Hafentag in Hals
Heute morgen liegt das Schiff zwar nicht so stark über, weil der Wind von hinten kommt, also nun aus westlicher Richtung und wir hier sehr geschützt liegen, aber nichtsdestrotrotz sind es 6-7 Bft in Böen 8. Spätestens beim Gang auf die Mole, wo die Gischt aus dem geschützten Limfjord nach oben spritzt, ist die Entscheidung klar: Wir bleiben einen weiteren Tag hier.
Wir genießen also ein entspanntes Frühstück und besuchen anschließend den mittelalterlichen Markt vor dem Museum in der alten Festung, die während des 30jährigen Kriegs hier gebaut wurde. 1814 war es mit der Festung vorbei, da sich die Dänen mit den Franzosen gegen England verbündet hatten, was letztere nicht so witzig fanden. Die Überreste konnte die örtliche Bevölkerung dann gut für den Bau ihrer Häuser verwenden. Nur der Wall und das Zeughaus blieben über, in dem sich heute das Museum befindet.
Dort, im Museum, lernen wir auch noch den Hintergrund zu den Bunkern, die wir vorgestern abend entdeckt hatten. Die Deutschen hatten während des 2. Weltkriegs hier eine Stellung, erst in der alten Wallanlage, wo sie auch einen Aussichtsturm und Barracken gebaut haben. Zum Jahreswechsel 1943/44 haben sie dann diese Bunker und weitere Anlagen gebaut, um die Einfahrt und den Einflug in den Limfjord unter Kontrolle zu haben. Nach Ende des 2. Weltkriegs haben sie sich aus den Anlagen in Hals zurückgezogen und in den Bunkern verschanzt, wo sie dann auf die britischen Truppen gewartet haben, die erst 9 Tage später hier ankamen.
Aber keine Sorge, wir haben auch viel Spaß auf dem Markt, wo wir nicht nur alte Handwerkskünste betaunen können, sondern auch leckeres Essen bekommen. Außerdem treffen wir die kleine dänische Familie wieder.
Als wir auf dem Rückweg zum Boot im Hafengebäude zur Toilette wollen, haben sie sich dort zum Tee niedergelassen und die kleine 3jährige Tochter erklärt uns, dass wir mit ihr spielen sollen. Ok, unter der Bedingung, dass wir auch Tee bekommen. Wir holen also alles notwendige von Bord und spielen erst mit der kleinen Rachel, die uns bereits vollständig in ihr Herz geschlossen hat, bevor wir mit den Eltern weiter reden dürfen. Erst als die Lütte unruhig wird, brechen wir ab und verabreden uns abends zum Tanzen, denn hier ist im Moment jeden abend Live-Musik aus den 60er Jahren.
Kurz vor halb acht werden wir abgeholt. Die Lütte freundet sich gleich mit unserem Plüsch-Papagei an. Sie erzählt die ganze Zeit, dass sie gleich mit uns Tanzen geht und mit Papa und Mama natürlich, aber die sind wir für sie heute irgendwie abgemeldet. Wir sind heute ihre Helden und sie ist natürlich der Boss 😉
Zur Freude des ganzen Festzelts legen wir dann also zusammen mit der Kleinen eine heiße Sohle auf den Asphalt. Ab und zu dürfen Mama und Papa auch mal. Als Klaus und ich ein einziges Mal miteinander tanzen, fließen bei ihr die Tränen, also müssen wir schnell wieder einen Versöhnungtanz tanzen…
Als wir zurück an Bord gehen, hat der Wind etwas abgeflaut. Wir beschließen, morgen die Chance zu nutzen, um wieder ein Stückchen nach Süden zu segeln. Wir haben nun zwar Karten vom Limfjord, aber das nächste Tiefdruckgebiet ist bereits im Anmarsch und dies wird anscheinend nicht unser letzter Hafentag wegen Starkwind bleiben.