Keine Möwen angeln, das bringt Unglück!

9. Seetag

Bönnerup – Grenaa
15,4 sm
SW-S 4-6

Die Windräder in Bönnerup drehen sich nun kräftig und ich frage mich, wie weit die Flügelspitzen wohl hinab reichen?

Die Windräder in Bönnerup drehen sich nun kräftig und ich frage mich, wie weit die Flügelspitzen wohl hinab reichen?

Es verspricht ein zwar windiger, aber angenehmer Segeltag zu werden. Es sind SW 4-5 angesagt und wir verlassen kurz vor Mittag Bönnerup. Wir haben uns mit einem alten Kollegen von Klaus und seiner Frau dort verabredet.

Das erst Stück bis Fornäs geht es nur mit Genua II auch ganz gut, wenn auch sehr böig. Als wir Fornäs erreicht haben, müssen wir feststellen, dass der Wind mittlerweile fast ganz auf S gedreht hat und es kein Landschutz mehr gibt. Wir entscheiden, die Genua zu bergen und die letzten 4 sm unter Maschine nach Grenaa zu fahren. Bei 5-6 Wind und 1,5 Ktn Strom gegenan und einer kurzen steilen See hat es diese Strecke aber auch in sich. Lorrikeet meistert sie aber mit sehr weichen Bewegungen.

Unter Motor vor Grenaa

Unter Motor vor Grenaa

So können wir unsere Gäste an Bord begrüßen und bei Kaffee Erinnerungen bzw. Neuigkeiten über den alten Arbeitgeber austauschen.

Schon die gesamte Zeit seit wir im Hafen sind, gibt es jede Menge Hafenkino und wir haben damit zu tun, anderen beim Festmachen zu helfen. Als unsere Gäste uns verlassen haben und wir darüber nachdenken, dass Fischbüfett des Hafenrestaurants zu beehren, schweift der Blick von Klaus zur Hafenmole. Dort treibt in dem Moment eine deutsche Yacht mit halb geborgenem Großsegel ohne Fock auf die Steinmole.

Dann hört man auch schon das Rumpeln des aufsetzenden Rumpfes. Wir nehmen sofort die Beine in die Hand und alarmieren den Hafenmeister, denn die Yacht benötigt bestimmt Hilfe. Von dort laufen wir auf die Mole, wo bereits einige Segler mit Fendern bewaffnet dem Havaristen helfen und es gelingt Ihnen, die Yacht soweit zu schieben, dass man sie mit dem Bug durch den Wind bekommt. Sie sind erst einmal wieder frei.

Von Grenaa Richtug Hafen und Ostsee fliesst die Grenaaen. Viele Anwohner haben sich kleine Bootsanleger gebaut

Von Grenaa Richtug Hafen und Ostsee fliesst die Grenaaen. Viele Anwohner haben sich kleine Bootsanleger gebaut

Beim Auslaufen kann man sehen, dass kein Motor läuft. Jemand versucht sie ohne Erfolg über UKW zu erreichen. Neben den wenigen, die wirklich etwas tun, gibt es naturlich auch jede Menge Sehleute mit ebensovielen guten Ratschlägen. Nach einer dreiviertel Stunde hat man sich auf der Yacht offenbar wieder gesammelt und macht einen neuen Anlauf. Der Hafenmeister bittet uns die Yacht per Zuruf in die Nähe vom Kran zu lotsen. Wir sind uns alle nicht im Klaren, ob die Yacht Wassereinbruch hat. Diesmal nehmen sie die Mole in Luv ganz eng und schaffen es in den Hafen. Man merkt den beiden Männern die Nervosität an.

Sie begreifen aber, was für sie vorbereitet ist. Nach einem holprigen Anleger unter Segeln, da die Pier auflandig liegt, nehmen wir sie zusammen mit dem Hafenmeister in Empfang. Leck war die Yacht glücklicherweise nicht.

Idyllische Terrasse an der Grenaaen

Idyllische Terrasse an der Grenaaen

Als sich die Aufregung gelegt hat und wir mittlerweile auch unser Abendessen am Fischbüfett hatten, statten wir den Beiden noch einmal einen Besuch ab, um zu fragen, ob sie noch weitere Hilfe benötigen. Sie erzählen, dass sie zunächst einen wunderbaren Segeltag von Middelfart bis Grenaa hatten. Dann lies sich zunächst nicht die Fock einrollen. Durch das Schlagen brach die Schotbefestigung. Sie bargen die Fock komplett und wollten das Groß unter Motor in der Hafeneinfahrt bergen. Der Motor startete zwar auch, gab aber just in der Hafeneinfahrt den Geist auf. Dadurch trieben sie dann auf die Steinmole. Als sie wieder draußen waren, kamen sie dann vor lauter Aufregung nicht auf die Idee, ihr UKW abzuhören bzw. einen Hilferuf abzusetzen. Draußen brach dann auch noch der Baumniederholer, so dass sie ausreffen mussten.

So haben sie mindestens morgen einen ausgedehnten Basteltag incl. Boot kranen, um mögliche Schäden am Unterwasserschiff begutachten zu können.

Auf dem Weg hatten sie aus Übermut eine Möwe geangelt. Jeder Seemann weiß, dass man das nicht macht. Es geht die Sage, dass in den Möwen die Seelen der ertrunkenen Seeleute weiterleben. Selbst wenn man das nicht glaubt, sollte man nicht das Schicksal herausfordern.

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