Erst Flaute dann Gewitter

Trebiez – Swinemünde
21,6 sm
NW 1-2, später 3-4 und Gewitter mit Starkregen

Heute morgen hatten wir den Wecker nicht gestellt, aber für pünktliches Aufstehen sorgen die Bauarbeiter, die auf der Insel vor dem Hafen mit lautem Gepolter dicke Steine von zwei Schuten auf LKWs umladen. Damit wird derzeit ein Schutzwall rings um die Insel gebaut, die wohl ursprünglich nur eine Sandbank war und dann mit dem Aushub aus der Oder immer höher wurde und nun von hohen Bäumen bestanden ist.

Wind ist kaum da. Das bißchen säuselt weiterhin schwach aus Südost. Es sieht aus, als könnten wir endlich einmal den Spinnaker trocknen. Den Hafenmeister spreche ich auf die nördliche Ausfahrt an. Die Fischer nehmen diese Ausfahrt, die Schuten wurden dort entlang geschoben und gestern abend kam ein schwedischer Segler von dort in den Hafen. Ist sie vielleicht doch tief genug? Er versichert mir, sie sei tief genug und geht mit mir vorne auf die Mole, um zu erklären, wie wir fahren müssen. Er bestätigt, dass die grüne Tonne, die wir vor zwei Tagen gesucht haben, nicht mehr vorhanden ist. Als dann ein einheimischer Segler losfährt und den Hafen durch diese Ausfahrt verlässt, beeilen wir uns hinterher zu kommen. Tatsächlich sinkt die Wassertiefe nicht unter 3,50m, Meistens liegt sie sogar bei 4,50m.

Leuchtturm-Paare markieren den Weg in den Kanal nach Swinemünde

Leuchtturm-Paare markieren den Weg in den Kanal nach Swinemünde

Das Haff ist spiegelglatt. Es ist diesig. Der Himmel ist zur Hälfte bedeckt mit Wolken die nichts Gutes verheißen und heute morgen im Radio war von Schauern und Gewittern die Rede. Das glauben wir gerne, so drückend wie es bereits ist. Als wir im Fahrwasser angekommen sind, kommt von vorn ein Brisenstrich auf dem Waserr auf uns zu. Der Wind kommt nun genau von vorn und wir müssen wieder kreuzen, aber es ist ein angenehmes Segeln. Auf dem Haff sind wir fast allein. Ein paar Handelsschiffe passieren uns auf dem Weg in die Oder und zurück. Einige kleine Fischerboote sind unterwegs, aber kaum Segler. Es ist ein Pfingstsamstag und schönes Wetter. In Deutschland sind sicher Tausende von Seglern unterwegs. Hier in Polen ist Segeln noch weit davon entfernt, ein Breitensport zu sein.

Kormorane nisten auf einer Insel im Kanal

Kormorane nisten auf einer Insel im Kanal

Im Süden verfärbt sich der Himmel langsam dunkelgrau. Das wird bestimmt bald nass. Der Wind dreht ein wenig und frischt dann auf. Als wir in den Kanal nach Swinemünde einlaufen, fängt es hinter uns an zu donnern. Rechts und links am Ufer sind ganze Schwärme von Graureihern. So viele habe ich noch nie auf einmal gesehen. Es ist sehr eindrucksvoll. Leider haben wir gerade zu viel mit dem Bergen der Segel zu tun und können nicht fotografieren.

Schnappschuss in Swinemünde

Schnappschuss in Swinemünde

Dann fallen die ersten Tropfen und das Gewitter rückt näher. Wir ziehen das Ölzeug über kurze Hose und T-Shirt. Das Gewitter scheint parallel zu uns zu ziehen. Die Blitze sind nur noch 1 Kilometer entfernt und wir sind sehr froh im Kanal zwischen den hohen Bäumen zu sein. Von hinten kommt die weiße Wand mit dem Regen auf uns zu. Wir beschließen langsamer zu fahren und sehr dicht am Ufer, damit das Gewitter schneller an uns vorbeizieht und wir im Schutz der hoffentlich höheren Bäume sind. Die Taktik scheint aufzugehen. Als wir in Swinemünde fest machen, regnet es gerade kaum noch, aber es steht bereits das nächste Gewitter im Süden. Wir können gerade noch die Kuchenbude aufstellen. Dann schüttet es schon wieder.

Das mittlere Haus ist alt. Die neueren Häuser daneben passen im Stil gut dazu

Das mittlere Haus ist alt. Die neueren Häuser daneben passen im Stil gut dazu

Zwischen zwei Gewittern machen wir einen kurzen Gang durch die Stadt. Swinemünde ist im zweiten Weltkrieg stark zerstört wurden. Der Revierführer schreibt, dass hier in einer einzigen Nacht 16000 Menschen starben. Wir finden eine kleine Ausstellung mit alten und neuen Fotos, die die Stadt vor dem zweiten Weltkrieg zeigen und jetzt. Einiges was neu gebaut wurde, passt sich im Stil gut an das Alte an. Dies ist vermutlich in den letzten Jahren entstanden, aber wir finden auch Plattenbauten vom üblichen Typ Leningrad.

Renovierungsbedürftiges altes Haus in einer Seitenstraße

Renovierungsbedürftiges altes Haus in einer Seitenstraße

Wir nutzen die Zeit, um unsere Wäsche zu waschen. Diesmal empfiehlt uns der Hafenmeister seine Waschmaschine ausdrücklich. Als die Gewitter später am Abend nachlassen laufen wir noch einmal los in unseren klitschnassen Segeljacken. In der Engelsburg, einem alten Fort aus der Zeit der Preußen, finden wir ein Café mit brennendem Kamin. In den alten Gewölben. Wir versuchen unsere Jacken ein wenig zu trocknen.

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