Nun ja, eigentlich hatten wir in Thyborøn etwas anderes erwartet: einen Fischerort mit Wetterstation. Wir finden einen Hafen mit Piers für Windkraft, Bodenaushub und Anleger für große Fischtrawler vor. Zur Nordsee hin und vor den Dünen findet man viele alte Bunker aus dem zweiten Weltkrieg. Dahinter gibt es die Gedenkstätte zur Skagerrak Schlacht des ersten Weltkrieges und ein zugehöriges Museum. Für das Museum nehmen wir uns viel Zeit.
Die Ausstellung folgt dem Leitspruch „Jeder Krieg ist eine Tragödie und wenn wir über die Geschichte des Seekrieges in der Nordsee berichten, soll niemand verherrlicht werden, aber über die Geschichte muss berichtet und an die Opfer soll erinnert werden“, der am Eingang steht. Entstanden ist das Museum aus der Zusammenarbeit zwischen Nick Jellicoe, dem Enkel des damaligen Kommandanten der britischen Flotte und dem Taucher und Gründer eines großen Tauch- und Bergungsunternehmens in Dänemark Gert Normann Andersen. Letzterer hatte bereits seit Jahrzehnten in der Nordsee nach Wracks getaucht. Im Zuge dieser Zusammenarbeit sind nun 23 von den 25 in der Skagerrakschlacht gesunkenen Schiffe gefunden.
Sowohl Deutschland als auch Großbritannien hatten die Nordsee umfassend vermint, nicht nur um sich gegenseitig vor Angriffen zu schützen, sondern auch um Deutschland von der Rohstoffversorgung auf dem Seeweg abzuschneiden. Vor Beginn der Schlacht hatte es das Kommando an die deutsche Flotte gegeben, auszulaufen und entlang der deutschen Küste nach Norden zu fahren. Da die Briten in den Besitz eines deutschen Codebuchs gekommen waren, konnten sie den Funkspruch entschlüsseln und der deutschen Flotte entgegen fahren ohne jedoch die genaue Position zu kennen.

Gemälde von Johannes E. Møller. Der von einer Dampfmaschine angetriebene dänische Kohlefrachter lässt beim Aufstoppen Dampf ab.
Wir erfahren, dass die englische und die deutsche Flotte sich erst nicht gesehen haben und erst durch die Begegnung der deutschen Flotte mit einem dänischen Kohle-Frachter, der beim Aufstoppen eine Dampfwolke ausstieß, aufeinander aufmerksam geworden sind. Was wäre wohl ohne diesen Zwischenfall passiert? Wären die Flotten wieder in ihre Häfen zurückgekehrt?

Auch einige Luftfahrzeuge waren im 1. Weltkrieg über der Nordsee im Einsatz. Darunter das deutsch Luftschiff L19, welches 1916 in der Nordsee notlanden musste. Ein britischer Fischer verweigert den Verunglückten jegliche Hilfe. Als ihnen klar wird, dass sie keine Aussicht auf Rettung mehr haben, schreiben sie Abschiedskarten an ihre Familien und werfen sie als Flasschenpost ins Meer. Diese werden später in Marstrand gefunden.
In der Ausstellung werden auch viele Stories aus der Sicht einzelner Beteiligter und etliche Pleiten und Pannen dargestellt. Eine wirklich gelungene neutrale Darstellung zu diesem unrühmlichen Kapitel von Europa auf neutralem Boden. Die Ausstellung beherbergt mittlerweile nicht nur Fundstücke aus dem ersten Weltkrieg sonder auch einige Teile aus dem zweiten Weltkrieg und hier vor allem aus dem U-Boot Krieg.
Nach dieser nicht einfachen Kost genehmigen wir uns im „røde Hus“ etwas zu Trinken und zu Essen. Dabei zieht von SW ein Gewitter auf, dem ein langer Regen folgt. Wir würden gern auch noch das gegenüber liegende Aquarium besuchen, in dem vor allem Fische und Tiere der Region zu sehen sind. Es hat jedoch leider bereits ab 16:00 Uhr geschlossen.
Abends sind Gewitter und Regen durchgezogen und wir können mit der Drohne noch einmal an den Strand. Wir wollen die Szene mit der Küste und den Bunkern noch einmal einfangen.

Die Gedenkstätte für die fast 9000 Todesopfer der Skagerrakschlacht von oben. Sie besteht aus 26 großen Steinen (25 für die gesunkenen Schiffe und einen für die Toten, die auf anderen Schiffen ums Leben kamen). Die kleinen Figuren daneben sollen für die einzelnen Toten stehen.
Es ist schon spät, aber wir würden gern noch etwas Nettes trinken. Die Bars in den Roten Häusern sind leider schon geschlossen, aber die Eltern der Betreiber der ‚Thyborøn Surf Bar‘ sind zufällig da und wir kommen noch auf ein Bier mit ihnen ins Gespräch. Sie betreiben das Café im ‚Sneglehuset‘. Nach dem Bier gehen wir auch noch einmal dort hin und bewundern die reich verzierte Fassade.
- Sneglehuset
- Sneglehuset
- Die Verzierungen am Sneglehuset sind kunstvoll, aber zum Teil auch renovierungsbedürftig