Hundested / Seeland – Røsnæs / Seeland
43,2 sm
ONO – NO 3 – 4
Strecke machen heißt heute das Ziel. Wir wollen so weit wie möglich nach Westen, so lange der Ostwind noch weht. Hundested liegt am Eingang zum Isefjord, der eine Verbindung zum Roskilde Fjord hat. In Roskilde gibt es das Museum mit den Wikingerschiffen, die sie aus dem Fjord geborgen und konserviert haben. Sie sind dort n ihrer ganzen Schönheit und schlanken Formen zu bewundern. Seitdem wir das gesehen haben, stellen wir uns immer vor, wie sie damals mit ihren schnellen Booten aus dem Fjord hinaus auf das offene Kattegat und in den Seegang hinein gesegelt sind. Damals gab es sicherlich auch noch die Seehunde, nach denen Hundested angeblich benannt wurde. Sie lebten wohl auf den Steinriffs vor der Steilküste. Zum Bau von Kopenhagen hat man diese Felsblöcke verwendet. Das Steinriff gibt es nicht mehr. Seehunde haben wir auch nicht gesehen.
Um nach Westen zu kommen, müssen wir durch Sjællands Rev hindurch. Von der Nordwestecke Seelands ragt hier ein Riff etwa 5 Seemeilen ins Kattegat hinaus. Es ist davon nichts zu sehen. Wir segeln die Küste entlang und sehen vor uns nur offenes Wasser. Wenn wir keine Seekarten hätten, würden wir nicht ahnen, dass das Riff vor uns unpassierbar wäre. Nur eine kleine Durchfahrt ist durch zwei Tonnen gekennzeichnet.
Hinter dem Riff treffen wir wieder auf einen Schweinswal.
Unsere Tour endet um 18 Uhr in Røsnæs. Ich denke immer, dies müsste ein großer Hafen sein, denn täglich in den Wettervorhersagen höre ich die Stationsmeldung aus Røsnæs. In Wirklichkeit ist hier nur ein Damm in Wasser hinaus gebaut und am Ende liegt ein kleiner Fischereihafen. Wir sind zusammen mit einer anderen deutschen Yacht die einzigen Gastlieger. Das halbe Dorf hat sich am Hafen versammelt, da einer der Fischer sein Boot mit dem Trecker aus dem Wasser gezogen hat. Nun spritzt er sein Unterwasserschiff mit Wasser ab. Die grüne Soße läuft ungehindert ins Hafenbecken. Während er das tut, trinken die anderen sein Bier. Einer hat einen schwimmwütigen Hund, der sich stundenlang ins Hafenbecken stürzt, um einen Ring zu apportieren.
Vielleicht liegt das auch daran, dass der Hafenmeister Urlaub hat. Sein Stellvertreter ist einer der örtlichen Fischer. Er umsorgt uns ganz rührend und druckt uns den Wetterbericht vom Norwegischen Wetterdienst für Røsnæs zu Hause auf dem Computer aus! Der besagt, dass es ab 14 Uhr Gewitter geben soll. Wir nehmen um 21 Uhr den Wetterbericht vom Deutschlandfunk auf, um eine Gegenmeinung vom Deutschen Wetterdienst zu bekommen. Die meinen, es soll bis Mittag vorbei sein mit den Gewittern. Außerdem sagen sie Gewitter nur bis Belte und Sund an. Für das Kattegat sagen sie keine Gewitter vorher. Die Vorhersagen für die Seegebiete weiter östlich und weiter westlich sehen ähnlich aus. Ich vermute, dass das heranziehende Gewittertief aus Deutschland vielleicht über der See an Schwung verliert. Hier sollten die Luftmassen absinken, statt aufzusteigen. Da wir im nördlichen Teil des Seegebiets „Belte und Sund“ sind, habe ich die Hoffnung, dass uns die Gewitter vielleicht gar nicht erreichen.
Trotzdem ist die Frage, was wir tun sollen. In Røsnæs liegen wir als höchster Punkt im Hafen und weit draußen ideal als Blitzableiter für alle anderen. Diese Ehre überlassen wir lieber dem örtlichen Flaggenmast. Bleiben und abwarten ist also keine Option. Wir beschließen, morgen früh aufzustehen und zu schauen, wie das Wetter ist, um dann möglichst bis Mittag wieder in einem geschützten Hafen zu sein. Genug Wind sollte für die Aktion vorhanden sein.