Als wir erwachen, ist der Hafen in dicken Nebel gehüllt und es dauert, bis die Sonne ihn auflöst.
Bei leichtem Wind verlassen wir den Hafen in strahlendem Sonnenschein. Trave-Trafic berichtet von guter Sicht und NW 2-3 Bft. Zunächst setzen wir das Großsegel und die Genua 2. Doch bereits nach wenigen Minuten stellen wir fest, dass der Wind immer mehr abflaut. Also wird der Spinnaker klargemacht und gesetzt. Im Bereich des Lübeck-Gedser-Weges ist aber auch mit dieser Beseglung nichts mehr anzufangen. Hier ist es keine gute Idee, ohne Fahrt herumzutreiben, da zu bestimmten Zeiten die Fähren die Trave verlassen bzw diese anlaufen.
Wir bergen den Spinnaker und schieben mit Motor in gemütlicher Geschwindigkeit bis unter die Mecklenburgische Küste. Plötzlich werden wir sehr aufmerksam. Was zunächst wie eine ärgerliche Umweltverschmutzung aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen, als wir vorbei fahren, als eine Flaschenpost in einem Marmeladenglas.
Sofort drehen wir um und fischen die Flaschenpost aus dem Wasser. Zwei Jungen, die in Pelzerhaken Urlaub machen, haben mit sehr viel Liebe eine Nachricht verfasst und diese in dem Glas am Vortag auf der Seebrücke von Pelzerhaken ausgesetzt. Immerhin hat diese Post mindestens 24 Stunden in der Lübecker Bucht geschwommen und schon einige Strecke zurückgelegt. Es versteht sich von selbst, dass die beiden von uns eine entsprechende Postkarte aus dem nächsten Hafen bekommen.
Hallo Ihr Beiden, solltet ihr das hier lesen, seid ganz herzlich gegrüßt. Wisst ihr eigentlich, dass der Rekord der Laufzeit einer Flaschenpost 132 Jahre ist? Sie wurde zu wissenschaftlichen Untersuchungen im Indischen Ozean am 12.6.1886 von einem Segelschiff ausgesetzt und 2018 in Australien gefunden . (https://www.guinnessworldrecords.de/news/2018/3/alteste-entdeckte-flaschenpost-der-welt-ging-vor-132-jahren-uber-bord)
Unter der Mecklenburgischen Küste ziehen schwache Brisenstriche auf und wir versuchen es wieder unter Segeln. Es erweist sich aber nur als kurzes Aufleben. Schnell ist die Brise verschwunden und es bleibt uns nichts anderes übrig, als den Motor zu starten, wenn wir bis Sonnenuntergang Timmendorf/Poel erreichen wollen.
Im dicht gepackten Hafen finden wir noch einen Platz an der Mole. Der Wind ist mittlerweile ganz weg und die Ostsee liegt spiegelblank vor dem Hafen. Wir erleben einmal wieder den legendärer Sonnenuntergang auf der Mole. Am Steg musiziert ein Segler mit Gitarre und singt Songs im Stil von Neil Young.