Erst einmal vielen Dank an alle Gratulanten. Wir haben uns über Eure E-Mails gefreut. Meine Beule am Kopf ist geschrumpft, aber wenn man am Kopf blaue Flecken haben könnte, hätte ich da jetzt einen sehr Dicken.
Heute morgen bläst ein starker Wind. Während ich das Frühstücksgeschirr abwasche, gibt es draußen einen kräftigen Schlag und es hat unser sehr südländisch anmutendes Sonnensegel zerlegt. Klaus hechtet nach draußen. Gemeinsam schaffen wir es, die Überreste zu bändigen. Meine spätere Bestandsaufnahme ergibt zwei verbogene Stangen, mehrere zerrissene Leinen und ausgerissene Kauschen. Für nordeuropäisches Schmuddelwetter ist das gute Stück nicht gemacht.
Ich ‚behäkele‘ heute weiter die Fender und Klaus löst mehrere Pumpenrätsel: Es gibt gar keine elektrische Bilgepumpe. Die Beschriftung am Verteilerbrett ist Blödsinn und der Schlauch in der Bilge gehört zur Handpumpe, die er auch gleich nutzt, um das Wasser abzupumpen, das sich dort über die letzten Tage hinweg angesammelt hat.
Gemeinsam brüten wir über der Verkabelung der Frisch- und Seewasserpumpen. Eigentlich müsste aus beiden Hähnen Wasser fließen, wenn an einem Hahn das Frischwasser eingeschaltet wird. Alles sehr merkwürdig. Wir schreiben eine Einkaufsliste und machen uns auf den Weg, den Marineshop reicher zu machen. Vor Ort bläst Klaus dann noch einmal in den Wasserhahn und stellt fest, dass der Schraubknopf nicht nur die Pumpe schaltet, sondern tatsächlich den Hahn öffnet und schließt. Die Mimik ist geschickt versteckt. Dadurch reduziert sich unsere Einkaufsliste ganz erheblich, denn diese tollen Hähne wollen wir auf jeden Fall behalten und die Pumpen funktionieren auch. Hinüber sind nur die Lüsterklemmen, in die das Wasser gelaufen ist und der Schalter im Seewasserhahn. Den müssen wir ersetzen. Wir finden einen kleinen wasserdichten Schalter, den wir in den vorhandenen Hahn mit einbauen können. Nach einem Nachmittag erfüllt von Klaus‘ Fluchen geht dann endlich die Seewasserpumpe – Juchhu!
Zwischenzeitlich legt zu unserer Unterhaltung ein elegantes Motorboot mit britischer Flagge mit Wappen an den neben unserem Liegeplatz befindlichen Holztreppen an. Die beiden Insassen sehen sehr elegant, militärisch und nach Personenschützern aus. Sie haben Handfunkgeräte dabei und sehen sich aufmerksam um. Ich verlege meine Werkstatt nach draußen ins Cockpit, um Klaus die Liveberichterstattung liefern zu können. Mal sehen was jetzt passiert. Als nächstes erscheinen zwei schwarze Mercedesse. Ihnen entsteigen junge Kerle im schwarzen Anzug – die Fahrer und mehrere junge ganz normal gekleidete Frauen mit einem Baby. Da ich nicht die Gala lese, kann ich leider nicht berichten, wer das war. Sie steigen in das Motorboot und werden davon gefahren. In ein zweites ähnliches Motorboot werden nun Fahrräder geladen und einige Einkaufstüten. In gebührendem Abstand fährt es hinterher. Dann verschwinden auch die Mercedesse. Die Dame in der neben uns liegenden Yacht war ganz aufgeregt, gleichfalls die Hafenmeisterin.
Einige Zeit später läuft ein sehr elegantes großes historisches Motorboot mit britischer Flagge in den Hafen ein. Auf dem Rückweg vom Einkaufen nehme ich es in den Augenschein: Es ist die Amazone, eines der Schiffe, die in Dünkirchen 1940, die britischen und französischen Soldaten vor den heranrückenden Deutschen gerettet haben. In Bristol haben wir schon einmal eine Hafenrundfahrt auf einem anderen Schiff dieser Flotte gemacht.
Abends regnet es dann mal wieder. Komisch, wir hatten es den Tag über gar nicht vermisst. Und es regnet mal wieder durch. Das vierte Fenster erinnert uns daran, dass wir es noch nicht abgedichtet haben und auch am Traveller läuft es mal wieder durch. Diesmal ist die Steuerbordhundekoje durchnässt. Aber die Folie tut ihren Dienst, nur am Schiebeluk kommen noch ein paar Tropfen durch.