Mit Schauerböen in die Hauptstadt der dänischen Südsee

Als wir heute morgen aufwachen, regnet es mal wieder: Der Test für unsere Fenster! Unsere Abdichtarbeit war erfolgreich: die Salonkojen sind diesmal trocken geblieben, nur in der Backbordhundekoje steht das Fussende unter Wasser. Wir haben das Waschbord im Verdacht. Um das zu beheben, müssten wir von innen die Deckenverkleidung abbauen, die Muttern von innen lösen und dann die Bolzen neu mit Sikaflex einsetzen.

Nach dem Frühstück lässt der Regen nach. Wir überlegen, den Südost zu nutzen, um ein Stückchen weiter nach Westen zu kommen. Für die nächsten Tage ist kein wesentlich besseres Wetter angesagt und wir werden hauptsächlich westliche Winde haben.

Gegen 13 Uhr verlassen wir den Hafen, motoren ein Stückchen die Fahrrinne zurück Richtung Strynø. Unterwegs überholt uns der kleine Versorgungsdampfer der Insel. Als wir die engsten Stellen passiert haben, setzen wr Segel und laufen hoch am Wind. Nun kommt sogar die Sonne raus. Einige Yachten kommen uns entgegen. Als wir die Südspitze von Strynø passieren, sehen wir über Ærø eine schwarze Wand aufziehen: einer der versprochenen Schauer.


Der Wind nimmt zu und wir binden ein erstes Reff ins Groß. Das geht prima mit der neuen Leine, die wir vor ein paar Tagen in Heiligenhafen gekauft hatten. Nun brauchen wir nicht mehr so hoch ran und die Lady läuft gut mit über 7 Knoten. Wir sind jetzt auf der Westseite von Strynø und laufen Richtung Nordwest. Der Wind nimmt weiter zu und wir binden auch noch das zweite Reff ins Groß. Vielen Dank an die edle Spenderin der Leine, die wir vor ein paar Jahren zu Knurrhahns Jubiläum geschenkt bekamen! Das Einbinden des zweiten Reffs ist etwas schwieriger, da nun die erste durchgehende Segellatte mit ins Spiel kommt. Das müssen wir noch üben.

Der Schauer zieht vor uns lang nach Norden. Ich bin froh, dass wir nur den Rand abbekommen, denn es scheint im Zentrum extrem zu schütten und ich möchte in diesem engen Fahrwasser bei der Geschwindigkeit nicht die Orientierung verlieren. Während Klaus sich um die Segel kümmert, habe ich in der einen Hand die Pinne und halte mit der anderen Hand die Karte auf der Backskiste fest und hake mit dem Finger die einzelnen Tonnen ab, die wir passieren.

Bei Birkholm wird uns die Sache dann zu kritisch und wir bergen das Groß komplett. Es sind nun etwa 6 Windstärken. Nur mit der kleinen Fock laufen wir immer noch 6 Knoten. Wir beschließen, nur noch bis Ærøskøbing zu laufen. Beide träumen wir von einer dampfenden Tasse Kaffee und der warmen Kajüte.

Diesen Traum verwirklichen wir dann im Hafen auch sofort. Erst danach trauen wir uns wieder heraus, bezahlen unser Hafengeld, kaufen ein, gehen spazieren und genießen geräucherte Makrelen und Garnelen in einem Hafenimbiss.


An der Kirche fragen wir uns, warum die Steintafel über dem Eingang im Turm auf Deutsch beschriftet wurde. War Ærø mal deutsch?

Am Hafen steht ein runder weiß gestrichener Bau – wozu der wohl ist? Innen befinden sich an einer Wand mehrere Grillroste. Die Wand dahinter ist schwarz, oben im Dach ist eine Art Schornstein. Ein Schild erklärt, dass es früher verboten war, an Bord der Schiffe zu kochen wenn sie im Hafen lagen, da die Brandgefahr zu groß war. Die Schiffer gingen statt dessen in dieses Kochhaus. Da es heutzutage untersagt ist, an Bord der Schiffe und auf den Stegen zu grillen (aus dem gleichen Grund), wird dieses Haus nun als Grillplatz genutzt.


In einem weiteren offenen Haus befinden sich Tische und Bänke, sowie mehrere gefüllte Bücherregale. Das dänische Rote Kreuz betreibt diese Bücherregale und hat eine große Spendendose daneben gestellt. Wer ein Buch nimmt, soll 10 Kronen spenden. In Marstal gab es im Hafen auch so ein Regal. Dort hatte ich bereits ein schönes dänisches Lexikon gefunden und entsprechend gespendet. Hier füttere ich die Dose mit meinen 25 Øre Stücken, die schon seit 3 Jahren kein offizielles Zahlungsmittel mehr sind. Das Rote Kreuz wird sie sicherlich mühelos bei der Bank einzahlen können.

Dieser Beitrag wurde unter Logbuch, Mittsommernachtstour 2011 abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar