tunø bei absoluter Windstille auf. Die Wettermodelle von Windy sind sich nur darüber einig, dass es am Tage schwachwindig bleibt. Wir vermuten, dass sich irgendwann Thermik aufbauen wird. Da das Gebiet hinter Samsø aber eine komplizierte Küstenlinie aufweist, ist es nicht einfach vorherzusagen, wie die thermischen Winde laufen werden.

Die Fähre nach Samsø fährt an uns vorbei

Die Fähre nach Samsø fährt an uns vorbei

Um trotz des leichten Windes voranzukommen, holen wir unser größtes Vorsegel, die Genua 1 heraus. Sie geht fast bis zum Cockpit. Ab 3 Bft. muss sie wieder eingepackt werden. Mal sehen wie weit wir kommen. Als mögliche Anlaufhäfen haben wir uns Endelave und Juelsminde zurechtgelegt.

Nach den Vortagen mit etwa 6 Knoten Fahrt kommen wir uns bei 2,5 Knoten vor wie eine Schnecke. Aber so ist es nun einmal beim Segeln. Einige Segelyachten fahren unter Motor an uns vorbei, nur das kommt bei uns nicht in Frage. Auf der teilweise spiegelblanken Wasseroberfläche zeichnen sich einige feine Brisenstriche ab, die wir versuchen so gut es geht auszunutzen. Als wir uns dem Flach zwischen Endelave und Jütland nähern, verstetigt sich der Wind und wir können mit etwa 4-5 Knoten Richtung Juelsminde laufen.

Eine Kontrolle der Wettervorhersage für den morgigen Tag ergibt, dass er mit SO beginnen wird, um dann gegen Mittag über S auf WSW zu drehen und zwar mit dem Durchzug einer Kaltfront, die Gewitter mit sich bringen soll. Dann ist Juelsminde kein guter Ausgangspunkt, um noch schnell vor der Front nach Middelfart in den Kleinen Belt zu rutschen, also neues Ziel Bogense. 

Modellboot auf dem Bach, der durch Bogense fließt

Modellboot auf dem Bach, der durch Bogense fließt

Mittlerweile hat der Wind auf ONO mit 3 Bft. gedreht, also eigentlich die Grenze für diese Beseglung. Wieder einmal fliegen wir mit 6-7 Knoten Richtung Bogense. Wenn es mehr wird, müssen wir das Großsegel reffen. Aber der Wind bleibt bis vor der Hafeneinfahrt konstant und wir bergen erst dort die Segel. 

Da für den nächsten Tag Windstärke 4 und mehr vorausgesagt sind, tauschen wir sofort nach dem Festmachen die Genua 1 gegen die Fock 1, die etwa ein Drittel der Fläche hat.  Am alten Hafen, den Klaus noch aus Kindertagen kennt, gibt es erst einmal das obligatorische Eis.

Reste eines Windkraftwerks von 1942 am Hafen von Bogense

Reste eines Windkraftwerks von 1942 am Hafen von Bogense

Derart gestärkt machen wir noch einen Spaziergang durch Bogense. In der Nähe des Hafens steht noch der Turm des ersten dänischen Windkraftwerks, das nur zur Stromerzeugung gebaut wurde. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg herrschte akuter Treibstoffmangel und das Kraftwerk wurde als erste von insgesamt 29 Anlagen 1942 hier errichtet. Die Anlagen erzeugten Gleichstrom. 1953 wurde das Stromnetz auf Wechselstrom umgestellt und die Anlage ging außer Betrieb. Zuvor war sie schon recht unzuverlässig geworden.

H.C. Andersen Statue von Jens Gallschiøt am Hafen von Bogense

H.C. Andersen Statue von Jens Gallschiøt am Hafen von Bogense

Neben dem Turm findet sich noch eine Statue von Jens Gallschiøt, die H.C. Andersen darstellt. Er schuf sie 2005 zum 200. Geburtstag von H.C. Andersen. Sie stand in Odense und sollte Werbung machen für einen geplanten Brunnen zu Ehren von Schriftstellern. Dieser Brunnen wurde aber nicht realisiert und so versenkte der Künstler aus Protest seine Statue im Hafenbecken von Odense, wo sie neun Monate lang nur noch mit dem Kopf aus dem Wasser schaute. Dann kaufte sie der Betreiber eines Golfplatzes in Bogense, der seinen Golfplatz nach H.C. Andersen benannt hatte. 2022 wurde der Golfplatz verkauft und seitdem sitzt H.C. Andersen ein wenig unmotiviert am Hafen von Bogense neben dem alten Turm des Windrads.

Manneken Pis in Bogense

Manneken Pis in Bogense

Wir folgen einem kleinen glucksenden Bach in die Altstadt von Bogense und finden dort doch tatsächlich einen Manneken Pis, allerdings vollständig bekleidet. Ein in Bogense aufgewachsenes Findelkind hatte die Statue 1934 gestiftet, aber die Bewohner Bogenses fanden sie nackt sehr unschicklich. Seitdem ist sie bekleidet und pinkelt vor sich hin.

Die Kirche von Bogense

Die Kirche von Bogense

Von der Kirche aus und dem umgebenden Friedhof hat man einen wunderbaren Blick auf das Meer. Wir folgen dem Uferpfad zurück zum Hafen und treffen auf zahlreiche Informationstafeln, die erklären, wie sich Bogense auf den kommenden Anstieg des Meeresspiegels vorbereiten will.

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