
Beim Warten auf die Frühstücksbrötchen können noch die neuen Travellerschoten, die neue Großschot und die neuen Genuaschoten bewundert werden
Dieses Wochenende wollen wir Lorrikeet an die Trave verlegen. Der Wetterbericht verhieß nichts Gutes: Von schwachen Winden aus südlichen Richtungen sollte der Wind mit dem Durchzug einer Kaltfront im Laufe des Vormittags auf NW 6-7 drehen, inklusive natürlich entsprechender Regenfälle. Was sollen wir tun? Freitag abend war das Wetter noch wunderbar, aber als ich an Bord ankomme, steckt Klaus kopfüber in den Eingeweiden und schraubt an der Heizung. Von auslauffertig sind wir weit entfernt. Es wäre eine schöne Nachttour, aber wir sind beide müde. So beschließen wir alles für einen frühen Start am nächsten Morgen vorzubereiten. Wir kochen Kaffee und Tee, um die Thermoskannen zu füllen, räumen auf. Leider denken wir nicht rechtzeitig daran, noch einzukaufen.
Heute morgen stehen wir noch im Dunkeln auf. Klaus wartet vor dem Supermarkt, bis er um sieben Uhr öffnet. Ich mache das Schiff klar zum Auslaufen. Als wir die Leinen einsammeln, geht gerade die Sonne auf und das wunderschöne Morgenrot ist der Vorbote der kommenden Front. Noch weht der Wind ganz schwach aus südlichen Richtungen. Draußen frühstücken wir erst einmal. Bei DP07 wird um 8 Uhr in der Konferenz die Lage der Front und ihre Auswirkungen diskutiert. Wir geben unsere aktuelle Windmeldung durch. Es ist immer noch ein wenig von der Sonne zu sehen, aber der Wind fängt an, Richtung Westen zu drehen und weht bereits mit 3-4. Noch ist alles schön. Die anderen berichten, dass die Front Regen bringt und 4-5 Windstärken. Na, dann ist ja alles gut. Wir segeln beruhigt weiter.
Durch das Offentief müssen wir bereits kreuzen. Nun bereuen wir, nicht am Tag zuvor eingekauft zu haben. Dann wären wir schon längst hindurch, bevor der Wind soweit rumdreht. Wir hoffen nun, dass der Wind entsprechend weiter dreht, damit wir nicht auch noch nach Travemünde kreuzen müssen. Draußen steht jetzt eine schwarze Wand. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass wir jetzt umdrehen sollten und uns in Tarnewitz verkriechen, aber wir wollen ja nach Travemünde.
Um 10 Uhr haben wir dann das Offentief endlich passiert. Nun ist die Front da. Wir binden ein Reff ins Groß. Leider bleibt der Wind bei West stehen, so dass wir nun auch noch nach Travemünde kreuzen dürfen. Das Reffen war gerade rechtzeitig, denn nun haben wir Windstärke 6 – 7, wie versprochen. Noch haben wir kaum Seegang, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Von unserem Funkgerät hören wir nichts mehr. Wir finden schließlich heraus, dass das Handgerät eine Macke hat und immer unseren Außenlautsprecher abschaltet. Wir nehmen also das Handgerät ab, um wenigstens hören zu können. Einen Lagebericht geben wir um 10 Uhr in der nächsten Konferenz bei DP07 nicht mehr ab. Keiner von uns hat Lust, bei dem Geschaukel unnötig herum zu turnen.
Der Seegang kommt schneller als uns lieb ist, einmal dreht uns eine Welle soweit auf die Seite, dass von Lee eine See ins Cockpit steigt. Das hatten wir noch nie. Als der Seegang weiter zunimmt, fangen unsere Schubladen an, sich selbständig zu machen. Bislang waren sie immer brav an ihrem Platz geblieben, aber das ist ihnen nun zu viel. Im Geiste setzen wir Sicherungshaken für die Schubladen auf die Einkaufsliste.
Unterwegs hält mal wieder der Tonnenleger auf uns zu. Das hatten wir im Urlaub schon einmal. Wir sind nicht sicher, was er vorhat. Da ich nicht weiß, ob ich die Höhe halten kann, um in Luv vorbei zu gehen, falle ich ab, um ihm wenigstens ein deutliches Signal zu geben. Eigentlich wollte ich die Höhe noch halten. Jetzt wäre das Handset praktisch gewesen, um sic mit ihm über Funk zuverständigen.
Als wir schließlich durchgehend 7 Windstärken haben, binden wir noch das zweite Reff ins Groß. Wir laufen nur 4 – 5 Knoten. Der Seegang und das dadurch schlagende Groß bremsen uns. Vor Travemünde ist der Seegang schließlich so unangenehm, dass wir auch das Groß noch bergen. Wir binden es seitlich an die Reling. Nun sind wir plötzlich viel schneller. Das hätten wir schon eher tun sollen!
In der Einfahrt zur Trave nimmt der Seegang endlich ab und die Spannung beginnt von uns abzufallen. Gegen 13 Uhr machen wir im Passathafen fest. Wir haben einen Mordshunger und nach dem Mittagessen steht erst einmal ein Nickerchen auf dem Programm. Vorher müssen wir jedoch das Schiff trocken legen. Es hat am Mast durchgeleckt, vorne an der Luke, an den Fenstern und irgendwo auch mal wieder inder Hundekoje. Der Regen hört auf, die Sonne kommt heraus, nur der Wind weht noch kräftig.