Spinnaker statt Pizza

Vitte (Hiddensee) – Warnemünde
56,4 sm
ONO – NNO 1 – 5

Wir fahren am Leuchtturm Dornbusch vorbei

Wir fahren am Leuchtturm Dornbusch vorbei

Heute morgen weckten uns die Schwalben schon vor dem Wecker, um uns zu erzählen, wie schön das Wetter ist. Wir beeilen uns, aus dem Hafen zu kommen. Bis zum Dornbusch motoren wir und nutzen die Gelegenheit zum Frühstücken. Dann setzen wir die Segel. Zu Beginn haben wir 3 – 4 Beaufort Wind, aber es wird immer weniger. Wir setzen den Spinnaker. Im Windschatten des Dornbusch wechselt zudem noch ständig die Richtung. Wir machen eine Halse, um weiter raus zu kommen. Das scheint für ein paar Minuten zu helfen. Dann bleibt der Wind fast ganz weg. So geht das doch nicht: Wir haben noch über 50 Seemeilen vor uns. Da reichen 2 Knoten Geschwindigkeit nicht aus!

Steilküste des Dornbusch

Steilküste des Dornbusch

Der Wind hat ein Einsehen und kommt nach einer Weile wieder und bläst von da an beständig mit 3 – 4 Beaufort. Zeitweilig haben wir sogar 5 Beaufort. Es ist leicht diesig. Der Dornbusch ist schnell verschwunden, der Windpark Baltic I mehr zu ahnen als zu sehen. Mit Hilfe unseres Thermometers und eines nassen Lappens ermittele ich die Gefahr für Nebelbildung:  Sie ist hoch.

Schöner Spinnakerkurs

Schöner Spinnakerkurs

Auf diesem Kurs sind wir heute anscheinend als einzige unterwegs. In Gegenrichtung kommen uns am Darß jedoch viele Yachten entgegen, die bis dahin von Warnemünde motort sind und nun eine nach der anderen die Segel setzen, um weiter Richtung Barhöft zu laufen. Die haben sich heute morgen wohl für die falsche Richtung entschieden. Wir bereuen nicht, noch einen Tag auf Hiddensee gewartet zu haben und genießen die wunderschöne Tour. Hinter dem Darß müssten wir direkt vor dem Wind laufen. Wir laufen deshalb ein Stück hoch bis in die Nähe der Kadettrinne. Dort machen wir eine Spihalse und haben nun einen angenehmeren Kurs nach Warnemünde. Der Wind frischt auf und wir bekommen Lorrikeet etliche Male ins gleiten. Das GPS zeigt kurzzeitig bis knapp über 10 Knoten an! Vor lauter Aufregung ist uns der Mund trocken, aber bei der Fahrt trauen wir uns nicht, noch Tee zu servieren oder die Pizza warm zu machen.

Beim Bergen nimmt der Spinnaker ein unfreiwilliges Bad in der Ostsee und ist schon wieder nass. Letztes Mal hat es mehrere Tage gedauert bis wir ihn wieder trocken hatten.

Im "Anflug" auf Warnemünde

Im „Anflug“ auf Warnemünde

Kurz nach 17 Uhr sind wir fest im Yachthafen Hohe Düne. Der Hafen ist gigantisch groß. Bislang hatten wir immer einen Bogen um ihn gemacht, da uns solche künstlichen Welten nicht so liegen, aber eine Chance sollten wir ihm geben und so probieren wir ihn mal aus. Die Hafeneinfahrt ist bei Nordost 4-5 schon ganz schön schauklig. Bei mehr Welle aus der Richtung würden wir doch lieber in die Warnow laufen. Die Boxen sind alle durch Sorgleinen gesichert – wie nett! Auf unserem Steg gibt es in der Mitte ein Sanitärgebäude mit luxuriösen Einzelbädern. Die Hafengebühr ist jedoch bei weitem nicht so fürstlich wie der Hafen. Etwas irritiert uns, dass das Hafenbüro (sieht aus wie eine Hotelrezeption) schon um 18 Uhr schließt. In Svinemünde war es rund um die Tür geöffnet und das bei viel weniger Schiffen.

Blick über den Yachthafen Hohe Düne

Blick über den Yachthafen Hohe Düne

Wir machen unsere Pizza warm und gehen anschließend im Steakhaus ein Bier trinken. Insgesamt wirkt alles etwas verlassen und steril. Es fehlt die Laufkundschaft wie in Kühlungsborn, die das Ganze belebt. Trotzdem genießen wir den wundervollen Ausblick über den Hafen und die Einfahrt in die Warnow.

Zum Sonnenuntergang gehen wir hinaus auf die Ostmole. Im Hafenbecken liegt ein merkwürdiges Schiff, dass auf der Wasserseite eingezäunt ist. Von der Mole aus finden wir heraus, es ist die Robbenstation. Einige Robben ahlen sich dort auf den Pontons. Ob man die wohl besichtigen kann? Es steht nichts dran.

Sonnenuntergang jenseits der Warnoweinfahrt

Sonnenuntergang jenseits der Warnoweinfahrt

Weiter draußen auf der Mole machen wir noch eine unerwartete Entdeckung: Einzelne Steine der Mole sind umgestaltet zu Gedenksteinen. An manchen Stellen liegen auch einfach nur Blumensträuße. Den Hintergrund kennen wir nicht. Wir fragen uns, ob den Menschen nach einer Seebestattung der Ort zum Trauern fehlt?

Zurück an Bord sind die zum Trocknen ausgelegten Polster und Schlafsäcke nass vom Tau. Wir verbringen den Abend damit, sie mit Hilfe der Heizung unter Deck wieder zu trocknen.

 

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