Als wir das erste Mal ein GPS an Bord unseres vorherigen Bootes in Betrieb nahmen, tauchte dort der Punkt WAAS im Menü auf. Wa(a)s ist das, fragten wir uns? Ein Korrektursignal für GPS, welches in den USA verfügbar ist, so lernten wir es aus dem Internet. Damit war der Fall für uns abgehakt auch für das nächste GPS-Gerät an Bord von Lorrikeet.
Dann fingen wir an unseren Sportseeschifferkurs zu besuchen und lernten, dass es eine europäische Alternative namens EGNOS gibt. Also kramte ich noch einmal unser Handbuch vom GPS Gerät heraus und stellte fest, dass der Menüpunkt zwar WAAS heißt, aber eigentlich alle derartigen Systeme meint, also auch das europäische EGNOS, das indische GAGAN und das japanische MSAS. Der Oberbegriff heißt SBAS (Satellite Based Augmentation System). Es ist also so ähnlich, wie wenn wir „Tempo“ sagen und „Papiertaschentuch“ meinen…
Mit EGNOS ist GPS doch viel genauer (der Fehler soll in 99% der Fälle kleiner als 2-3 m sein) dachte ich, dann schalte ich das doch besser mal ein. Das GPS Gerät wollte noch wissen, welchen Satelliten es nutzen sollte oder ob es automatisch einen auswählen solle. Keine Ahnung, dachte ich mir und stellte das Ganze auf „automatisch“. Voreingestellt war übrigens ein Satellit, den es laut Wikipedia seit 2007 nicht mehr gibt…
Erst einmal passierte danach nichts Schlimmes, aber dann fiel uns auf, dass die Geschwindigkeitsanzeige (SOG) vom GPS immer mal wieder kurzzeitig ausfiel. Eine Kontrolle der GPS-Antenne ergab, dass alles ok ist. Das GPS hat Empfang. Am letzten Wochenende bei wenig Wind sind wir der Sache dann auf den Grund gegangen und haben festgestellt, dass in diesen Momenten das GPS von der Anzeige „W3D“ auf „3D“ wechselte. Laut Handbuch bedeutet dies, dass der Kontakt zum EGNOS Satelliten verloren gegangen ist. Alle EGNOS Satelliten stehen über dem Äquator, also für uns sehr weit im Süden und sehr dicht über dem Horizont. Das kann also durchaus vorkommen.
Nun las ich noch einmal bei Wikipedia nach und stellte das GPS-Gerät von Hand zuerst auf den neuen Satelliten mit der Nr. 136 ein, der seit 2012 seinen Dienst tun soll. Das Ergebnis ist im obigen Foto zu sehen. Der Satellit ist möglicherweise auf seiner Umlaufbahn, aber deshalb noch lange kein verfügbarer EGNOS-Satellit, auch wenn das im Wikipedia Artikel so den Anschein erweckt.

Die automatische Suche nach Satelliten funktioniert: Nr. 126 wird empfangen und als „W“ im Diagramm auch dargestellt.
Als nächstes probierte ich den Artemis-Satelliten mit der Nummer 124 aus, der laut Handbuch das beste Ergebnis liefern sollte. Was ich nicht wusste war, dass dieser Satellit zur Zeit für Tests benutzt wird und die Daten möglicherweise nicht zur Verfügung steht. Es erscheint mir also überhaupt nicht sinnvoll, einen Satellit von Hand auszuwählen. Deshalb stellte ich die Einstellung zurück auf „Automatisch“. Nun klappte es auf Anhieb: Das Gerät fand den Satellit Nr. 126 und später auch die Nr. 120. Erwartungsgemäß wurden sie im Süden dicht über dem Horizont angezeigt.
Trotzdem blieb das Problem mit den ausfallenden und stark veränderlichen Geschwindigkeitsangaben bestehen. Während auf der Rücktour von Grömitz am Sonntag die Logge relativ konstant bei 6,5 Knoten stand, sprang das GPS im Bereich von 5 – 9 Knoten zwischen den Werten wild hin und her. Nun fehlt nur noch die Gegenprobe was passiert, wenn wir „WAAS“ wieder ausschalten: Bleibt dann die Geschwindigkeitsangabe wieder stabil? Im Moment erweckt das Ganze den Anschein, als ob wir uns zwischen genauen Ortsangaben und genauen Geschwindigkeitsangaben entscheiden müssten, ähnlich wie bei der Heisenbergschen Umschärferelation…