Das Wetter öffnet ein Türchen für einen großen Satz nach Westen

Wir stehen früh auf und verlassen bereits um 7:00 den Hafen. Das Frühstück gibt es einmal wieder nach dem Auslaufen. Der Wind aus NO schiebt uns bei 3 Bft zügig aus dem Salzhaff. Wir haben das ungereffte Großsegel und die große Genua 1 gesetzt.

Seegang im der Mecklenburger Bucht

Seegang im der Mecklenburger Bucht

Bereits bei der Kielung merken wir, dass der Wind zu nimmt. Als wir die flachen Bereiche verlassen haben, wird die Segelfläche verkleinert, da Lorrikeet zunehmend schwer auf dem Ruder liegt. Dies ist immer ein deutliches Zeichen. Dazu muss die Genua 1 geborgen und die schwerere Genua 2 gesetzt werden. Dies ist in dem Seegang, der sich über dem Rerik-Riff aufgebaut hat, kein leichtes Unterfangen. In voller Montur mit Lifebelt krieche ich bis zum Bug und berge das Segel. Als größtes Problem stellt sich das Öffnen der Schäkel heraus. Hier muss ich mir in Zukunft noch etwas einfallen lassen. Die Genua lässt sich als Segelknäuel ins Cockpit bringen und dort in den Segelsack stecken.

Das Setzen von Genua 2 bringt ein weiteres Problem zu Tage. Zum Einfädeln des Vorlieks muss einer die ganze Zeit im Bugkorb sitzen, was bei Seegang nicht ganz ohne ist. Die zweite Person im Cockpit muss steuern und am Fall ziehen, wobei die Reibungsverluste der vielen Fallumlenkungen an den Kräften zehren. Am Ende schlüpfe ich für das letzte Viertel zurück ins Cockpit und nutze die große Fockschotwinsch, um das Fall zu holen.

Als die Genua 2 steht, stecken wir noch das erste Reff ins Großsegel. Nun läuft Lorrikeet wieder erheblich ausgeglichener. Mittlerweile weht der NO-Wind mit 5 Bft und wir segeln mit knapp 8 knt über Grund in Richtung Fehmarnsund. Dies ist genau die Geschwindigkeit, die wir brauchen, um einen Tagessprung von 70 sm zu schaffen.

Wir nutzen die ruhige See im Fehmarnsund für Tee und Kucheneine Stärkung mit

Wir nutzen die ruhige See im Fehmarnsund für Tee und Kucheneine Stärkung mit

Als wir bereits um 11:30 Uhr die Fehmarnsund Brücke passieren, hegen wir gute Hoffnung, dass wir die Strecke nach Kiel schaffen. Also geht es weiter und nicht nach Heiligenhafen. Dies war der Plan B.

Aus den Mitteilungen von DP07 und dem laufenden Funkverkehr vernehmen wir, dass die Bundeswehr in der Hohwachter Bucht heute Schießübungen durchführt, allerdings ist dann häufig nicht das gesamte Gebiet gesperrt. Ein Anruf bei Todendorf Marine Radio bringt Klarheit, dass wir tatsächlich nicht das gesamte Warngebiet umfahren müssen. Das Gebiet nördlich des Kiel-Fehmarnsund-Weges ist frei. Also können wir bereits ab der WG-T11 einen West-Kurs steuern.

Wir passieren die Friedrichsorter Enge in der Kieler Förde

Wir passieren die Friedrichsorter Enge in der Kieler Förde

Bei NO Wind rollt Lorrikeet heftig Richtung Kiel-Leuchtturm. Glücklicherweise hält der Wind fast bis in die Kieler Förde durch. Man merkt aber schon, dass er wie angesagt, langsam abnimmt. Gegen 16:00 Uhr stehen wir zwischen den beiden östlichen Sperrgebieten und lassen uns per Mobilfunktelefonat einen Platz in Stickenhörn zuweisen. Lorrikeet läuft immer noch 5,5 knt und wir erreichen gegen 17:30 Uhr den Hafen. Das war eine reife Leistung!

Bereits nachmittags bemerken wir aus Südost den Aufzug einer Schlechtwetterfront. Meine Mutter besucht uns bereits an diesem Abend an Bord. Der Liegeplatz lässt ein problemloses Übersteigen zu, dass sie selbst mit höherem Alter noch bewerkstelligen kann.

 

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