Der erste kleine Segelausflug

Vergangenen Samstag war es nun soweit: Ein kleines Zwischenhoch hatte sich schützend über die westliche Ostsee gelegt und ein sanfter Seewind blies die Trave aufwärts. Das ideale Wetter, um zum ersten Mal die Leinen loszuwerfen und die Segel zu setzen.

Zuvor musste natürlich der Motor gestartet werden. Auf das Drehen des Zündschlüssels folgte jedoch keinerlei Reaktion. Kein Strom? Wir greifen zum Spannungsmesser und prüfen Batterie und Kabel. Einen Fehler können wir auf Anhieb nicht finden. Ich mache mich leicht frustriert daran, das Deck zu schrubben. Klaus lässt das keine Ruhe. Er findet schließlich einen abgerissenen Kabelschuh. Nun glühen immerhin die Lämpchen und die Tankanzeige bewegt sich, aber wenn ich den Schlüssel drehe, geht alles wieder aus. Die Batterie? Die hatten wir doch gerade ersetzt, aber in der Not durch eine Gebrauchte. War wohl schon etwas zu viel gebraucht…

Klaus holt ein Starthilfekabel und siehe da, mit Hilfe der Verbraucherbatterie springt der Motor an. Wir legen ab, fahren rückwärts raus, Klaus legt die Pinne, um kräftig Gas nach vorwärts zu geben und das Schiff zu drehen. So kennen wir das bislang, aber das gefällt der Lady gar nicht. Sie haut ihm die Pinne vor den Bauch und dreht sich aus Protest anders herum. Naja, hier ist ja genügend Platz zum Üben. Das werden wir schon noch lernen.

Nachdem Leinen und Fender verstaut sind, probiere ich nun mein Glück: Vorwärts, rückwärts, Kreise fahren, auskuppeln, Pinne loslassen und schauen was sie macht ohne uns. Sie dreht und legt sich quer zum Wind. Das waren wir bislang auch anders gewöhnt. Gut, das soll erst einmal reichen mit der Fahrstunde. Nun ziehen wir das Groß hoch. Die Segellatten verhakeln sich in den Lazy Jacks. Toll ist das nicht, aber eine Patentlösung haben wir auch nicht. Hat jemand einen Vorschlag?

Den Motor kuppeln wir aus und lassen ihn mittuckern. Sie fährt gut hoch am Wind, aber das Groß steht noch etwas seltsam. Klaus darf ein wenig trimmen. Das Endergebnis ist noch nicht regattareif, aber so geht es erst einmal. Nun die Fock. Wir haben das kleinste Exemplar gesetzt. Das Setzen war furchtbar anstrengend. Das Fall ist sehr schwergängig. Wahrscheinlich ist es einfach zu dick. Aber jetzt müssen wir sie nur noch ausrollen. Das Ergebnis sieht merkwürdig aus. Sie steht viel zu hoch, aber das lassen wir für heute so.

Nun trauen wir uns auch, den Motor wieder auszustellen. Wo bleiben eigentlich die anderen, die doch eben noch neben uns waren und wieso guckt der von dem Folkeboot so ängstlich? Ach ja, so ein Folkeboot sollten wir doch nun an der Kreuz locker überholen.  Na also, klappt doch. Der Wind säuselt mit zarten 3 Bft. Wir haben das Groß ungerefft und die kleinste Fock, aber in den Böen legt sich Lorrikeet kräftig über und fährt einfach los. Vor lauter Respekt, fieren wir den Traveller und ich gönne ihr einen kleinen Gegenbauch im Groß. Das gegenseitige Vertrauen müssen wir wohl erst noch lernen. Auch das seefeste Verstauen unter Deck müssen wir noch üben.  Es rutscht erst einmal alles von der Koje.

Kurz vor Travemünde werden die Böen kräftiger, schätzungsweise 4 Bft.  Plötzlich überkommt mich die Sehnsucht nach dem Hafen und einem schönen Stück Kuchen. Wir fahren noch eine Wende und sind uns etwas unsicher, wieviel Platz wir brauchen werden, um wieder abzufallen und Trave aufwärts zu laufen. Nun, wenn man das Backstag nicht gleich fiert, ist der Wendekreis riesig und die Lady beschwert sich mit kräftigem Druck auf dem Ruder.

Vor dem Wind fahren wir locker neben einem großen Motorboot her. Wieso unser Sumlog dabei nur 2-3 Knoten anzeigt, ist uns schleierhaft. Das Rädchen haben wir noch an Land kontrolliert. Da drehte es ganz frei. Auch das Echolot geht nach dem Mond. Es zeigt abwechselnd Wassertiefen von 2 oder 20 m.  Das erhöhte natürlich den Nervenkitzel beim Kreuzen, denn die Trave kennen ich noch nicht, wie meine sprichwörtliche Westentasche. Aber auf den Nervenkitzel kann ich verzichten. Das Problem müssen wir lösen!

Vor Schlutup fahren wir dann problemlos unsere erste Halse. In der Schlutuper Wiek bergen wir das Groß. Bislang bin ich es gewöhnt, dass der Baum dann fest in der Baumstütze liegt und ich im Stehen das Schiff fahre. Das geht so nicht, der Baum hängt tief und schlackert von einer Seite zur anderen. Auch hier sind Vorschläge willkommen. Muss das so sein oder geht das auch anders?

Dann starten wir den Motor, rollen wir die Fock wieder ein und ich fahre meinen ersten Anleger. Zur Belohnung gibt es nun Kuchen und eine ausgedehnte Pause im sonnigen Cockpit.

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