Hafentag in Vitte
Eigentlich wollten wir heute nach Warnemünde. Die GRIB-Daten hatten versprochen, dass der nachts einsetzende Regen gegen 9 Uhr Vormittag aufhören sollte. Der Wind sollte weiter östlich drehen und abnehmen. Der Regen wusste aber anscheinend nichts davon und hörte erst gegen 14 Uhr auf. Die Strecke nach Warnemünde ist uns zu lang, um ca. 10 Stunden bei 8°C im Regen zu frieren. Deshalb haben wir dann um halb elf Plan B in Kraft gesetzt und sind in Vitte geblieben.
Wir haben uns von dem auf Vorrat gekochten heißen Tee eingeschenkt und die Heizung angeschaltet. Auf dem großen Tisch haben wir unsere Übungskarte vom Englischen Kanal ausgebreitet, das Heft mit den Übungsaufgaben aus dem Sportseeschifferkurs aufgeschlagen und uns im Trocknen und ganz klassisch terrestrisch quer über den Kanal navigiert. In solchen Momenten wird uns immer wieder klar, was für ein Segen für die Menschheit die Erfindung der Satellitennavigation ist!
Als der Regen endlich aufhörte, rauchten uns mittlerweile die Köpfe. Zum Abkühlen mieten wir uns wieder Fahrräder und besuchen das Gerhart Hauptmann Haus. Alles ist ganz wundervoll erhalten und gepflegt. Den Informationen zu ihm und seinem Werk hätte etwas mehr Platz nicht geschadet, aber auch so haben wir eine Menge gelernt.
Ganz anders beim Asta Nielsen Haus, das wir anschließend ansteuern. Auch sie hat ein Haus auf Hiddensee gekauft und hier viel Zeit verbracht. Auf einem Plakat hatte ich gelesen, dass dort derzeit eine Fotoausstellung zu sehen sein sollte. Das Haus wirkt von außen viel kleiner als das Haus von Gerhart Hauptmann und eher heruntergekommen. Einladend ist was anderes. Wir beschließen weiter zu radeln und machen uns so unsere Gedanken zu diesem Gegensatz und was wir daraus lernen.
Nach Neuendorf führt eine 5 km lange breite Straße. Wir genießen die Fahrt und beschließen am Hafen in Neuendorf ein Fischbrötchen zu essen, aber oh Schreck, plötzlich ist der Hinterreifen an Klaus‘ Fahrrad vollkommen platt. Flickzeug haben wir natürlich nicht und die Telefonnummer vom Verleiher auch nicht. Glücklicherweise gibt es hier wie überall auch einen Fahrradverleih und der hat natürlich Flickzeug. Selbstverständlich erklärt er uns auch, wie viel besser der Service bei ihm in solch einem Fall wäre. Nebenher lernen wir, dass die Hufeisen der Pferde kleine Feuerstein-Kiesel auf den Straßen zersplittern lassen und Feuerstein tut dann das, wofür er seit Jahrtausenden bekannt ist, er zerfällt in messerscharfe Splitter. Heutzutage bohrt er sich anschließend mühelos in einen Fahrradreifen. Wir lernen außerdem noch, dass man 1974 hier Öl entdeckt habe und es fördern wollte. Deshalb wurden die Betonplatten verlegt. Vorher gab es nur Sandpisten. Glücklicherweise lohnte sich die Ölförderung nicht. Das Fahrrad ist schnell geflickt, nur Fischbrötchen gibt es anschließend nicht mehr. Der Laden hat schon zu. Zurück in Vitte ergeht es uns nicht anders. Wir ziehen uns an Bord zurück, backen Pizza für morgen und lernen noch, was alles die Gezeiten beinflusst.