Ein langer Weg nach Hause

Dass wir gestern so eine lange Strecke bei schönstem Wetter unter Spinnacker gesegelt sind, haben wir uns teuer erkauft. Denn heute ändert sich die Windrichtung nicht. Wir haben weiterhin Südost bis Süd und der Wind nimmt den Tag über zu. Das bedeutet, wir müssen 36 Seemeilen nach Hause kreuzen!

Um das zu schaffen, sind wir pünktlich aufgestanden. Es regnet und der Wind steht genau auf die Einfahrt zum Burger See. Von der Mecklenburger Küste haben die Wellen schon ausreichend Anlauf kommen, so dass hier nun richtig Seegang ist. Wir motoren nach draußen, schnell sind wir so natürlich nicht. Draußen setzen wir das gereffte Groß und rollen die kleine Genua nur teilweise aus. Selbst das ist zu viel und so reffen wir das Groß noch weiter ein. Der Südost bläst mit 5 – 6 Windstärken.

Es ist ein harter Kampf gegen den Seegang. Nach zwei Stunden haben wir gerade mal Großenbrode querab. Jeder von uns spielt im Kopf die Alternativen durch: Nach Großenbrode, nach Grömitz oder nach Wismar könnten wir laufen, wenn wir den Kampf nicht durchhalten. Aber keiner von uns spricht das aus. Wir wollen es schaffen.

Nach 4 Stunden hört der Regen endlich auf und es kommt etwas Sonne heraus. Leider dreht der Wind nun weiter südlich und nimmt ab, so dass wir nicht mehr richtig vorankommen und Stück um Stück ausreffen.

Eine Stunde später nimmt der Wind wieder zu und wir reffen wieder ein. Eine weitere Stunde später reffen wir wieder aus. Langsam können wir das, aber es nervt!

Achteinhalb Stunden später säuselt der Wind nur noch mit 3 Windstärken und wir bergen vor Travemünde hungrig und erschöpft die Segel. Bei dem Seegang war es schwierig unterwegs Kaffee oder Tee zu trinken. Ich schmiere schließlich Brote, um den ärgsten Hunger zu bekämpfen.

Über Funk hören wir viel über ein Schiff namens Arcadia, dass aus Travemünde auslaufen soll. Die Ausflufsdampfer wollen gleichzeitig mit auslaufen. Muss wohl was besonderes sein.

Das Heck der Arcadia

Als wir in die Trave einlaufen, trauen wir unseren Augen nicht: die Ufer sind voller Menschen, klassische Musik ist zu hören und uns kommt ein unglaublich großes Kreuzfahrschiff entgegen. Die Menschen applaudieren, die Passagiere der Arcadia stehen auf ihren Balkonen und wir fahren dazwischen und bilden uns spaßeshalber ein, dass man uns für unsere heutige Leistung applaudiert 😉

Nach 10 Stunden sind wir endlich in Schlutup. Gestern haben wir nur 7 Stunden für die Strecke gebraucht. Nun bräuchten wir dringend eine warme Mahlzeit, aber der Kocher streikt und qualmt aus dem Auspuff. Das können wir jetzt nicht gebrauchen!

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