Røsnœs / Seeland – Juelsmind / Jütland
32,6 sm
ONO 4
Um kurz vor sechs klingelt der Wecker. Um Viertel vor sieben laufen wir aus. Tee und Kaffee hatten wir uns schon gestern Abend gekocht. Frühstücken tun wir draußen. Der Himmel ist bedeckt, aber Gewitterwolken sind keine zu sehen. Über Mittelwelle hören wir den Seewetterbericht. Krachen durch Blitze vernehmen wir dabei nicht. Zwei Stationen melden Gewitter, aber die sind beide weit weg.
Ursprünglich hatten wir vorgehabt, nach Bogense zu laufen, aber da ein etwas nördlicherer Kurs besser für uns ist, nehmen wir Kurs auf Juelsminde. Hier bestehen unterwegs auch mehr Fluchtmöglichkeiten. Um 9 Uhr setzen wir den Spinnaker und segeln so schnell es geht. Zeit haben wir heute nicht zu verschenken. Kurz vor Juelsminde setzt leichter Regen ein. Unterwegs haben wir noch einmal die Stationsmeldungen gehört. Jetzt meldet keine Station mehr Gewitter. Gegen 12 Uhr laufen wir in Juelsminde ein. Um diese Uhrzeit sollte hier jede Menge Platz sein. Die freien Liegeplätze, die sich gleich so schön hinter der Hafeneinfahrt befinden, sind jedoch blockiert, entweder durch rote Schilder oder auch durch quer gespannte Leinen, da es für jeden Platz nur einen Dalben gibt und der Wind quer dazu steht. Wir finden jedoch am Kopf des langen Stegs eine passende Box, die lang und schmal ist, wie unser Schiff.

„Krebsbrücke (nur für Kinder)“ Der Hafen in Juelsminde ist kinderfreundlich. Es gibt extra eine Brücke, auf der Kinder mit kleinen Angeln und frischem Muschelfleisch Krebse angeln können. Danach lassen sie die Krebse auf einer Rampe um die Wette zurück ins Wasser laufen.
Danach gönnen wir uns erst einmal einen Mittagsschlaf. Ausgeschlafen und mit Kaffee und Kuchen gestärkt, während sich die Waschmaschine mit unserer Wäsche beschäftigt, machen wir uns auf den Weg zu einem kleinen Einkaufsbummel. Auf dem Rückweg wollen wir noch bei unserer Wäsche vorbei schauen. In der Zwischenzeit ist ein großer holländischer Zweimaster eingelaufen und liegt etwas unkonventionell quer vor den Dalben der Plätze, die wir ursprünglich angepeilt hatten. Was soll das denn, die Boote kommen doch so gar nicht mehr heraus? Wir gehen uns die Sache näher anschauen. Offensichtlich hat die Steuerfrau beim Wenden im Hafenbecken die Kurve nicht gekriegt und ist mit dem Seitenschwert am Heckanker einer Yacht hängen geblieben. Gleichzeitig ist noch der gewaltige Klüver in das Achterstag einer zweiten Yacht gefahren. Das Achterstag einer kleineren Yacht hat er knapp verfehlt. Der Eigner steht anscheinend noch ein wenig unter Schock. Auf der Yacht, in deren Heckanker sich das Seitenschwert verfangen hat, ist niemand an Bord und von den Schaulustigen macht niemand Anstalten, mal an Bord zu gehen und mitzuhelfen, den Anker wieder zu lösen. Klaus ergreift die Initiative und kurz danach kommen auch die Eigner zurück. Es sind Norweger auf dem Weg nach Hause.
Gemeinsam schaffen sie es, den Anker aus dem Seitenschwert zu lösen. Beim Aufprall ist die gesamte Befestigung des Heckankers aus dem Spiegel der Yacht gebrochen. Dort klafft nun ein handgroßes Loch. Zusätzlich ist noch die Badeleiter beschädigt und das Schiff ist vorne gegen die Kaimauer geprallt. Nach dem Lösen des Heckankers ist der Zweimaster wieder frei und kann nun endlich auf den vorgesehenen Liegeplatz. Ich bekomme nun eine praktische Vorführung, wie man ein Schiff durch Eindampfen in die Spring anlegt. Das merke ich mir für die Zukunft bzw. muss das bei geeigneter Gelegenheit mal ausprobieren.
Da wir nun schon auf der Kaimauer rumstehen, nutzen wir die Gelegenheit und sprechen die Besatzung einer interessanten dänischen Yacht an, die wir schon bewundert haben, die wir aber nicht zuordnen konnten. Es ist eine Omega 42. Nach ein paar weiteren Fragen sitzen wir schließlich gemeinsam bei einem Gläschen Wein im Cockpit. Die beiden sind ein älteres Paar aus Ebeltoft und kommen gerade vom Jazzfestival auf Tunø. Auch sie hat der Zweimaster nur knapp verfehlt.
Erst nach einer Weile wird uns klar, was gewesen wäre, wenn wir den ursprünglich angepeilten Liegeplatz eingenommen hätten. Dann wäre unser Segelurlaub jetzt beendet gewesen. Denn die Yacht, die es so schwer erwischt hat, ist eine Bavaria 38. Lorrikeet ist noch zwei Fuß länger und hätte umso weiter aus der Box herausgeragt und gegen einen Klüver im Achterstag hätte auch unser großer roter Ballfender nichts genützt. Wir haben noch einmal Schwein gehabt!
Ein Gewitter lässt sich übrigens auch den Rest des Tages nicht blicken.