Ueckermünde – Trzebiez/Ziegenort (Polen)
29,6 sm
SO 4 – 6, vormittags wolkenlos, nachmittags aufziehende hohe Bewölkung
Heute morgen dürfen wir endlich mal wieder ausschlafen. Als wir aufwachen ist es schon sehr warm im Schiff. Die Sonne scheint aus allen Knopflöchern. Wir frühstücken im Cockpit und als wir gegen Mittag auslaufen, sind wir froh draußen auf dem kühleren Haff zu sein. Der Wind weht kräftig genau aus der Richtung in die wir wollen. Wenn wir nicht schon wieder motoren wollen, müssen wir kreuzen. Wir setzen nur die Genua. Das reicht erst einmal aus.
Auf der Seekarte ist die deutsch-polnische Grenze eingezeichnet zusammen mit einer dichten Kette von kleinen gelben Tonnen. Bis dorthin wollen wir laufen, dann eine Wende fahren und parallel zur Grenze bis zu den rot-weißen Tonnen, die das Fahrwasser markieren. Direkt an der Grenze ist der für uns befahrbare Bereich sehr viel schmaler, da einige Untiefe weit hinaus in das Haff ragen. Davor und dahinter haben wir laut Seekarte viel Platz zum Kreuzen.
Leider sehen wir keine Reihe an gelben Tonnen, statt dessen plötzlich jede Menge Stellnetze. In der Karte wird zwar überall vor Stellnetzen gewarnt, aber auf deutscher Seite waren nur wenige Netze zu finden. Hier auf der polnischen Seite stehen sie plötzlich dicht an dicht und sind nicht so einfach zu sehen. Nachts möchte ich hier nicht durch kreuzen. Auch tagsüber ist es spannend. Der Wind nimmt etwas ab und wir setzen zusätzlich das Groß mit einem Reff.
Gut zu sehen ist das Fahrwasser vom Seekanal nach Svinemünde zur Oder. In regelmäßigen Abständen steht jeweils ein großes Leuchtturmpaar, das weithin erkennbar ist. Als wir das Fahrwasser passiert haben und weiter Richtung Osten laufen, kommt der Wind plötzlich wieder und frischt auf bis auf 6 Windstärken. Wir bergen das Groß wieder.
Wir wollen nach Ziegenort an der Mündung der Oder in das Haff. Dazu müssen wir neben dem Hauptfahrwasser eine einzelne grüne Tonne finden und von dort mit 150 Grad auf die Hafeneinfahrt zulaufen. Das Problem ist nur: Wir finden keine grüne Tonne. Wir laufen ein Stück an der Peillinie vorbei und versuchen uns anhand der Tiefenlinie in das Loch zu tasten. Das gelingt uns jedoch nicht. Als das Echolot 1,90m anzeigt, laufen wir auf. Der Untergrund ist weich und mithilfe der Fock kommen wir schnell wieder frei. Hier hilft usn der ablandige Wind.
Der Hafen hat noch eine zweite Zufahrt von der Oder her. Wir fahren also ein kleines Stück die Oder hinauf und probieren es noch einmal. Wenn wir von dieser Seite auflaufen, wird es schwierig, dann hilft uns kein ablandiger Wind mehr. Die Wassertiefe in der Zufahrt sinkt auf 2,30 m. Anschließend wird es wieder tiefer. Wozu heißt es dann im Hafenhandbuch, dass die Liegeplätze auf 3m Wassertiefe sind, wenn Schiffe mit solch einem Tiefgang gar nicht in den Hafen kämen?
Im Hafen soll man auf Heckbojen liegen. Das haben wir zum letzten Mal vor 10 Jahren in Darßer Ort gehabt. Wir beschließen an die mittlere Mole zu gehen, um wenigstens gegen den Wind anzulegen und nicht mit dem Wind. Als wir um die Ecke biegen sehen wir, dass dort gar keine Heckbojen liegen und einen Heckanker haben wir nicht so schnell parat, also legen wir uns längsseit an die Mole. Das Echolot beschwert sich schon wieder. Wir haben nur 2 Meter Wassertiefe.
Da wir uns nicht sicher sind, ob wir so liegen bleiben dürfen, gehen wir gleich zum Hafenmeister. Der ist gerade damit beschäftigt ein neues Kartensystem für die Sanitäranlagen in Betrieb zu nehmen. Unser Liegeplatz ist für ihn ok. Er drückt uns freudestrahlend als den ersten Kunden seines neues Systems eine Karte in die Hand und meint, dass wir Hafengeld auch noch später zahlen könnten.
Wir würden uns morgen gern Stettin ansehen. Auf der Karte hatten wir gesehen, dass eine Bahnlinie von Ziegenort nach Stettin führt und erkundigen uns danach. Leider Fehlanzeige: die Bahn fährt nur im Sommer. Wir müssen den Bus nehmen. Der fährt jedoch nur bis Police, wo wir noch einmal umsteigen müssen. Es wird also spannend. Mal sehen, ob wir das ohne Polnischkenntnisse hinbekommen. Wir haben glücklicherweise ein Wörterbuch. Das muss morgen auf jeden Fall mit!
Solange es hell ist, schauen wir uns noch den Ort an. Es gibt viele alte Häuser. Einige wenige Häuser sind in einem sehr guten Zustand. Viele Häuser bräuchten mindestens etwas Farbe. Ansonsten fällt uns auf, dass es in jedem Haushalt ein bis zwei Hunde zu geben scheint, die uns meist ignorieren und manchmal schwanzwedelnd ankläffen.
Der Fischereihafen ist sehr eindrucksvoll. Die Fischerboote sind klein und bunt und es gibt enorm viele sehr hohe Trockengestelle für Netze und Reusen. So können wir uns vorstellen, wie es unter der Wasseroberfläche im Haff wohl aussieht.