Nebelfelder

Sassnitz – Lohme (via ca. 7 Seemeilen nördlich von Arkona)
35,1 sm
SSW – WSW 2-4, schlechte Sicht, vereinzelt Nebelfelder, vereinzelt leichter Sprühregen

Die Strukturen in den Kreidefelsen von Rügen sind deutlich zu erkennen

Die Strukturen in den Kreidefelsen von Rügen sind deutlich zu erkennen

Heute morgen haben wir den Wecker früh um 6 Uhr klingeln lassen. Der Plan war, rüber zur schwedischen Südküste zu laufen, um für den kommenden stärkeren Wind aus N – NW einen besseren Ausgangspunkt für den Heimweg zu haben. Bevor wir gestartet sind, haben wir im örtlichen Supermarkt noch unseren Bestand an frischen Lebensmitteln wieder aufgefüllt.

Der Königsstuhl ist 118 Meter hoch

Der Königsstuhl ist 118 Meter hoch

Angesagt waren für heute für die südliche Ostsee SW 3-4 zunehmend 5 Beaufort und für die westliche Ostsee, in der wir hier auf der Ostseite von Rügen eigentlich nicht sind, SW – W 3 zunehmend 5 Beaufort und schlechte Sicht. Wäre die Vorhersage eingetreten, hätten wir optimale Bedingungen für diese Tour von ca. 55 Seemeilen gehabt. Unser alt vertrautes Gewittertief aus Vorpommern ist mittlerweile in der zentralen Ostsee und zieht jetzt wieder gen Westen. Das scheint ein Rundkurs zu werden, aber hier sollte es uns nicht betreffen.

Wir lassen die Kreidefelsen hinter uns

Wir lassen die Kreidefelsen hinter uns

Erst einmal laufen wir um 8 Uhr aus, setzen nur das Groß und den Robby an die Pinne, um in Ruhe zu frühstücken. Derweil bewundern wir die Kreidefelsen von Rügen. Von See aus lassen sich sehr schön die Strukturen erkennen.

Die See ist ruhig, keine alte Dünung aus Nordost mehr, so wie das gestern der Fall war. Die Sicht ist nicht besonders gut. Arkona können wir vom Jasmund aus nicht erkennen, aber wir machen ordentliche Fahrt und ich lege mich noch einmal für ein Nickerchen in die Koje. Nach einer Stunde wache ich auf, weil das Schiff plötzlich keine Lage mehr hat. Der Wind hat nachgelassen und wir haben zu wenig Geschwindigkeit, um in angemessener Zeit an die schwedische Südküste zu kommen. Mittlerweile sind wir nördlich des Tiefwasserweges, der um Rügen herumführt und südlich vom Verkehrstrennungsgebiet, für den Verkehr, der zwischen Kiel und dem Baltikum unterwegs ist. Sowohl nördlich, als auch südlich von uns fahren Frachter, die teilweise erst sehr spät zu erkennen sind. Von hier aus ist es genauso weit nach Mön, wie nach Schweden. Da der Wind eher nach Süden gedreht hat, als nach Westen, wie wir es erwartet hatten, beschließen wir den Kurs zu ändern und Richtung Mön zu laufen. So machen wir auch 2 Knoten mehr Fahrt. Mön gefällt uns als Ausgangspunkt für die nächsten Tage besser. Wir teilen uns den Horizont auf und überwachen den Schiffsverkehr um uns herum.

Dies geht nur etwas eine Viertelstunde gut, dann ist plötzlich dichter Nebel um uns herum und der Wind dreht wieder zurück und kommt diesmal fast aus Westen. Diesen Nebel haben wir noch nicht einmal als Wand vor uns wahrgenommen. Er ist einfach da. So etwas wie AIS oder Radar haben wir nicht an Bord, so dass wir andere Schiffe orten könnten. Wir haben einen Radarreflektor, so dass uns Schiffe mit Radar sehen sollten, sofern sie ihr Radargerät überwachen und gewillt sind, um uns herum zu fahren. Bei allem, was wir über den Alltag an Bord großer Schiffe wissen, erscheint uns dieses Vertrauen in die anderen nicht gerechtfertigt. Die Sicht beträgt kaum eine viertel Seemeile. Wir fühlen usn, als hätte jemand in voller Fahrt einen weißen Vorhang um unser Boot gezogen. Einem kleinen Boot könnten wir so noch ausweichen, aber einem großen Frachter in Reisegeschwindigkeit nicht mehr.

Der schöne Hafen von Lohme

Der schöne Hafen von Lohme

Was sollen wir tun? Den Kurs nach Mön können wir nicht mehr halten. Wenn wir weiter wollen nach Schweden müssen wir durch das Verkehrstrennungsgebiet hindurch. Wenn wir statt dessen nach Hiddensee gehen, müssten wir kreuzen und den Eingang in die Fahrrinne finden. Wir beschließen umzudrehen und schnellstmöglich an einen Ort zu kommen, an dem wir zumindest vor den Frachtern sicher sind. Wir fahren eine Halse und Klaus hält erst einmal nach Süden auf Rügen zu. Ich suche in der Seekarte einen Punkt südöstlich von Kap Arkona in der Tromper Wiek raus. Den programmiere ich in das GPS und auf den halten wir dann zu. Er ist ca. 7 Seemeilen entfernt. Parallel behalten wir das Echolot im Auge, falls wir uns doch der Steilküste zu dicht nähern sollten. Etwa 3 Seemeilen vor dem Kap kann ich im Nebel die obere Kante des Kaps erahnen.

Wurzelballen abgestürzter Bäume

Wurzelballen abgestürzter Bäume

In der Tromper Wiek gibt es zwei Häfen. Wir entscheiden uns für Lohme. Die Sicht hat sich hier etwas verbessert, aber trotzdem muss ich die weiteren 7 Seemeilen bis Lohme stur nach Kompass steuern. Die leuchtend gelben Rapsfelder hoch oben auf der Küste kann ich etwa 4 Seemeilen vorher sehen, den Ort erst etwa 1 Seemeile vorher und die Hafeneinfahrt erst etwa eine halbe Seemeile vorher. Hinter uns scheint die Sicht plötzlich wieder sehr klar zu sein.

Überwachungseinrichtung für Bewegungen des Steilhanges

Überwachungseinrichtung für Bewegungen des Steilhanges

Nachdem wir uns bei Kaffee und Kuchen von dem Schreck erholen, erkunden wir noch den kleinen Ort. Hier sind vor ein paar Jahren große Bereiche der Steilküste abgestürzt. Dies ist immer noch deutlich zu sehen. Etliche Bäume ragen grotesk mit ihren Wurzelballen nach oben aus den Geröllmassen. Um den Hang zu sichern, wird das von Landseite dagegen drückende Grundwasser mehrere Meter abgesenkt und kontrolliert in die Ostsee entwässert. Den Fussweg am Fuß des Hanges schützen große Quader aus Draht, die mit Steinen gefüllt sind. Unten am Hafen steht eine Überwachungseinrichtung, die Bewegungen des Hanges erkennen soll. Trotzdem ist dies ein sehr schön gelegener Hafen, klein und gemütlich und mit sehr schöner Kulisse. Außerdem freut uns, dass ein Mitglied unseres Segelvereins ihn mit seiner Firma gebaut hat.

 

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