Nun der erste Gedanke der meisten ist, dass der Rhein doch durch den Bodensee fließt und da könnte man doch und dann von der Nordsee….
Halt, Stop!! Es ist richtig, dass der Rhein durch den Bodensee fließt, aber leider stürzt er sich dann bei Schaffhausen als zweitgrößter Wasserfall Europas sehr malerisch in die Tiefe. Diese Idee ist also im wahrsten Sinne des Wortes ein R(h)einfall.
Unser nächster Gedanke war, da das Schiff derzeit an Land steht, es nicht in den Bodensee zu setzen, sondern stromabwärts des Rheinfalls in den Rhein. Ist ja nicht so weit, dachten wir. Bei näherer Betrachtung wurde die Sache jedoch kompliziert: Zwischen dem Bodensee und Rheinfelden heißt der Strom ‚Hochrhein‘ und das nicht ohne Grund. Er fällt um insgesamt 140m, nicht nur in Schaffhausen, sondern auch an zahlreichen Staustufen und wo es die nicht gibt, gibt es jedoch Stromschnellen. Richtig schiffbar wird der Rhein erst wieder ab Rheinfelden. Bis dorthin sind es von Meersburg ca. 200km und die Strecke würde durch die Schweiz führen, was das am Zoll bedeutet, weiß ich nicht. In Rheinfelden müsste das Schiff dann mit einem Kran vom Tieflader ins Wasser gehoben werden. Der Hallenwagen, den wir eigentlich mitgekauft hatten, müsste in Meersburg bleiben, da er mit einer Höchstgeschwindigkeit von 6km/h nicht straßentauglich ist.
Leider gibt es in Rheinfelden keinen Kran, der ein 5t Schiff heben könnte. Gründliches Studium des Rheinrevierführers führt zu der Erkenntnis, dass der erste taugliche Kran erst in Germersheim nördlich von Karlsruhe zu finden ist. Bis dahin sind es über die Straße an die 300 km. Vorteilhaft ist, dass wir ein gutes Dutzend Schleusen auf dem Rhein auslassen würden. Der Nachteil mit dem Hallenwagen bleibt. Die Miete eines entsprechenden Gestells für den Winter kostet jährlich 160 €. Es ist also sinnvoll, das Teil mitzunehmen. Erste Schätzungen für einen Transport des Schiffes nach Germersheim belaufen sich auf über 1000 €. Auf der Bootsausstellung in Düsseldorf erzählt uns der entsprechende Experte von International Yachtfarben zudem noch, dass wir das Unterwasserschiff vorher noch zweimal streichen müssten, da wir mit dem derzeitigen Anstrich auf keinen Fall in die Ostsee gehen sollten. Wir müssten also noch ein paar Tage in Meersburg verbringen oder den Anstrich entsprechend beauftragen. Da das Schiff nahezu leer ist, bis auf die Inneneinrichtung, müssten wir mit kompletter Campingausstattung anreisen plus Wasserkanister, Schwimmwesten etc.. Die Kosten für Unterbringung und Fahrt müssten wir noch hinzu rechnen. Die Differenz zu einem Transport per Tieflader direkt nach Lübeck wird zunehmend geringer. Wir haben uns deshalb entschlossen, das Schiff mit einem Tieflader ab Mitte April nach Lübeck holen zu lassen. Dann sollte die Halle in Schlutup soweit leer sein, dass ein Tieflader bis zum Kran fahren kann.
Aber eins haben wir bei der ganzen Aktion gelernt: Wenn man in Duisburg vom Rhein rechts abbiegt, kommt man in den Rhein-Herne-Kanal, von dort in den Dortmund-Ems-Kanal, weiter in den Mittellandkanal (Hallo Hannover!), den Elbe-Seiten-Kanal mit dem Schiffshebewerk in Scharnebeck, die Elbe, den Elbe-Trave-Kanal, die Trave und schließlich die Ostsee. Man braucht also keineswegs über die Nordsee zu schippern. Das wäre sicherlich eine interessante Tour gewesen, die wir uns und dem Schiff aber nun ersparen wollen. Eine weitere Schwierigkeit wäre der Tiefgang des Schiffes von 1,75m. Viele Häfen am Kanal haben nur 1,50m Tiefe. Wir hätten also sehr genau überlegen müssen, bis wohin wir unsere täglichen Strecken planen.
Vielen Dank an alle, die uns auf dieser Tour begleiten wollten oder uns in Hannover an Bord besuchen wollten. Wir haben uns über die Angebote sehr gefreut und hoffen Euch in Lübeck an Bord begrüßen zu dürfen!
P.S. Wir haben jetzt 2 Rheinrevierführer und eine Karte der Binnenwasserstraßen Deutschlands abzugeben 😉