Heute wird es ernst. Wir haben vor einen ordentlichen Schlag nach Osten zu machen. Also stehen wir früh auf, so das wir gerade noch ordentlich Brötchen kaufen können und dann auslaufen. Frühstücken kann man auch beim Segeln.
Der Wind kommt mit 3-4 Bft aus SSW und bietet uns hervorragende Bedingungen für eine rauschende Fahrt. Wie es sich für eine Ausbildungsreise gehört, bleibt der Kartenplotter dunkel. Unsere Rookies haben die Aufgabe uns aus der Wismarer Bucht um die Bukspitze nach Warnemünde zu navigieren. Es ist dann doch etwas anderes, wenn es keine Übungsaufgabe ist.
- Wo sind wir jetzt auf der Karte?
- Wie war das noch mit der Beschickung zwischen rwK und KaK?
- Wo finde ich die Missweisung auf der Karte?
- Zwischendurch die Frage, was ist das dort für eine gelb/schwarze Tonne und was bedeutet sie?
- Da vorne kommt ein Segler, wer ist ausweichpflichtig und wie ist es mit dem Frachter der dort gerade aus Wismar ausläuft?
- Wie geht die Kreuzpeilung?
Wir lassen die Beiden die Ergebnisse ordentlich im Logbuch dokumentieren. Daneben lassen wir beide auch ordentlich Ruder gehen. Die Zeit vergeht schnell und wir können bei der Bukspitze in Richtung Warnemünde anluven.
Vor der Marina Hohe Düne bergen wir die Segel und lassen Alex einige ‚Boje über Bord‘ Manöver unter Motor fahren. Bisher hat er noch nie mit einem Boot unter Motor gefahren. Bei ablandigem Wind haben wir hier gute Übungsmöglichkeiten.
Beim Einlaufen in die Marina werden wir von den Robben des Marine Science Center lautstark begrüßt. Der Gäste-Steg ist nur mit etwa 30% Booten belegt, also freie Auswahl. Direkt am Steg befinden sich nun die immer noch provisorischen Sanitäranlagen für Gäste. Auch wenn jede zweite Einrichtung wegen Corona gesperrt ist, gibt es hier Duschen, Waschbecken und Klo’s in derzeit ausreichender Anzahl. Nur dass die Fenster der Duschen klar zum Hafen sind, verärgert vor allem die weiblichen Crewmitglieder. Es wird gewitzelt, ob den Euro für das Duschen nicht die Zuschauer im Hafen in die Münzautomaten werfen sollten.
Sonst gibt es im Marina Bereich auch mehrer Restaurants, die aber derzeit alle, wie auch das Hotel und das Tagungszentrum geschlossen sind. Da wir vorhaben die örtliche Gastronomie zu unterstützen, nehmen wir die Fähre auf die Westseite der Warnow. Hier ist alles wie gehabt. Die Leute schieben sich über den Fischmarkt und die Restaurants sind gut gefüllt. Wir finden ein nettes Plätzchen und lassen es uns gut gehen.
Nach dem Essen machen wir noch einen netten Spaziergang zur Westmole. Der Wind ist mittlerweile, wie angesagt, schlafen gegangen. An uns vorbei zieht die Fähre Kopenhagen, die jetzt mit einem Flettner-Rotor ausgerüstet ist. Er soll den Kraftstoffverbrauch um bis zu 10% reduzieren. Mir erschliesst sich das Prinzip noch nicht ganz, aber man würde sicher nicht diese Investition tätigen, wenn es nicht funktioniert.

Die Fähre Kopenhagen hat jetzt einen Flettner-Rotor oben drauf. Er sieht aus wie ein gigantischer Schornstein
Den Rest des Abends verbringen wir an Bord und bereiten einen Nudelauflauf im Ofen vor, der als Kaltverpflegung für zwei Tage reichen soll. Morgen haben wir mit etwa 55 sm eine noch größere Etappe um den Dars herum nach Stralsund vor uns.