Burgtiefe/Fehmarn – Hesnæs/Falster
51,1 sm
W 3 – 5, anfangs Nieselregen, später Sonne, 12°C
Heute morgen hatte der Wind endlich abgenommen. Wir hatten uns extra einen Wecker gestellt, um den Tag gut auszunutzen. Mit noch leichtem Magengrummeln, wie immer wenn es nach mehreren Tagen Sturm wieder raus geht, sind wir kurz nach halb elf gestartet. Alle wollten plötzlich los und so gab es richtig Gedrängel an der Hafenausfahrt.
Wir hatten vorsichtshalber noch ein Reff ins Groß gebunden, aber das war vollkommen überflüssig und war auch schnell wieder draußen. Östlich von Fehmarn waren die anderen Yachten dann alle verschwunden und wir anscheinend allein auf dem Weg Richtung Falster. Der Seegang war noch recht kräftig. Die Sicht war sehr gut, denn wir konnten schon von Fehmarn aus die Windparks vor Lolland sehen, sowie die Frachter in der Kadettrinne.
Gegen 14 Uhr haben wir dann die Kadettrinne gekreuzt. Dabei kommen wir uns immer vor wie Fußgänger auf der Autobahn. Von Osten kamen drei Frachter, von Westen war nichts zu sehen, als wir in die Rinne liefen. Die drei Frachter liefen deutlich vor uns vorbei. Wir dachten, nun hätten wir es geschafft, aber da tauchten von Osten noch zwei Frachter am Horizont auf und noch ein sehr großer Containerfrachter von Westen. Es war schnell klar, dass wir es nicht schaffen würden, vor den beiden Frachtern aus Osten rüber zu kommen, also hielten wir uns auf dem „Mittelstreifen“ vor dem Wind, um hinter den beiden schnell rüber zu kommen. Der Frachter aus Westen fuhr währenddessen hinter uns entlang. Dann haben wir den Ausbaumer weggenommen, um etwas höher zu laufen, denn von Osten kam schon wieder der nächste Frachter mit hoher Geschwindigkeit. Als wir endlich auf der Nordseite waren, hätte ich am liebsten einen Kamillentee getrunken.
Anschließend sind wir an Gedser vorbei um die Gedser Odde herum auf die Ostseite von Falster gelaufen. Hier war es dann endlich vorbei mit dem Seegang und wir sind weiter Richtung Norden gesegelt. Über Deutschland ballten sich die Wolken, während hier in Dänemark die Sonne raus kam.
Plötzlich ein Schreck: Unser GPS ist aus, wieso das? Liegt es am CAN-Bus? Ist die Sicherung raus? Ich tippe auf Batterie und liege richtig. Wir haben vor 4 Tagen zum letzten Mal die Batterie geladen und der Motor ist in den drei Tagen in Burgtiefe nicht gelaufen, aber wir haben fröhlich gekocht, gebacken, Radio und Funk gehört und gelegentlich das Licht angehabt. Nun bekommen wir die Quittung. Das Funkgerät ist noch an, aber GPS und Anzeigegeräte haben sich ausgeschaltet. Der Motor hat eine eigene Starterbatterie und springt glücklicherweise problemlos an. Wir lassen ihn eine halbe Stunde mitlaufen, um die Batterie erstmal ein wenig zu laden, damit wir das GPS wieder in Betrieb bekommen. Das Getriebe mault, denn wir haben vielmehr Geschwindigkeit drauf, als der Motor jemals schaffen würde. Eigentlich müsste sich der Propeller im Leerlauf einfalten, aber das scheint nicht zu klappen. Schließlich kuppeln wir ihn ein und finden eine Drehzahl, die ihm gefällt.
Um 19 Uhr machen wir in Hesnæs fest. (Der „schwarze Festmacher“ wird auch sofort eingestöpselt). Hesnæs ist ein winziger Ort, in dem es noch nicht mal einen Laden gibt, nur ein paar Fischer und den Hafen. Es ist hier unglaublich still. Wir machen uns erst einmal auf zu einem Strandspaziergang und finden ein paar Donnerkeile. Der Strand ist wildromantisch. Es sieht aus, als würden sich hier die vielen Buchen die Steilküste hinunter ins Meer stürzen.